Trockerscharte, 2.308 mtr

Trockerscharte, 2.308 mtr

wenn jetzt gleich einer anfängt, wo/was/warum/wie? Trockerscharte? Ich konnte im Kartenmaterial keinen Namen für diese Scharte finden. Und weil ich irgendwann einmal ein Video auf Youtube da hinauf gesehen habe, tituliert mit „Jäger-Trocker-Führe“ (ich kanns leider grad nicht finden), ist das für mich die Trockerscharte. Bis mir jemand schlüssig was anderes erzählt, dann kann ich immer noch den Tourtitel ausbessern 😉

Um 06:45 Uhr war ich mit Kaffee fertig und habe auf ein Zeichen der Kollegschaft gewartet. Dann, zeitgleich als ich mich für ein Solo in die Axamer Lizum entschied und dies per SMS mitteilte, hat Martin O. geschrieben: „es ist noch wolkelig, wir warten noch……“ (auf was eigentlich?) 🙂

Oki, um 07:45 Uhr war ich am Parkplatz drinnen und mit mir eine Schar Gleichgesinnter. Wie Exoten wurden wir von einer Hundertschaft Japaner bespechtelt, die sich mit 5 Reisebussen zur Abfahrt bereit machten.

Mein Ziel war noch nicht ganz klar, Ampferstein, Marchreisenscharte, irgendwo in diesem Bereich. Hauptsache schön im Schatten, wo der Pulver noch stauben wird (obwohl es die „Herren“ hinauf – pipifein in der Sonne, auch fein gewesen wäre). Am Weg hinauf kam auch mal ein harmloses, aber spektakulär aussehendes Staubwolkerl daher.

Oben im Lizumer Kar dann mußte ich mich entscheiden. Mit den Massen oder was „Extriges“? Hähä, lacht mich nicht diese schöne Reißn an, wo ich sowieso schon lang mal rauf wollte. Feine +10cm Pulver der edelsten Sorte auf teils griffigem, teils halbfesten Grund. Nix Fackeln – auffi!

Spuren war halb so schlimm, die Harscheisen wären fein gewesen, weil ich dauernd weggerutscht bin. In der Hand gehabt hätte ich sie sogar, was bezweckt man eigentlich damit, daß man 150 Gramm NICHT mitnimmt? Platzen hätti können, vor lauter Blödheit. Ich spure dann hinauf bis zum Flaschenhals, hinter dem die Felsen anfangen und dem Teil der Rinne, der nicht mehr so gut einsehbar ist.

Die Steilheit wird wohl zwischen 35 + 40° sein da hinauf. Für die Abfahrt sehr edel, im Aufstieg zumindest ein bißchen, spannend. Dann sehe ich, daß mir einer folgt. Ein Spurschmarotzer? Das kann ja gar nicht sein, weil wer hier herauf nachgeht, der ist kein Spurschmarotzer, sondern der ist sicher auch infiziert. Infiziert mit dem Schitouren-Powder-Virus. Und als ich oben ankam, dauerts nicht lange, und mein Verfolger schlägt auch auf. Shake-Hand, „Bergheil“ – wir genießen den „Schartensieg“ gemeinsam und die Chemie paßt, das merkt man, wenn man sich viel erzählen kann und der jeweils andere auch zum zuhören in der Lage ist.

Ich stelle mich noch vor, Daniel tat es mir gleich. Flugs vereinbarten wir, noch gemeinsam auf die Schneiderspitze zu gehen. Vorher aber noch die 350 mtr extrageile Abfahrt hinunter.

Oben, im Felsbereich, war aufgrund der Steilheit der Powder mit grobem Untergrund nicht ganz reinrassig, trotzdem aber perfekt zu fahren. Griffiger Untergrund und Stauben vom Feinsten war angesagt. Immer schöne Sicherheitsabstände und zusammenwarten. Dann verlassen wir die Felsschlucht und ein 150 Höhenmeter langer Hang wartet darauf, von uns entjungfert zu werden. Und weil ich ja die Spurarbeit geleistet habe, durfte ich auch vorfahren. „No friends on powderdays“ hat heute NICHT gegolten 🙂

Unten kommen wir schnaubend an, mehrere Johler sind uns während dem Zöpfern ausgekommen. Es war gigantisch. Auffellen, diesmal darf Daniel spuren. Schräg hinüber zum Sommerweg und weiter aufs Plateau. Nicht lange dann haben wir auch ein Gipfelkreuz in der Tasche. Dort oben plappern wir noch und diesmal gehört die erste Spur Daniel, der sie sich ja mit dem Zweitgipfel „erspurt“ hat. Oh, wie hat es nur gestaubt.

Es war ja nur heute vormittag, dieses „Powderfenster“, wenn die Sonne mal in den Schnee scheint, ists sofort vorbei. Umsomehr sind wir aus dem Grinsen gar nicht mehr herausgekommen, weil wirs uns einfach verdient hatten!

Wir queren noch nach rechts hinaus, nicht die übliche Abfahrt vom Widersberg runter, und hauen uns im lichten Wald ins Tal, sogar ganz unten konnten wir noch unberührte Fleckerln finden. Beim Stausee schieben wir hinaus und schon sind wir beim Auto. Der Parkplatz ist mittlerweile auf einer Seite voll – alles nur Tourengeher. Wir verabschieden uns, nicht ohne daß Daniel sich einen Platz in der Verteilerliste der „Giggischen-Tourberichtseite“ sichert.

Fazit: Kurzabstecher, Zeitfenster ideal genutzt, 1000 hm, Powdergenuß wie er so schnell nicht mehr kommen wird. Und wir waren dabei!

Giggi, 21.4.2012