Toni Gaugg Weg

Tag 1

Ich habe kein Bild gemacht. Die Forststraße von Scharnitz zum Karwendelhaus ist nicht sonderlich attraktiv und allerorts bekannt.

Erzählen kann ich aber darüber, nämlich, dass es im Inntal trocken war und ich “nur schnell” mein Bike beim Karwendelhaus deponieren

wollte. Aber im Karwendeltal hing der Gammel und von “Schauer” oder “ein paar Tropfen” konnte keine Rede sein. Es schiffte einfach VOLLE.

Unaufhörlich, nicht große Tropfen, aber viele kleine. Ohne Pause. Dies hatte zur Folge, dass ich bei der Ankunft am Karwendelhaus waschelnass war.

Meinen Urplan, zu Fuß zurück zum Auto zu marschieren, kreuzte jedoch das Auftauchen des Scharnitzer Taxis, das zwei Hüttengäste bestellt hatten.

Schnell machte ich mich kundig, ob für mich noch ein Platzerl frei wäre, was angesichts des 9 Sitzers kein Problem darstellte. So kaufte ich mir um

€ 35 (was viel klingt, wird in jeder Kurve weniger und nach 50 Minuten Fahrt hat man das Gefühl, dass es ein WIRKLICH GUTER PREIS WAR, ja, es war

PREISWERT – also seinen Preis absolut wert!!) die Mitfahrt nach Scharnitz. Ich gewann auch viel Zeit und sparte Kraft, die ich für morgen ohnehin

noch gut brauchen werde. Zumindest das Wetter wird halten, was es verspricht. Fortsetzung folgt!

 

wetterbild

 

Tag 2

 

der Tag fing so an, wie ich es mag. Mit Pünktlichkeit. Aber mit wem sollte ich pünktlich sein, wenn ich doch alleine am Weg war?

Mit dem Umstand zum Beispiel, dass ich in meine Tourenplanung den Sonnenaufgang berücksichtigte.

Dieser war um 06:09 Uhr. Also kam ich pünktlich und exakt (und wenn ich sage, “exakt”, dann meine ich das auch so) um diese Zeit am Ausgangspunkt an (siehe Parkticket).

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Dann trabte ich gedankenverloren zur Pleisenhütte. Mein Jagdtrieb wurde geweckt, als direkt neben dem Weg diese gelbe Pracht auftauchte.

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Ich zwang mich aber natürlich zum Weitergehen. Die Pleisenhütte “durchquerte” ich ohne Pause,

ich hatte während des ganzen Tages nie das Bedürfnis, irgendwo lange zu rasten. Aufgeregtheit wird wohl der Grund dafür gewesen sein.

Ich möchte nun die Etappen des Weges nicht im Detail wiedergeben. Im Vorfeld las ich davon, dass die Orientierung manchmal

nicht einfach ist und die Wegfindung schwierig. Das kann ich so nicht bestätigen. Die Markierungen sind gut,

der Weg ist markant. Trotzdem habe auch ich es geschafft, mich zu versteigen. Aber, die Schuld ist nicht der schlechte Weg,

sondern die irreführenden Berichte und meine etwas stümperhafte Vorbereitung. Ich kann nur jedem raten, sich die Routenbeschreibungen genau

durchzulesen und diese bereit zu haben. Zudem veröffentliche ich hiermit eine Schnellbeschreibung der Etappen:

 

– Abzweig Pleisenspitze

– Latschenfeldquerung

– markanter Abstieg

– langer Aufstieg

– “Bergumrundung” mit Kletterstellen/Stahlseil

– markanter Abstieg

– Biwakschachtel

– Breitgrieskarscharte (mit Möglichkeit der Besteigung der großen Seekarspitze)

– abwechslungsreicher Abstieg bis “großer Stein” (KWH Markierung)

– Achtung – hier den Pfad nicht verlieren (rechts und leicht ansteigend gehen)

– bis Felswand mit rotem Punkt/Kletterstellen/Stahlseil

– Latschenrücken

– anspruchsvoller Abstieg ins Schlauchkar (mit Sicht Karwendelhaus)

 

Hier noch ein paar bildliche Eindrücke:

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durch die Latschen, hinten sieht man die Breitgriesskarspitze, die umstiegen wird

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“Mondlandschaft”

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große und kleine Seekarspitze (die ich mitnahm und über den Grat der kleinen Seekarspitze zur Seekarscharte wanderte)

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markanter Wegweiser

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so darf es NIE ausschauen – dann bist Du falsch!!

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Schlauchkar, “könnts Euch erinnern, Burschn?”

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Abstieg ins Schlauchkar, ein rassiger Wegabschnitt

 

Das Karwendelhaus erreichte ich gegen 16:15 Uhr (ohne Versteiger und die Ersteigung der beiden Seekarspitzen

wäre es wohl cirka 14:00 Uhr gewesen). Nun erwies es sich als PREMIUM-goldrichtige Entscheidung, den Aufwand vom

Vortag betrieben zu haben und das Bike zu deponieren. Nach einer kurzen Rast schwang ich mich auf den Drahtesel, öffnete

die Dämpfer und glitt ins Tal – vorbei an etlichen Hatschern – deren bohrend neidische Blicke ich im Rücken spüren konnte,

als ob sie mir Giftpfeile in selbigen jagten. Abschließend, fast im Tal, nutzte ich die gewonnene Wintererfahrung und kürzte

über den Karwendelsteig ab, um die 2 km im Tal zurück zum Wiesenhof zu sparen. Um 17:30 kam ich  – nach einer knappen Stunde (zügiger!!)

Abfahrt beim Auto an.

Mein Fazit: eine meiner bisher schönsten gemachten Sommertouren.

 

Hilli, 13.8.2016