Pacengo-Prada
Sonntag. Wir kommen gegen mittag am Lago an. Zwei „Mobilhome-Deluxe“ sind gebucht. Nebeneinander. Die Homes sind auch – wie vereinbart – nebeneinander. Aber: Rücken an Rücken. Oooooh Mann. Die sofortige Reklamation fruchtete nicht und eine Ausrede war schneller gefunden, als sich die zwei Damen (Walli und Belli) einmal im Kreis drehten.
„die Unterkünfte standen noch nicht einmal, als wir die Nummern vergaben“. Haaalllo!!! Glaubt ihr wirklich, dass wir – 2 Familien – nebeneinander buchen, um später Rücken an Rücken zu wohnen?
Aber typisch für eine solche Situation war wiedermal, dass man damit ganz schnell alleine gelassen wurde. Meine Haßkabel am Hals schwollen blitzartig an, aber, außer der Druck, der immer größer wurde, passierte leider nix. Bis die 2 Ladys frech genug waren, die „Regensburger“, die auch gerade vor 1 Stunde ankamen, und im Pendant zum Mobile von Belli und Andi eingezogen sind (also gegenüber, aber „Auge zu Auge“) zu fragen, ob sie mit dem Rückenmobile von uns tauschen würden. Und glatt, die tatens. Vorher mußten wir aber noch bei der Obrigkeit – den Rezeptionsschraffnellen, um Erlaubnis fragen. Und da oben wurde das dann sogar noch zur „Chefentscheidung“. Maaaaadonnna, gottseidank löste sich das ganze und meine Zornstränge schwollen wieder ab. Die Regensburger packten ihr Graffel und wir hatten vorher schon alles leergemacht. Ja, wir wollten ihnen schön die Rutsche legen – gelungen!! Mobilhomes getauscht –
jetzt konnte der Urlaub richtig anfangen.
Am Montag war noch abchillen angesagt. Aber am Dienstag mußte ich (dringend) raus. Ein Bikegiro sollte es werden. Wohin wußte ich auch schon. Bin ich doch mit Mario schon zu Pfingsten auf diesen tollen Paß hinauf, über den man von Caprino Veronese hinüber zum See kommt. Und von dort – auf einer Seehöhe von etwa 700 mtr – führt eine Straße bergauf Richtung Prada. Da wollte ich hin. Auch, um zu schauen, wie wohl eine bike-hike Tour von Pacengo direkt auf den Monte Baldo klappen könnte. Und, den Klettersteig neben dem Rifugio Telegrafo, ob man den auch als Tagestour mit dem Bike direkt von der Unterkunft aus machen kann?
Als ich um 06:20 Uhr morgens aufbreche, war die Sonne gerade im Begriff, aufzugehen. Ich fuhr also auf einen glutroten Feuerball zu, der die Umgebung in weiches Licht tauchte.
Ich hatte mir keinen genauen Fahrplan erstellt, nur, Richtung Affi und in Folge weiter nach Caprino Veronese. Es gelang mir – war mir aber wurscht – natürlich nicht, den kürzesten Weg zu finden. Stattdessen bin ich kreuz und quer durch die Pampa geradelt, die Grundrichtung aber nicht aus den Augen verlierend. Als ich in Caprino ankam, war dort schon anständig Leben auf der Straße. Ich nahm mir die Zeit, um ein kurzes Päußchen zu machen.
Und, ich wollte noch schnell auf die Karte schauen. LUMINI, ja richtig, so heißt die Ortschaft oben am Paß. Ich radelte vor zur Ecke und als ein Wegweiser „Lumini“ auswies, kam wieder dieses „hähä, ich bin zwar nicht von hier, aber ich kenne mich aus Gefühl“. Nun kamen 450 angenehme, weil nicht zu steile, Höhenmeter. Es kamen mir einige Rennradler entgegen, was mir andeutete, daß ich auf guten Pfaden unterwegs bin. Fast oben auf der Paßhöhe kommt dann diese Quelle neben der Straße. Wasservorrat auffüllen und weiter in die Ortschaft rein. Ein kleines schmuckes Dörfchen, es erinnert alles ein bißchen ans östliche Mittelgebirge bei uns in der Nähe von Innsbruck.
Der Weiterweg ist gut asphaltiert und es überholen mich einige PKW. Was ist denn da oben? Der Mario hat von dem eigenartigen „Stehlift“ erzählt. Den muß ich sehen. Auf der Karte geht der von 1013 mtr hinauf auf 1554 mtr. Könnte man da die Böge mit raufnehmen, würden sich wohl noch etliche Varianten auftun. Ich hab`den Lift nicht benützt, habe aber Biker beobachtet, die Ihren Drahtesel aufgeladen haben und rauf sind. Es wird also einen Sinn haben, das zu tun.
Und es hat sich dadurch auch selbsterklärt, was die ganzen Autofahrer da oben wollten. Nach der Ortschaft Prada wird die Straße nämlich extrem eng, teils nur mehr für 1 PKW in der Breite und führt noch 200 Höhenmeter nach oben, um dann über 18 Kehren zur Ortschaft „Castello – 144 mtr“ zu führen. Die Bremsen haben während und nach der Abfahrt geglüht. Weiter oben kreuzte ich einige male den „654er“, den ich letztes Jahr direkt vom See bis zum höchsten Punkt (Rifugio Telegrafo – 2200 mtr) zu Fuß gegangen bin.
Einige verwegene Autofahrer kamen mir entgegen, auch wenige wild schnaubende Mountainbiker kreuzten meinen Weg und kämpften sich tapfer hinauf. Aber, diese – brutale – Steigung täte ich mal nur für Fortgeschrittene empfehlen. Mit Genuß hat das meiner Meinung nach nix mehr zu tun. Ich genoß einige atemberaubende Tiefblicke zum See und glühte – sprichwörtlich – weiter Richtung dem „Meer der Tiroler“.
Von Castello konnte ich noch einige hundert Meter Richtung Marniga hinabrollen, bevor ich auf die „Gardesana Orientale“ einbog. Damit begann der anstrengendste Teil der Tour. Zurück zum Ausgangspunkt in der Ebene, in der Hitze und neben den ganzen Autos. Fein war, daß hier wirklich hunderte Gleichgesinnte auf dem Weg sind. Der dichte Autoverkehr ist auch gut, weil Raser nicht die geringste Chance haben, Geschwindigkeit aufzunehmen. Bei Garda bog ich kurz von der Straße zum Strandweg ab, legte das Rad zur Seite und schnaufte einige male tief durch. Trinken, einen Apfel essen und schauen. Aaaaaah, herrlich.
Ich konnte schon die Zufriedenheit spüren, die mich nach der Rückkehr ins Domiziel erfüllen wird. Nach 10 Minuten brach ich wieder auf. Bardolino, Lazise, und schließlich Pacengo. Die mühsamste Passage war ganz sicher die kleine Steigung durch Lazise hinauf. Es war mittlerweile nach 13.00 Uhr und ziemlich heiß. Ich passierte noch das „Caneva“ und schon kam, nach einer letzten langen Geraden, das lange ersehnte Schild „Lido“. Rechts hinein und die lange Gerade hinunter Richtung See. Man möchte glauben, daß man direkt hinein fahren kann.Unten einmal durch die Ziersträucher, nach rechts und gleich wieder links, ich bin zurück beim Ausgangspunkt. Ich schaue auf das Garmin Gerät und bin stolz auf: knapp 90 km, 6 Stunden in Bewegung und fast 1400 Höhenmeter.
Giggi, 16.8.2011