Stilfserjoch-Radtag 2011 – Ortlerhaus, 3028 mtr

Eigentlich mag ich ja keine Massenveranstaltungen (außer den Karwendelmarsch). Aber Gott sei Dank bin ich der Einladung von Steve gefolgt und war neugierig genug, mal was anderes zu probieren. Neben Steve und mir noch der Ander, der Jemie und Michael. Stilfserjoch-Radtag? Es sollten uns 1836 Höhenmeter an Aufstieg bevorstehen. Zusammen mit tausenden (!!) anderen Radbegeisterten aus Italien, Österreich und Deutschland, vorwiegend auf Rennrädern und Mountainbikes, aber auch auf exotischeren Gefährten (gesehen wurden Trekkingräder, Handräder (Wahnsinn und Superleistung!!), ein Einrad (!!!), Rollschuhe und mehr) nahmen wir die Strecke in Angriff.

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Strahlend blauer Himmel war nur ein Teil der idealst Bedingungen, die uns den ganzen Tag begleiteten.
Das Auto parkten wir beim Bahnhof in Schluderns. Die Runde begann dadurch zwar ein paar km früher, am Abend war sie dafür um diese km kürzer. Zuerst durch Felder, anschließend durch ein Industriegebiet und einige Dörfer kamen wir auf die Stilfserjochstraße. Diese war offiziell für den motorisierten Verkehr gesperrt.
Einige wenige Autos schwindelten sich zu Beginn aber noch zu uns Radlern, wohl Anrainer und Feriengäste, die in den nahen Orten residierten. Gemütlich gingen wir es an, den für Hobbysportler doch ansprechenden Aufstieg zu meistern. Langen Geraden folgte Kehre um Kehre. Insgesamt 48 an der Zahl mußten wir bewältigen und konnten anhand der „Tornante-Nummerierung“ erkennen, was uns noch bevorsteht. Obgleich ein ziemlicher Zugang herrschte und sehr viele Gleichgesinnte am Weg waren (man spricht in den Medien von 7000 (boah!!) Teilnehmern), schafften wir es immer wieder, zusammenzufinden. Logisch, daß nicht jeder den gleichen Fahrrythmus hat.
Bei der Labstation in Kehre 31 (auf Nr. 14 war auch eine) füllten wir unsere Trinkreserven auf und liessen uns die Südtiroler Äpfel schmecken. Es ist toll organisiert und ich bin überzeugt, daß nicht nur die Radler etwas von diesem Event haben. Nun wußten wir, daß es „nur mehr“ 30 Kehren sind und ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, ob ich mich über diese Erkenntnis gefreut habe 🙂
Meine Wadln begannen langsam zum branteln und ich gestehe, daß derart lange Anstiege mit Bike nicht zu meinen Paradedisziplinen gehören. Aber wer gesegnet ist, mit einer solch idealen Freundestruppe unterwegs zu sein, braucht sich weder über technische, noch über körperliche oder moralische Tiefpunkte bei so einer Unternehmung fürchten. Als ich nämlich etwas die Kraft und Motivation zu verlieren schien, war sofort der Ander zur Stelle und heizte mich an und baute mich wieder auf. „Komm schon meen Jung!!“ machte sofort fröhlich und die Gedanken waren bei Spongebob. Der Motivationsschub dauerte sogar solange an, daß Ander und ich die letzte Labstation ausliessen (ok, jetzt dürfen wir es ja verraten, wir haben beim Brunnen 200 mtr unterhalb der Kehre 14 kurz gerastet und gesoffen).

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Das Schlußfinale hatte es in sich, die Kurven wollten kein Ende nehmen. Endlich, Tornante 1 kam näher und nach dem letzten Richtungswechsel warteten wir alle einige Meter vor dem Ziel zusammen. Während einer kurzen Stehrast beratschlagten wir, ob wir es noch packen sollen, rauf aufs Ortlerhaus auf 3028 mtr über den Schotterweg. Mehrheitliches Achselzucken…… Aber so ein schöner Tag, so wunderschön wie heute…… auf gehts Buben, natürlich lassma uns dess nit entgehen. Wann hat man das nächste mal die Gelegenheit, mit dem Bike auf 3028 mtr Höhe zu stehen?
Wir kämpfen uns durchs Menschengewühl auf der Paßhöhe, es herrscht Volkfeststimmung, zurück zum Fahrweg. Wüst steil begrüßt uns dieser, fahren unmöglich.

