Transalp 2011
Transalp 2011
Vorwort:
Die Idee eine längere Radtour über einen Teil der Alpen zu machen, stammte aus Steves Feder. Bei einer Frühjahrsschitour knobeln wir die Idee etwas genauer aus. Prinzipiell bin ich dabei, habe aber leichte Bedenken sieben Tage Nonstop im Sattel zu sitzen. Im Mai recherchieren wir intensiv im Internet und suchen nach einer „ausgewogenen“ Tour. Es sollte ja kein Trainingslager werden, sondern immer noch etwas mit Urlaub zu tun haben. War gar nicht so einfach. Wir finden digitales Material für unsere Navis, ändern noch das Eine und Andere und so kommen wir auf 400 km Gesamtlänge mit 8600 Höhenmetern. Sollte in einer Woche zu schaffen sein. In den folgenden Wochen und Monaten klinken sich weitere Mitbiker in das Unternehmen ein und so treten wir schlussendlich zu Fünft die Reise in den Süden an. Es ist viel passiert in dieser Woche. Wir haben viel gesehen und es gibt viel zu berichten. Teilweise waren es fast zu viele Eindrücke an einem Tag. Man konnte oft gar nicht alles verarbeiten. Erst nach Sichtung der Fotos und des Videomaterials wurde die Geschichte ein „Ganzes“. Am Abend wurden die gesammelten Wahrnehmungen diskutiert und auf einen gemeinsamen Nenner gebracht. 18. bis 24.06.2011 (7 Etappen, 400km, 8600hm) Teilnehmer: Fuzzi, Mike, Hannes, Steve, Jemie Transalp Juni 2011 MTB – YouTube Das Wichtigste war und ist natürlich, dass wir alle heil zurück gekommen sind. Und so stehen wir nach 7 stündiger Bahnfahrt mit lachendem Gesicht am Freitag Abend am Bahnhof in Innsbruck. Die Strapazen der letzten Tage werden noch mit einem Abschlußkaffee im Stehbeisl besiegelt. 7 Etappen (7. Tag Rückreise), 400 Kilometer, 8600 Höhenmeter, 45 Stunden in Bewegung, > 80 km/h Vmax, 9 km/h Schnitt, 1 Schlauch, 5 Sätze Bremsbeläge (2x Felgenbremse, 3x Scheibenbremse), 1 Sturz (ohne Verletzung).
Die Zeitangaben sind als Zeit in Bewegung, ohne Pausen zu sehen. Höhenmeter sind absolut überwundene Meter auf der Etappe. V Schnitt ist die errechnete Durchschnittsgeschwindigkeit. V max die erreichte Höchstgeschwindigkeit der Etappe. Die 84 km/h wurden auf der Abfahrt vom Falzarego Pass erreicht. Hier haben wir sogar Autos verraucht. Die 34 km/h wurden auf der Ebene Richtung Vicenza gefahren. Für den letzten Tag nach 360 km nicht schlecht. Mehr Fotos gibt es hier >>> und das Video hier >>>. |
1. Etappe
Mayrhofen – Afens (Samstag 18.06.2011)
Ich hole Mike um 07:30 ab und wir radeln gemeinsam zum vereinbarten Treffpunkt wo wir uns um 08:00 Uhr mit Steve, Hannes und Jemie treffen. Die Räder werden im Bus verstaut und es geht nach Mayrhofen. Da kein Verkehr ist, starten wir um 09:15 von Mayrhofen Richtung Finkenberg. Zu Beginn haben wir leichte Probleme mit dem gespeicherten Track und schlagen den falschen Trampelpfad ein. Weiter geht’s nach Ginzling wo wir bei den markanten Kletterfelsen ein kleines Break einlegen. Mittlerweile ist der Himmel ziemlich dunkel geworden und wir rechnen jeden Moment mit Niederschlag. Kurz vor dem Schlegeisspeicher überwinden wir eine Baustelle (nur zu Fuß oder per Rad möglich) und stehen nach einigen