Pfriemesköpfl
Pfriemesköpfl
– oder, ein Sonntag zum jodeln!!
0700 Uhr. Ich krale aus dem Bett. Was lacht denn da so hell in die Küche? Hats doch glatt in der Nacht – ohne rechte Vorhersage – 15 cm feinen Puderpulver hergschmissen. Schlagartig pulsiert mein Blut schneller als normal. Betont lässiges ruhiges Frühstücken und nachher Schneeschaufeln war angesagt. Um 0900 Uhr sitze ich wieder in der Wohnung und beginne zu zappeln. Meine zweite Hälfte hat schnell erraten, welche Krankheit ich habe. Sie zwingt mich, und das ist das einzige Heilmittel, zu einer Schitour. Ich muß diese aber vor dem Haus beginnen und wieder beenden, einzige Bedingung. Schi gepackt, aufgefellt und direkt vor der Haustüre im Feld in den frischen Pulver eingestiegen.
Es hat geglitzert, als ob tausende Swarovskikristalle das Sonnenlicht reflektieren.
Ich gleite über die Felder hinauf zum Waldrand. Als ich die Schiabfahrt erreiche, war es mit dem Träumen vorbei. Selten sind soviele Leute unterwegs. Es staubt gewaltig.
Ich dränge mich an den rechten Rand und marschiere zügig die steile Piste hinauf. Kurze Rast beim Götzner Schihüttl, gleich wieder weiter. Auf Höhe Mutterer Alm hat sich der Nebel noch nicht ganz verzogen, die verschleierten Umrisse einiger Bäume wirken fremd, aber schön.
In wenigen Minuten erreiche ich die Bergstation des Pfriemesköpflliftes. Trotz bissiger Kälte ziehe ich mir trockene Klamotten an. Einige Touristen glauben offensichtlich Ihren Augen nicht zu trauen, als sie mich mit freiem Oberkörper sehen. Mir doch wurscht. Ich ziehe meine neue Skinfit Jacke an, setze das „Kondomi“ auf und klette mir noch – gut dass ich ihn mithatte – den Gesichtsschutz um den Hinterkopf. Helm auf, Brille runter und los. Das Umziehmanöver hatte cirka 2 Minuten gedauert – inclusive einer halben Würgbanane und einem Riesenschluck Tee. Hält die Jacke, was sie verspricht? Um die Ecke nehme ich Fahrt auf und am Forstweg ganz oben geht`s dann schon flott dahin. Kalt? Nö! Ich bleibe kurz stehen. Die Jacke wärmt echt gut. Richtig gierig reiße ich den nächsten Hang mit 2 Schwüngen nieder – dann geht`s flach hinaus vorbei am Speichersee, die schöne breite Piste gehört nur mir! Es ist beissend kalt, der Effekt verstärkt sich natürlich mit dem Fahrtwind, den ich anständig produziere, weil gegast statt geschlafen wird. Die Maske ist heute goldwert. Nur mit so einem Ding kann man bei arktischen Temperaturen das Schifahren richtig genießen. Auch wenns komisch ausschaut, dass macht mir nix.
Ich crashe bis zum Bauernhof hinunter, kürze über die Wiesen ab zum Waldwegerl, ein kleines Stück die Schi tragen – nützt nix – und noch ganz kurz bis zur Waldgrenze, dort, wo die Felder wieder anfangen. Schi anziehen – vorsichtig und gerade runter auf den 15 cm Pulver, flach, aber feiner als zu Fuß gehen. Über die Straße – nocheinmal Feld – mit Schwung und weiter – schieben und schieben. Ankunft daheim. 1200 Uhr. Herrlich. Die anderen sind in die Lizum,
Schifahren. Ich? Gemütlich umziehen, duschen, Gewand wechseln und nach!
Wir geben es uns noch bis Betriebsende und freuen uns wie die Kinder auf die Abschlußfahrt über Luggis „Albele“.
Dort versinken wir in über knietiefem Champagnerpowder und kreischen, was das Zeug hält.
Lieber Gott, danke, daß Du uns auf die Butterseite des Erdballs geworfen hast und danke, daß wir in so einem wunderbaren Land leben dürfen.
Christian Hilgarter, 7.3.2010