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Kurz gehts dann, bevor es abermals richtig steil wird. Vorher mußte ein zweites mal abgestimmt werden, ob wirs nun tun oder nicht. Ich war aber schon voll drauf eingestellt und so redete ich die Entscheidung herbei und schön, daß es eigentlich nur mehr 70 mtr schieben sind und dann gehts fahrend weiter (obwohl ich es nicht wußte). Tatsächlich täuschte das Auge nicht und der Wegverlauf war annähernd so, wie erhofft. So kam es, daß wir um 15:15 Uhr am Ortlerhaus eintrudelten. Welt, wie bist du schön, „die Schönheit ist die Lebensnahrung der Seele“ (Bettina von Arnim). Es ist fast windstill, die Temperatur erlaubt es sogar, daß wir Oberkörperfrei herumsitzen.

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Mit einem Bauerntoast und Apfelsaft und Bier chillen wir auf der Sonnenterrasse ab und genießen die herrlichen Blicke auf die Gleterschwelt und vor allem hinüber zum „König Ortler“. Majestätisch erhebt er sich mit seinen 3905 mtr Höhe. Der Sage nach war der Orlter ja ein Riese, der vom Stilfser Zwerg bezwungen und in einem Gedicht verspottet wird(„Ach, Riese Ortler, wie bist du noch so klein…“) und erstarrt daraufhin in Eis und Schnee.

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Bald machen wir uns Abfahrtsfein, nicht ohne daß wir uns allesamt mit dem „King“ im Hintergrund ablichten lassen. Hinunter geht es nun extrem lässig über eine karste, vegetationslose Steinwüste auf idealem Biketrail.

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Am Stilfserjoch ist nun kein Wirbel mehr. Ein nachträgliches Eventfoto auf dem Stockerl folgt, bevor es runter geht Richtung Tal. Vorbei an der Abzweigung nach Bormio lassen wir es tuschen, was das Zeug hält. Ein kurzer Gegenanstieg folgt und die Abfahrt geht weiter. „No friends on powder days“ war nun die Devise (ja, das geht auch ohne Powder), und wir flimmerten die Serpentinen total speedig hinunter. Motto: alles überholen was geht, nach der Kurve kräftig in die Pedale treten um neuen Schwung zu holen und den Vordermann auf keinen Fall verlieren. Yiiihaaaa!!
Nach dieser ersten Fun-Passage kommt ein Stück Schotterweg mit sicherem fahren. Dann gehts in geilster und noch geilerer Manier weiter ins Tal. Als sich Steve umdreht, um Bestätigung zu holen, daß er uns abgeschüttelt hat, wundert er sich später, daß ihm Fuzzy am Arsch klebte, und es ihm nicht gelang. Ich selbst klebte am Hintern von Fuzzy. So schlängelte sich ein kleiner Wurm die Kehrenstraße hinunter und wurde nicht zerrissen. Jemie fuhr derweil seine Bremsscheiben blau. Unten beim Brunnen füllten wir nochmal auf und begannen den mühsamen Weg talaus, fast immer leicht abwärts, was es viel leichter machte. Durchs Zollamt (wir waren ja in der Schweiz) traute sich der Ander nicht, ohne stehenzubleiben und den Wachtler um Erlaubnis zu fragen. Ich hatte dazu keine Zeit, mußte ja fotografieren 🙂

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In Glurns halfen wir mit, den letzten Strudel am Dorffest zu vernichten, Kaffee war ausverkauft. Zurück zum Bahnhof Schluderns waren wir dann in wenigen Minuten und die Zusammenfassung der Runde war: 2200 Höhenmeter, 71,8 km. Bfoaaaah – geschafft – geschlaucht.
Nun noch schnell zum Hans nach Nauders eine Pizza schnappen, bevor es in Höllentempo zurück nach Innsbruck ging. Danke an Steve für den Umweg nach Birgitz!
Danke an Alle, das war wohl einer der gewaltigsten Tage in der heurigen Sommersaison und stellt sich nun zusammen mit dem Similaun aufs Stockerl ganz oben.
Bikeheil, Giggi, 3.9.2011

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