Serpentinen am Stausee. Es wird ungemütlicher. Starker Wind und leichter Regen zwingen uns zur Bekleidungsnachjustierung. Auf der Schiebestrecke zum Pfitscher Joch nimmt der Wind und der Regen zu. Nach ca. 1,5h teilweise mühsamen Radl schieben stehen wir bei „Vollschiff“ am Pfitscher Joch. Um 15:30 schlagen wir am Pfitscher Joch Haus ein und legen uns perfekte Nudeln, Weizenbier, Kuchen und Kaffee runter. Die Wirtsleute sind voll freundlich, das Essen perfekt und alles zusammen lädt eigentlich zum Wiederkommen ein. Mittlerweile ist zum Regenguss noch starker böiger Wind dazu gekommen und macht die Abfahrt nicht wirklich amüsant. In der Hütte verweilen wäre eigentlich intelligenter, das würde jedoch unseren Zeitplan komplett auf den Kopf stellen. Also in den sauren Apfel beißen. Bei dieser langen und nassen Abfahrt vom Pfitscher Joch stellen wir fest dass Bremsbeläge bei Schlamm und Regen dahin schmelzen wie Eis in der Sonne. Durch diesen Schmirgelpapiereffekt sind Jemies Bremsbacken (Felgenbremse) auf Minimum. Auch müssen wir feststellen, dass Nylonsäcke NICHT wasserdicht sind. In Steves Sattelüberzug befindet sich mittlerweile ein mittelprächtiges Aquarium. Der Regenschutz meines Rucksackes hat ebenfalls eine 1 Liter Wasserblase. Unsere Neoprensocken sind sehr nützlich und bei diesem Wetter jeden Euro wert. Orkanartige Böen und waagrecht daher schießender Regen zwingen uns unfreiwillig die ganze Straßenbreite zu benützen. Ich hab gar nicht gewusst dass man beim Geradeausfahren eine 30 Grad Schräglage zusammenbringt. Auf der Straße liegen einige Äste, ja sogar ein Felsen überrascht uns in einer Rechtskurve. Neben der Straße ist auch der Bach übergegangen. Wir suchen Schutz in einem Stadel. Hier warten wir das gröbste ab. Trotz Blödelei und guter Stimmung wird uns nach einer Weile kalt und wir entschließen uns zum Weiterradeln. In Afens finden wir um 19:00 Uhr im Gasthof Pension Graushof eine Unterkunft. An dieser Stelle sei sehr positiv erwähnt dass wir (wir sahen echt aus wie die Schweine) von der Chefin des Hauses herzlich aufgenommen wurden. Als besonderes Service wurde unsere sämtliche Dreckwäsche gewaschen die wir anschließend im beheizten Schuhraum zum Trocknen aufgehängen durften. Super fein. In gleich angenehmer Weise geht es beim Abendessen weiter. So pipifein gespeist haben wir schon lange nicht mehr. Bei Schlutzkrapfen, Roastbeef, Kroketten und Kartoffelpüree vergessen wir schnell das erlebte Sauwetter. Die Nachbesprechung ist sehr ausgiebig und es gibt viel zu Lachen. Da der morgige Tag eine eher leichte Etappe ist, hauptsächlich den Radweg entlang geht, entschließen wir uns zum Frühstück um 08:00 Uhr. |
2. Etappe
Afens – Maria Saalen (Sonntag 19.06.2011)
