Stempeljochspitze, 2543 mtr
Am 22.3.2009 war es das letzte mal der Fall, daß ich auf die Stempeljochspitze ging. Diese Tour hat (für mich zumindest), etwas besonderes, etwas spezielles. Schon bei der Fahrt aufs Hafelekar ist etwas mehr Aufregung im Spiel als bei anderen Unternehmungen. Fängt doch das Abenteuer bereits an, wenn man den (mit Schiern manchmal sehr ausgesetzten) Götheweg befährt, um in die Einfahrtsrinne zu kommen, die nördlich des Grates Richtung Mandlscharte führt. Ist man aber erst einmal bei diesem Tor angekommen, kann der Spaß auch schon richtig losgehen. Die Schi werden ein paar Meter hinuntergetragen (bei ausreichend weißem Gold spart man sich das) und ein mäßig steiler Hang heißt Dich willkommen.
Es staubt. Hinter mir zwei Gleichgesinnte. Sie bieten mir an, mich ab Absam mit dem Auto zurück nach Innsbruck mitzunehmen, sie haben nämlich eines dort deponiert. „Danke“ – wir schauen später mal. Die wollen nämlich ohne „Spitz“ – nur zum „Joch“. Drüben, beim Anfellplatz Richtung Mandlscharte, treffe ich als erster ein und ich warte nicht. Auffellen und dahingehts. Mein Tempo. Gemütlich – aber für die zwei (es ist ihre erste Tour heuer) – scheinbar doch zu schnell. Ich folge der Spur und wundere mich, daß die zu weit nach links zieht. Oha, jetzt merke ichs, die sind weiter aufs Gleirschtaler Brandjoch. Also quere ich durch die Mulden gerade rüber zu „meiner“ Scharte.
Die ist schön gespurt, die Spurer folgten aber dem Sommerweg und so hatte ich etwa 150 hm vor mir, die ich „erstbeging“, bis ich schließlich auf die Hauptspur der anderen gelangte. Dann wars nur mehr ein Klacks und ich war oben. Weit unten sah ich die beiden anderen.
Ich saugte mir den – immer wieder – sagenhaften Blick auf Innsbruck ein und fellte ab.
Die folgenden 150 hm bis in den Boden unterhalb waren 1a Sahne Abfahrt. Dann mußte ich aber ein bißchen tricksen, um die abgeblasenen Stellen zu umfahren. Ich war erster, also durfte ich sowieso fahren wo ich wollte. Die Querung unterhalb der Rumerspitze war gemütliches Dahinstauben in 10 cm gepreßtem Pulver, es zischte schön und immer wieder legte ich einen genüßlichen Schwung hin. Bffffhhhhhh, aus, nix geht mehr. Wieder anfellen. Ohne Steighilfe dahinwatscheln. Ja hinten sogar einmal 15 hm abfahren. Dann tauche ich in die Sonne ein, die knapp über dem Kreuzjöchl einen Gruß hereinschickt. Ohhhhhh – schön.
Weiter bis zur Stempeljochscharte fielen mir nur Frühjahrsähnliche glasige Schichten in der Spur auf, die mich mehrmals fast zum stürzen brachten. Aber ab dem Joch war die Aufstiegsspur fast schon wie im Frühling, kein Wunder, scheint doch auf den südseitig ausgerichteten Gipfelhang direkt die Sonne. Ich genieße den Aufstieg und werde schon freudig „erregt“, als ich dem ersten Abfahrer zuschaue, der juchzt und dem man ansieht, daß der Hang Spaß macht.
Nach ein paar Minuten gehen kommt der nächste, stopt aber bei seinem noch im Aufstieg befindlichen Kollegen und fellt gleich nochmal auf, um den halben Gipfel-Genußhang noch ein zweites mal zu kassieren. Recht hat er gehabt. Ein paar Minuten nach den beiden schlage auch ich am Gipfel auf. Vorher erfreue ich mich aber noch an den gewaltigen „Schaumrollen“, die sich kurz unter dem Gipfel jedes Jahr aufbauen.
