Tor, 2.033 mtr
Nein, es ist nicht “die Tour für Fußballbegeisterte”, und nein, “Tor” war kein Wunschziel von mir. Aber, der Tag hat schon ein bissi verwunschen angefangen. Während MarTina das letzte Modul Ihrer Ausbildung zum Lehrwart als Rope-Skipperin absolviert, bin ich Partner, Coach und Chauffeur, der nach Niederöblarn fuhr. Dort – im Sportcenter beim Flugplatz – findet das ganze statt. Erst als ich mir Gedanken machte, was ich denn tun könnte, schaute ich genauer nach, wo dieses Niederöblarn eigentlich ist.
Schladming ist nicht weit und damit das Dachsteinmassiv mit seinen unendlichen Möglichkeiten in greifbarer Nähe (bis zur Talstation der Dachsteingletscherbahn sind es etwa 40 km). Ich erinnerte mich, dass Markus R. mit seinen Kumpels diese Gegend schon besuchte und bat ihn leihweise um Kartenmaterial. Grazie Raffl, sehr wertig! Und www.bergsteigen.at hat bewiesen, dass die dort enthaltenen Tourentipps und Beschreibungen untopbar sind. Schnell forschte ich den “Anna-Klettersteig” aus und sah ihn schon “in meiner Tasch`”. Aber……
Es fing damit an, dass ich während der Auffahrt zur Gletscherbahn draufkam, dass ich die Geldtasche nicht mithabe. Und es galt Maut zu zahlen. Ich fuhr weiter und hoffte (was für ein “Tor” war ich nur), dass vielleicht in der Tourenbeschreibung das mit der Maut ein Fehler war. Ui, Tourenbeschreibung? Bärig, die liegt auch zuhause. Aber, was solls, jetzt gilts erst mal zu schauen, ob man überhaupt ohne Bargeld und Bancomatkarte die Mautstraße raufkommt. Ich gehe zur Mautnerin und erkläre ihr mein Missgeschick. Sie hat ein Herz und sagt, “ich hab`Dich nicht gesehen” und ließ mich durch. Hürde eins gemeistert. Und, das mit der Tourenbeschreibung kann ja so wild nicht sein, wird ja wohl alles angeschrieben sein und, eine Karte habe ich auch mit.
Also marschiere ich bei der Talstation der Gletscherbahn weg und habe nur etwas von “20 min” im Kopf. Wo sind denn irgendwelche Schilder, die auf “Anna-Klettersteig” hinweisen? Nix, aber auch gar nix zu sehen. Einzig der “Johann” wurde beschrieben. Und ich merkte mir, dass man den “Johann” weitergehen kann, wenn der “Anna” aus ist. Also, marschiere ich Richtung Johann-Steig. Dann nahm ich die Karte raus und suchte einen Anna Klettersteig. Vergebens. Nicht eingezeichnet!?
Nach der Südwandhütte kommen mir zwei Einheimische Burschen entgegen, die ich nach dem Anna-Steig frage. “Oi ins Schuttfeld und dann sigstess scho”. Ohmei, gar nix habi gseegn, ich marschiere – trotzdem noch gut gelaunt – einfach drauf los.
Bald hole ich 3 Damen ein, die im Begriff waren, ein steiles Schuttfeld hinaufzukoffern. Ob sie denn wissen, wo der Anna-Steig ist? “Jaja, da ganz hinten, bist viel zu weit gegangen, bist bald am Tor”. Und warum hier gar nichts beschildert oder beschrieben ist? “Die Schilder toans im Herbst weg!” Warum, ist mir unklar. Also, ich war 100 hm unter dem “Tor” und sagte mir, da geh`ich jetzt rauf und dann suche ich den Klettersteig. Oben genoss ich einen schönen Ausblick, schnappte einen Apfel und Kekse und brach dorthin auf, von wo ich kam.
Nach 30 min war ich am Abzweig und konnte Steigspuren erkennen und oben Farbtupfer. Ein steiler Steig, direkt am Hang, war schön markiert und führte zur Anseilnische. Nach ein paar Metern dann der Einstieg. Ich wuchte mich hinauf und es hatte den Anschein, dass sich die Schwierigkeiten aufbauen.
Nach 35 Höhenmetern dann, stand ich so in der Wand und bekam plötzlich Angst. Niemand da und es war ganz ruhig. Und ich hatte das Gefühl, dass meine Knie schlottern und in meinen Händen gar keine Kraft ist heute. Wo ist das übliche Ungestüme? Ich kann es nicht sagen, jedenfalls machte mir die Situation sehr zu schaffen und ich entschied mich kurzerhand, abzubrechen und das kleine Stück ab zu klettern.
Besser heil zurück, und unversehrt. Bis zur Südwandhütte lasse ich die Klettersteigsachen an. Dort baue ich um und füttere Dohlen.
Dann war ich in 20 Minuten beim Auto und fuhr zurück zur Mautstelle. Dort verabschiede ich mich von der netten Mautnerin, die mich gleich wiedererkannt hat (“aja, Du bist der Kletterer”).
Weiter unten sehe ich, dass man hier mit dem Beschneien nicht zimperlich ist.
Die Rückfahrt dauerte nicht lange und führte in den Bodennebel hinein. Zurück in der Unterkunft genieße ich eine heiße Dusche und freue mich trotz Allem, dass ich MarTina begleitet habe und diese wunderschöne Gegend kennenlernte. Dachstein, ich komme wieder und Anna-Klettersteig, Dich besuche ich noch einmal. Aber dann richtig.
Giggi, 24.11.2012