Wir haben gut geschlafen und voll erholt genießen wir das üppige Frühstück. Wir starten um 09:30 vom Gasthof Graushof in Afens. Hier ist es uns gut ergangen, nochmals „Vergelts Gott“. Die Wetterkapriolen des Vortages sind vergessen. Zunächst steuern wir das zuvor im Internet recherchierte m2bike in Sterzing (nach Sterzing Richtung Brenner) an. Denn dieser geile Laden hat auch am Sonntag geöffnet !!! Das ist die Rettung für Jemie und sein Bike. In kurzer Zeit sind die neuen Bremsgummis montiert und wir können weiterhin gemeinsam die Reise fortsetzen (also immer noch zu fünft). Jetzt mit gepimpten Reifendruck (gecheckt ebenfalls bei m2bike), denn es sollte ein gutes Stück Asphalt folgen. Nach einem kurzen Abstecher durch die Sterzinger Altstadt (das musste einfach sein) biegen wir auf den Radweg parallel zur Autostrada. Dort legen wir nach einer kurzen Speedphase (wer hat die beste Schräglage am Foto) wieder einen normalen Gang ein. Gewonnen hat übrigens Mike, siehe unten. Dieser Teil des Radweges (vor Franzensfeste) ist wirklich interessant. Es läuft bestens und so rollen wir alsbald durch Franzensfeste und biegen ab weiter Richtung Aicha. Wir schlängeln uns durch einen lässigen Wald auf einem ebenso lässigen Waldweg. Spaghetti, Schnitzel und Tagliatelle, Cappuccino, Schwarzwälderkirsch und Apfelstrudel. So schauts aus. Wer viel Radelt verdrückt auch viel. Mit voller Wampe ist der nächste Anstieg ziemlich heftig aber zum Glück nur kurz. Es geht wieder ziemlich Kreuz und Quer durch das Gelände und wir bewundern die geniale Trackaufzeichnung. So manchen Schleichweg hätten wir sicher nicht gefunden. Mit Karte wäre es viel schwieriger, vielleicht teilweise unmöglich. Nach Ehrenburg geht es nochmals zur Sache. Ein letzter heftiger Anstieg mit Schiebepassage erwartet uns. Es geht hoch nach Maria Saalen wo wir uns im Gasthof Saalerwirt einquartieren. Auf der Terasse genießen wir noch die Abendsonne bei einem Weizen und einem alkoholfreihen Bierli. Das Abendessen fällt perfekt und üppig aus – gut gekocht. Auch die Zimmer sind pipifein. Sehr empfehlenswert der Saalerwirt, hat uns sehr gut gefallen. |
3. Etappe
Maria Saalen – Lavarella Hütte (Montag 20.06.2011)
Wieder nach einem sehr ausgiebigem Frühstück verlassen wir (ungern) um 09:15 den Saalerwirt. Der erhält von uns klare five stars *****, es war sehr angenehm hier.
Es geht stetig auf einem Asphaltband nach oben Richtung Enneberg. Zwischendurch lassen wir es auf den kurzen aber knackigen Abfahrten so richtig krachen.
Es geht durch San Vigilio und man kann erkennen dass hier im Winter die Post abgeht. Momentan macht es eher einen gemütlichen Eindruck. Ab hier wechseln sich im Rautal ständig Asphalt und Schottertrails ab – sehr lässig.
Es folgt ein ewig langer und flacher Anstieg zum Refugio Pederu. Ab hier geht es jedenfalls zur Sache. Die nachfolgenden 500 Höhenmeter gehen so richtig gut in die Wadel. Ähnlich 3er Stütze zur Seegrube gehts nach oben. Immer mit absolut genialen Ausblicken – das motiviert. Wasser sollte man jedenfalls vorher getankt haben denn in dieser Schotterwüste staubt es recht kräftig. Zu allem Überdruss überholt uns noch ein stinkender Geländewagen – ganz toll.
Nach dem ersten steilen Anstieg entschädigt ein absolut geniales Panorama an einem Bergsee. Hier machen wir Pause und saugen die Umgebung in uns auf. Gestärkt starten wir in den 2ten steilen Anstieg. Bekanntes Erlebnis: Bei vollem Drehmoment 1x Reifen durchgehen und absteigen, was solls.