„Bergheil“ – danke. Gemeinsames schwärmen für den schönen Tag. Meine Abfahrtsroute war noch nicht klar. Soll ich über die Arzler Scharte zurück, was viel bequemer wäre, aber vermutlich die gefährlichere Variante mit dem schlechteren Schnee oder durch die Stempelreißn nach Absam und mit dem Bus zurück. Variante „Absam“ würde halt sicherer sein und die Stempelreißn gäbe vermutlich noch Pulver her. Die Entscheidung sollte später am Stempeljoch spontan (und richtig) fallen. Vorher verabschiedete ich aber die zwei Gipfelkollegen und machte mich wenige Minuten nachher abfahrtsfein. Es grummelte schön im Bauch, erwarteten mich doch im ersten Teil noch gute 200 Höhenmeter feinster Pulver, der nach und nach, je näher man dem Joch kam, etwas schwerer und komptakter, aber nicht ungut fahrbar wurde. Unten sammelten sich inzwischen einige Leute einer Gruppe, die ich nicht vor mir haben wollte. Ein Stück in die Reißn rein habe ich gelugt und für mich war klar: dort hinab. Waren doch etwas abseits noch genügend riesige – unzerfahrene – Powderflächen übrig, von denen ich mir MEINEN Teil sofort holte. Leicht schwebend zog ich hinab, eine schöne lange Spur hineingezeichnet und immer wieder schöne weite Schwünge im Anschluß.
Bis zum Issboden hinunter, dort, wo es flach wird, war es ein einziger Pulvertraum. Ich fellte nun zum dritten mal auf und es war mir wurscht, daß es nach dem ersten Aufschwung gleich wieder hinab ging. Die Felle rutschten gut und so konnte ich beim Abzweig zum Issjöchl gleich weitergehen. Dieses war schnell erreicht und die Aufstiegshilfen kamen nun endgültig in den Rucksack. Die Fahrt von hier bis zu den Herrenhäusern konnte ich immer wieder fein in den der Aufstiegsspur angrenzenden Powder reinriechen. Es war ein lässiges hinausgleiten und erst bei Magdalena kamen mehr und mehr Rodler entgegen und man mußte etwas aufpassen, weil es doch ziemlich schmal wird.
Die Schneemengen können sich nebenher sehen lassen. Über dem Halltal lädt es doch immer besonders gut ab. Ich kratze das Tal hinaus, am teils eisigen Rodelweg und erst kurz vor Absam wird es manchmal ein bißchen sulzig. Auf jeden Fall geht die Fahrt erst zu Ende, als ich die frühere Mautstelle passiert habe und weiß, daß ich nach 50 mtr links zur Bushaltestelle muß. Dorthin hechte ich und erfahre von einem anwesenden Pärchen, das auch die gleiche Runde (aber ohne Spitz) gemacht hat, daß der Bus in 5 min kommt. Besser kann mans nicht timen. Der Menschenfrachter ist auch gleich da und ich frage den Chauffeur laut: „fahrsch Du Innschbrugg?“ „ja“ „was griagsch?“ „Mit Schiausrüstung kost`glabi nix?“ und noch bevor das „x“ von nix fertig über seinen Lippen war, war ich auch schon vorbei. „Danke!!!!“ und setzte mich hin.
Bis zum Löwenhaus. Dort stieg ich blitzartig um in die Hungerburgbahn und war im Nu zurück beim Auto. Besser kanns gar nicht geplant werden.
Sehr sehr happy kurve ich heim nach Birgitz und weiß, heute habe ich einen der wenigen Tage gleich verwandelt, bevor die nächste Schlechtwettersituation wieder alles – wer weiß wie lange – blockiert.
Giggi, 28.12.2011
p.s.: Nachtrag: im Picasa-Album sieht man zwei auf den großen Lafatscher gehen, das sind der Mario und der Holger. Dazu kann man wirklich sagen: Schitour für Erwachsene!