Rotkogel, 2.760 mtr

Bis jetzt ist es mir nur EINMAL passiert, dass ich mit dem schlechten Gefühl nach Hause ging, den gewünschten Gipfel nicht erreicht zu haben, aber doch dort gewesen zu sein. Nämlich, als ich im Nebel zwar richtigerweise am Gleirscher Fernerkogel war, es aber nicht wahrnahm. Erst zuhause mit dem GPS-Track über der Karte hatte es sich bewiesen, dass ich doch dort war.

Heute stieg ich auch ab mit dem selben Gefühl. Ich habe “den Gipfel nicht gefunden”. Aber wie geht das? Ich kann es erzählen. Das erste und vorrangige Ziel heute war die “Raiche (Räuhengrat), 2.814 mtr”, auf der der Lukas Ruetz vor nicht all zu langer Zeit ein kleines Kreuz aufgestellt hat. Schön gemacht Lukas, den Deckel für die Gipfelbuchkassette gibt es sicher auch bald Zwinkerndes Smiley. Als ich die (Kompass)-Karte anschaute, war ein offensichtlich attraktiver Nachbargipfel vorhanden, der mir bis gestern noch nicht aufgefallen ist. Der Rotkogel. Höhenangabe: 2.947 Meter. Hmmm, ich war schon auf der Raiche, aber an einen noch höheren Nachbarn konnte ich mich nicht erinnern. Egal, die Recherche im Netz und im Klier ergab, dass es eine schneidige Überschreitung im IIer Bereich ist und das hatte mir getaugt. Ich nahm sogar die Böge mit und bikte bis zum Zaun bei der Riglkapelle.

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Weiter gings auf Schusters Rappen, mal auf einem schmalen Steig, dann wieder weglos. Der Zustieg zum Räuhengrat ist steil und ich machte schnell Meter. Der letzte Aufschwung ist dann ziemlich mühsam, annähernd ohne Trittspuren geht es über wildes Geröll und sandige Passagen.

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Endlich am Grat gilt es noch einige zig Meter zum Gipfelkreuz zu queren. Ich freute mich sehr, dass dieser Platz nun noch attraktiver wurde, weil er ein “Metallisches Berggipfeldauersonntagsgewand” bekommen hat.

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Beim Kreuz verweile ich nicht lange, ich bin auf “meinen Rotkogel” neugierig. Doch auch beim Blick Richtung Mute entdeckte ich nichts, das höher war, als die Raiche? Optische Täuschung, war mein Wunsch und ich kralte sogleich los. Es folgten spannende Gratpassagen, der IIer passt exakt, manchmal ist es wohl ein wenig ausgesetzt, aber niemals schwierig oder unmachbar, da hätte ich ohne zögern umgedreht.

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Schließlich erreiche ich einen Punkt, wo es – optische Täuschung hin oder her, 100%ig nur mehr nach unten geht. Ich schaute auf den Höhenmesser und der zeigte etwa 2.760 Meter. Zurück! Das wird nicht höher, und schon gar nicht 2.947 Meter. Irgendwie war es mir egal, aber die Karte habe ich mehrfach gezückt und es mir nicht erklären können, dass ich den Gipfel nicht “gefunden” habe, müsste er mir doch mit seinen knapp 150 Metern mehr als die Raiche schon aufgefallen sein. Zuhause werde ich das Rätsel schon lösen, sagte ich mir nicht nur einmal. Ich kraxlte den ganzen Grat zurück und genoß die spannende Fortbewegung.

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Auch von dieser Seite ist der Weg attraktiv. Voll lässig!

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Drüben stärkte ich mich und suchte mir für den Abstieg die lockergerölligen, kieseligen Bereiche, die ein feines Abfahren erlaubten. Unten weiter legte ich mich ins Gras und rupfte die Schwarzbeeren um mich ab. Herrlich.

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Im Nu war ich beim Bach, überquerte ihn  und hüpfte gut gelaunt die letzten Meter zu meinem KTM. Die Wasserflasche war leer, der Brunnen beim Rad kam nur recht.

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Draußen bei der Gleirschalm und weiter beim Auto war ich dank der Kraxn und der Höchstgeschwindigkeit von 64 km/h in wenigen Minuten. Und jetzt weiß ich auch, dass ich mein heutiges Ziel doch erreicht habe, und zwar ganz genau. Juhu, so mag ich es!

Giggi, 5.9.2013