Einer der schönsten Plätze ever seen erwartet uns auf dem Plateau zur Lavarella Hütte. Und wir haben uns erneut verbessert – um 14:00 Mittagessen, neuer Rekord. Das Radlfahrerteller fährt gut ein, Nudeln so wie sie sein sollen, sehr lecker. Da es sich mit vollem Bauch schlecht radeln läßt, chillen wir in der Nachmittagssonne auf der Terasse und genießen die geniale Aussicht. Abchillen auf der Terasse Am späten Nachmittg folgt eine Baarfußwanderung zum nahen Bergsee gefolgt von einigen Klettereinlagen am Boulderfelsen. Eventuell das nächste mal Kletterschlappen mitnehmen. Als wir zur Hütte zurück marschieren können wir noch zwei Murmelen beobachten. Die Baarfußwanderung von Jemie wird definitiv unterbrochen als ich eine Schlangenwarnung ausrufe. Eine (vermutlich) Kreuzotter quert unseren Weg.
Nach einem, wie soll es anders sein, ausgiebigem Abendessen nehmen wir noch einen Schlummertrunk zu uns (kleine Biere und heisse Schokolade) und sind so gegen 22:00 Uhr bereit für unser 5er Zimmer. Sehr gemütlich. Im Laufe des Abends hat sich heraus gestellt dass die Vorreservierung optimal war. Ansonsten hätten wir eine Notmatratze am Gang aufschlagen müssen. Die Hütte war gerammelt voll. Doch bevor wir das Licht endgültig aus knipsen, machen wir noch ein paar Außenaufnahmen in der „blauen Stunde“.
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4. Etappe
Lavarella Hütte – Alleghe (Dienstag 21.06.2011)
Wir starten um 08:00 Uhr von der Lavarella Hütte. Wieder genehmigen wir uns ein sehr üppiges Frühstück (Essen, Trinken und Unterkunft waren perfekt). Heute sollten wir es auch brauchen, denn wir sind 13 Stunden unterwegs. Der heutige Tag wird unsere Königsetappe. Der erste Anstieg geht vorbei an der Fanes Hütte und dann etwas heftig nach oben zum Passo di Limo. So heftig dass wir absteigen und ein gutes Stück schieben. Mit vollem Bauch geht es sowieso nicht besonders (Soll lediglich eine Ausrede sein :-)). Am Passo di Limo (Gipfelfoto) Am Passo di Limo Am Passo erwartet uns bereits das erste Highlight – ein Bergsee mit exzellentem Panorama. Pflichtfoto beim Kreuz und weiter über eine Hochebene – die Highlands lassen grüßen. Auf genialen Trails bolzen wir bis zum Talschluß. Dann runter vom Rad und zu Fuß steil abwärts. Hier heisst es aufpassen, es sind recht heftige Passagen dabei. Vorher genießen wir allerdings noch einen Blick Richtung Mormolada und Sella Gruppe (Hab ich allerdings erst zu Hause gegoogelt, was solls, hat uns trotzdem gefallen). Nach der Schiebepassage geht es zeitweise wieder auf dem Rad weiter, jedoch mit größter Vorsicht denn plötzlich taucht das eine oder andere unüberwindbare Hindernis auf und wir drücken wieder kräftig unsere Stopper bis zum Anschlag. Obacht, es geht stellenweise zur Sache. Zwischendurch, nur so zur Abwechslung, wird auch mal gefahren 🙂 Der nächste Anstieg geht zuerst auf einem Schotterweg durch den Wald und mündet schlußendlich in ein Asphaltbandl hoch zum Valparola Paß. Hier breaken wir kurz (Powerriegel und H2O) und treten rüber zum Falzaregopaß.
