Vorderer Wilder Turm, 3.177 mtr
nach erholsamer Nacht und ausgiebigem Frühstück auf der Franz Senn Hütte waren wir nicht sicher, ob wir auf die Ruderhofspitze oder den vorderen
wilden Turm sollen. Wirt Thomas hat uns den Turm empfohlen. Wir wollten uns weiter oben entscheiden, wohin es gehen sollte, am Beginn des langen Flachstückes zum Alpeiner
Ferner. Uns angeschlossen hat sich Tischnachbar Udo, ebenso ein Bergliebhaber und – wie sich später herausstellte – sehr guter Schifahrer.
Die Schneelage war ja leider mehr als dürftig, Ende Februar wäre in einem “normalen” Jahr mit Sicherheit deutlich mehr Schnee zu finden gewesen.
Aber, es reichte für unser Vorhaben.
Oben nach der Geländekuppe standen wir dann und mussten uns entscheiden, ob wir im schattigen Tal weiter flach Tal einwärts
rutschen sollten, oder, Richtung verborgen Berg Ferner und weiter Richtung Turmferner (oder seinen Resten), in der Sonne, aufsteigen sollten.
Wir entschieden uns für die Sonne, zumal ein recht frisches Lüfterl wehte.
Ein gutes Stück vor uns lotste ein Bergführer seine Gruppe hoch.
Die überholten wir vielleicht 350 hm unter den Gipfel. Der finale Anstieg war steil, aber eine angenehm angelegte Spur schwächte diesen Umstand ab.
Alsbald konnten wir das Gipfelkreuz erblicken und waren auch gleich beim Schidepot.
Es täuschte, denn dort, wo man das Kreuz sehen kann, schien es, als ob es schnell und leicht erreichbar wäre.
Aber mit “schnell” und “easy” war es nix! Bald führte ein Stahlseil die Felsen entlang. Der erste Pulsbeschleuniger war eine bauchige – sehr ausgesetzte – Stelle,
aber wenigstens Nervenschonend mit Stahlbügel entschärft. Als nächstes wartete der Turm – der nicht umsonst “wilder” ist, mit einem Minikamin der
Sorte “hot” auf. Man kann sich aber gut am Stahlseil hinaufziehen und dann wurde es auch schon eng für 3 dort oben.
Deshalb verkrümelte sich Richard als
erster wieder hinab, er gab mir und ich dann Udo etwas Support, was die Trittfindung anbelangt. Da hat sich wieder einmal bewiesen, dass ein wenig
gutes Zureden schon einen viel besseren Kletterer aus einem machen kann .
Zurück beim Schidepot war die Fünferschaft samt Bergführer gerade dabei, Steigeisen anzulegen. Zudem nahm sie der Guide allesamt ans Seil.
Keine Ahnung, wie das dann gegangen ist. Allein der Platzmangel am Gipfel…..
Wir aber klackten in die Latten und hatten vom Gipfelkreuz bis zur Hütte exakt 1h 07 Minuten – nicht zu unterschätzende – Arbeit.
Dort gabs dann Belohnungsschnitzi und noch ein Ratscherl, bevor wir uns auf den abenteuerlichen Weg zum Auto machten (Nochmal knapp 45 Minuten,
inclusive verschiedenen Fachsimpeleien mit bergwärts marschierenden Gleichgesinnten).
Fazit: den Gipfel kann ich jedem nur empfehlen. Hilfreich ist ein Klettersteigset fürs Finale. Das kann allerhand Spannung aus der Sache
nehmen.
Richard, Udo, Christian, 24.2.2023