Jetzt geht es grausam zu Sache – wir stellen den Geschwindigkeitsrekord auf dieser Tour auf. Wir verschnupfen sogar einige Autos und die Motorbiker haben nur auf Grund der (natürlich) besseren Beschleunigung aus der Kurve heraus, ein Leiberl. Das war echt geil. So geil dass wir bei der nächsten Abzweigung vorbei schießen und wieder ein gutes Stück retour treten müssen. Der folgende Anstieg sollte es in sich haben. Zuerst einen schmalen, teilweise sehr steilen Asphaltweg hoch zur Cinque Torre Hütte und von hier über einen staubtrockenen, sausteilen Schotterweg mit langer Schiebepassage weiter. Konditionsprüfung. Zum Glück haben wir alle das richtige Schuhwerk an. Mit meinen SIDI Tretern hätte ich hier keine Meter gehabt. 5 Torre Hütte
Endlich am Refugio Averau angelangt, (ich hatte fast schon geglaubt, dass wir heute nicht mehr den Gipfel sehen,aber so kann man sich täuschen) bin ich stark für Spaghetti zu Mittag. Offensichtlich sind alle gleicher Meinung, da gar nicht lange herumgemurrt wird. Das Stück war lang und anstrengend. Steiler Anstieg zum Refugio Averau Auf der anderen Bergseite muss ein Stück über die Piste bebrettert werden. Sehr heftig, da grobes Geröll und viel Schotter herum liegen. Wir steigen ab – vorsichtshalber. Dann geht es rechts weg (den Abzweig haben wir auch wieder verpennt) und so haben wir ca. 50 Höhenmeter im Schiebe- und Tragmodus quer nach oben zu überwinden. War gut anstrengend. Dafür werden wir wieder mit einem genialen Trail belohnt. Der Trail endet und es geht über Wiesengelände den Hang hinunter. Irgendwann entspringt wieder ein Schotterweg dem Gelände und der zieht sich am Geländescheitel ziemlich steil ins Tal. Hier werden unsere Bremsanlagen wieder maximal gefordert.
Und Wiesenabfahrten Zwangspause – Steve hat einen Platten. Der Reserveschlauch, vermutlich Generation 1972 oder so, hat nämlich gar kein Ventil :-), komisch, funktioniert auch gar nicht wirklich. Also wird im Teamwork der Patschen geflickt. Die Klebepads stellen sich als genial heraus. Nach wenigen Minuten geht es mit Steves verbundenem Finger (der wurde von dem Felsdorn der im Mantel steckte aufgerissen) und geflicktem Schlauch weiter. Wieder eine Höllenabfahrt mit Top Speed. Die 205er Scheibe vorne hat sich hier wieder besonders in Szene gesetzt – optimale Bremsleistung. Die 185er hinten wurde leicht angeraucht, ist jedenfalls seit dieser Abfahrt etwas dunkler eingefärbt. In Selva di Cadore zweigen wir nicht direkt nach Alleghe ab, sondern nehmen den langen Weg Richtung Pescul. Dort über den Bach und wieder einen Waldweg – wie soll es anders sein – nach oben. Es zieht sich. Endlich taucht ein vermeintliches Ziel – eine Hütte – auf. Sollte aber noch nicht das höchste Tagesziel sein. Nach dem wir ein Gewitter abwarten, meint der Hüttenchef, dass es ungefähr 800m Schiebestrecke sind. Er hat recht. Endlich oben angelangt adjustieren wir uns zu einer endlos langen Abfahrt. Sehr abwechslungsreich. Steile Trails, steile Waldwege, steile Wiesen und … genau … steile Trampelpfade durchs Nirgendwo (1 mal kurz verfahren, aber nur sehr kurz). Wir kommen nach einem wahnwitzigen Weg (Hinterhof, Treppen, Trampelpfad) im Ortskern von Coi heraus. Wir riechen Zielluft. Die letzten Höhenmeter pressen wir in gewohnter Manier talwärts und schlagen um 21:00 Uhr in Alleghe auf. Nach kurzer erfolgreicher Zimmersuche, sollte unser Abendessen ebenso Rekordverdächtig werden, wie unsere Tagesetappe war. Ein kleiner Auszug: 2 Pizzen, 1/2 l Hauswein, 1 Tiramisu, 2 Cappuccino, 1 großes Tüteneis waren meine Ausbeute. Die Kollegas hatten ähnliches. Voll breit, aber nicht betrunken legen wir uns um 24:00 Uhr aufs Ohr. |
5. Etappe
Alleghe – Feltre (Mittwoch 22.06.2011)
Heute haben wir keinen Stress. Es stehen lediglich 79 Kilometer mit 700 Höhenmetern auf dem Programm. Also fast schon eine Radweg Etappe im ebenen Gelände :-). Nachdem wir noch ordentlich im kleinen Supermarkt Proviant bunkern geht es um 09:30 endlich los. Wir umfahren einen Teil des Alleghe Sees und haben schon die erste schnelle Talfahrt hinter uns als wir quer durch den Markt von Agordo fahren, im Schritttempo natürlich. So mancher Einkaufswütige hatte sicher einen leichten Groll auf uns als wir durch den Menschenauflauf querten. Quer durch den Markt von Agordo Nach einem Anstieg nach Rivamonte Agordino geht es fast eben das Tal entlang. Bei Tiser geht es wieder nach unten, mit Schmackes denn die Serpentinen machen wieder Laune auf Bremsen austesten. Bei Titelle zweigen wir ins Val del Mis ab. Dieses sehr enge Tal beeindruckt durch seine engen felsigen Schluchten und hohen Felswänden beiderseits.
Am Lago del Mis versuchen wir erfolglos ein Mittagessen zu ergattern und biken dadurch weiter bis Santa Giustina Belluno wo wir eine exzellente Verpflegung im Ristorante ll Lauro erhalten. Der Chef des Hauses bedient sogar persönlich obwohl er eigentlich bereits dicht machen wollte. Denn unserem Motto auf spätes Mittagessen treu bleibend, ist es wieder gut nach 14:00 Uhr. Unser Freund tischt uns perfekt zubereitete Spaghetti Vongole und Promodoro sowie ein ganz spezielles Starkbier in 0,7 Liter Flaschen auf. Da ich kein Biertrinker bin setze ich die Fahrt relativ „locker“ aber nicht betrunken fort. Weiter geht es auf der leider stark befahrenen Landesstrasse nach Feltre wo kurz vor der Ortseinfahrt ein kleiner Ausritt in den Strassengraben mein Durchschnittstempo stark nach unten reisst. Zum guten Glück steige ich sauber ab und lande in einer weichem Wiesenböschung. Als ich so im Graben stehe und nach oben blicke, meint eine freundliche Stimme „Weisst Fuzzi, es ist nie schlecht wenn man einen Helm trägt“. Wo er recht hat, hat er recht, der Jemie. Die Geschichte ist natürlich besonders witzig, da er selbst zu diesem Zeitpunkt keinen Helm trägt :-). Unverletzt (zum guten Glück) geht die Fahrt weiter. Nach dieser kurzen Zwangspause laufen wir in Feltre ein und haben nach kurzer Zeit eine nette Unterkunft im la Casona gefunden. Nach kurzem Refresh treffen wir uns an der Bar auf einen kleinen Umtrunk bevor wir ins Centro radeln. das La Casona Erschwerlich ist die Suche nach einem gemütlichen Plätzchen fürs Abendessen. Nach einer unfreiwilligen Stadtrundfahrt (ich hatte ziemlich Kohl und war entsprechend sauer) reißen wir endlich eine Pizzeria auf und legen los. Die üblichen Kohlehydrate wandern in den Magen. Italienische Küche ist einfach perfetto. Die Irrfahrt durch die Altstadt von Feltre (Nahrungssuche) Ausklingen lassen wir den Abend mit einem Bier und einer riesen Packung Chips vor dem la Casono. Ist übrigens auch bestens zu empfehlen. Nette Zimmer und SUPER Radler Frühstück. Five Stars ***** |
6. Etappe
Feltre – Bassano del Grappa (Donnerstag 23.06.2011)
Wir haben gut geschlafen, sind entsprechend erholt und genießen das Radlerfrühstück. Alles was das Radlerherz begehrt. Jegliche Art von Kohlehydraten, Eiweis etc, etc. Aber pfeif drauf. Es kann auch mal eine Ladung Eier mit Speck oder frisches Ölbrot mit diversen Wurstsorten, zB. leckerer Salami sein. Ok, wenigstens ein Müsli oder ein Joghurt hat noch Platz. Genug Nahrung gebunkert. Mit Trinkbarem schaut es eher schlecht aus. Wir geben auf der Hauptstrasse aus Feltre hinaus richtig Gas. Ich übernehme heute Morgen die Führung und plaziere uns zu einem kleinen Supermarkt in Rasai wo wir uns mit Wasser und noch einigen Kleinigkeiten versorgen. Wohl wissend dass es heute noch einmal richtig anstrengend werden sollte. Mit vollem Tank Richtung Seren del Grappa Richtig! Wir schlängeln uns durch Seren del Grappa und das Tal weiter Richtung Monte Grappa von dem noch weit und breit nichts zu sehen ist.
Kurz nach der Ortsausfahrt dann ein Schild mit 20% Steigung und Steinschlaggefahr, Aha! Aber es sollte noch schlimmer kommen. Sehr motivierend !!! Super motiviert drücken wir in die Pedale und es fährt sich eigentlich ganz gut. Die 20% fahren sich eigentlich leichter als erwartet. Spass bei Seite. Irgendwann muss das Ding mit den RICHTIGEN 20% ja kommen. Ja genau. Nämlich als ich gerade zwei KleinLKW, vermutlich von der hiesigen Straßenmeisterei an mir vorbei lasse, langsam wieder Fahrt aufnehme, sehe ich sie. Die Wand, die sich vor mir in einer langen Geraden auftürmt. Bei knappen 30° C ein wahrer Leckerbissen den zu Verzehren es nicht leicht fällt. Als ich gerade meine Pulsuhr checke und bemerke dass ich jenseits von Gut und Böse pulsiere, legt die Steigung nochmals einen drauf (vermutlich 25% oder so) und ich steige ab. Das ist mir einfach zu heftig. Lediglich Mike drückt das Teil durch, alle anderen machen ebenso eine Schiebepause. Das steilste Teilstück: es IST heftig, die Perspektive täuscht. Trotzdem blödeln wir kräftig herum, dass uns so richtig die Luft vor lauter Lachen ausgeht. Wir kriegen uns eine Zeit lang gar nicht mehr ein und ich muss wirkliche stehen bleiben, da ich mit Lachanfall keine Luft mehr bekomme. Irgenwann geht es dann doch wieder weiter und im dichten Wald wird es richtig angenehm kühl. Das motiviert wieder und so nehmen wir wieder Tempo auf bis ein Plateau mit erkennbarem Rastziel, sprich Almhütte in Sichtweite kommt. Da wir gut im Zeitplan sind beschließen wir eine Drinkpause bei Radler und Saft einzulegen. Jemie sehr relaxed Weiter im Takt und stetig hoch zum Monte Grappa der mittleerweile gut erkennbar ist. Noch acht Kilometer sagt uns das Schild – und die ziehen sich. Einmal um den Berg herum, vorbei an einer Eselfarm, Richtung Süden. Plötzlich ziehen dichte Nebelschwaden vom Tal nach oben und es geht ein kalter Wind. Mit übergeworfenen Windjacken erreichen wir endlich das Endziel, fast. Ein kleines Stück muss noch zu Fuss bewältigt werden und endlichen stehen wir am Ersten Weltkrieg Denkmal, am Gipfel des Monte Grappa. Wir sind alle recht happy da das geplante Endziel der Transalp erreicht ist. Bevor wir allerdings die Talfahrt antreten, kehren wir noch im Resti ein und verdrücken noch einen Toast und noch zwei, drei andere Kleinigkeiten. Der Abend wird, wie fast schon traditionell, in einer Pizzeria verbracht. Bei Pizzen und Pasten, Vinos und Birras wird kräftig diskutiert und gelacht. |
7. Etappe
Bassano del Grappa – Vicenza (Freitag 24.06.2011)
Ok, das wars also. Fast. Nach dem gemeinsamen Frühstück löst sich die Gruppe auf. Hannes setzt die Reise fort in Richtung Jesolo und will noch einige Tage am Strand abhängen. Feines auschillen sozusagen. Also setzen wir im Quartett die Reise fort. Nach dem Start vom Hotel Brennero, stehen wir auf der Ponte Vecchio und genießen die klare Morgenluft. Die Umgebung wird nochmals aufgesaugt.
Wir wählen eine Ausfallstraße und stoppen nochmals an einem Supermarkt. Hier wird Wasser getankt. Brunnen hatten wir keinen gefunden und das Wasser vom Hotel wollten wir uns nicht zutrauen. Nach einigen Minuten verlassen wir die Hauptstrasse und sind auf einer wenig befahrenen Seitenstraße unterwegs. Wir wechseln uns im Tempomachen ab und dadurch geht es gut voran. Bald wird der Ort Nove passiert und die Fahrt in Richtung Scaldaferro und Bressanvido fortgesetzt. Tempo, Tempo. Wir haben zwar alle Zeit der Welt, jedoch läuft es ausgezeichnet. Der Schlaf war offensichtlich sehr erholsam und das Frühstück Kräfteaufbauend. Um 11:00 schlagen wir am Haupteingang vom Marco Polo auf. Es ist ziemlich was los und Mike und ich stellen uns in der Schlange vor der Kasse an. Steve und Jemie bewachen derweil unsere Räder. Wir lösen 4 Tickets zu je 16,90.- € bis zum Brennero. Für die Räder berappen wir je 3,50.- €. Für 280 Kilometer sind 20,40.- Euronen ein wahres Schnäppchen. Liebe ÖBB! Da könnt ihr euch eine Scheibe davon abschneiden, denn für 35 Kilometer von Innsbruck nach Scharnitz verlangt ihr 6,70.- plus Rad 2,00.- macht 8,70.- Euronen. Vicenza – Verona – Bozen – Brennero – Innsbruck,. Und dazwischen Warten. In Summe benötigen wir auf Italienischer Seite drei Züge. Sehr lästig das ewige Ein- und Aussteigen. Nächstes Problem: Die Radwagons haben lediglich Platz für 18 Fahrräder. So mancher Zustiegsvorgang wurde leicht hektisch, da am Bahnsteig eine richtige Herde von Bikern wartete. Und jeder will natürlich in den nächsten Zug. Hier könnte die Bahn, zumindest zur Urlaubszeit etwas nachbesssern. Trotz der Hektik haben trotzdem alle Platz. Die Zugbegleiterin aus Südtirol ist sehr nett und drückt kräftig beide Augen zu. So haben statt 18 auch mal 22 Räder platz. Das ewige Ein- Ausgesteige ist anstrengend und so machen wir auch einmal ein Auge zu. Außer Steve, denn der hat ja das Foto geschossen. Am Brenner raus aus dem Italiano und rein in den Austria. Wie üblich hat es einen vollen Bibber am Brenner. Nix mehr mit knappen 30 Grad. Bei 12 Grad reissen wir wieder unsere Jacken aus den Rucksäcken. Kompliment an dieser Stelle an die ÖBB. Die Fahrt vom Brenner nach Innsbruck war nämlich gratis. Es kam kein Schaffner. Molto Grazie. In Innsbruck wird im Ruetz noch ein wirklich leckerer Verlängerter und eine ebenso leckere Nußschnecke verdrückt. Das wars jetzt wirklich. Fuzzi, Juli 2011 |