Marchreisenspitze, 2.620 mtr
Marchreisenspitze, 2.620 mtr
Urlaub. Bergtour. Ausschlafen. Besorgungen. 10:30 Uhr. Spritztour – nix langes. Wohin? In die „alte Heimat“ – auf geht`s in die Axamer Lizum. Nockspitze oder Ampferstein soll es werden. Aber von Westen kommt eine drohend grauschwarze Wolkenfront daher – über den Kalkkögeln ist es (noch) wolkenlos. Wir lassen und nicht stören, obgleich beim Aufbruch schon unguter Wind herrscht und von der drückenden Schwüle in der Stadt schon nichts mehr zu spüren ist. Ohne Absprache und Vorwarnung, was MarTina erwartet, brechen wir über das „Halsl“ auf und nehmen den „lustige Berglersteig“ Richtung Ampferstein.
Das „Klettersteig“ habe ich nicht beworben, um vorzeitige Aufregung zu ersparen. So staunt sie nicht schlecht, als seilversicherte Passagen auftauchen.
Einen ersten Elefantentröter höre ich, als es den Kamin hinaufgeht, dort, wo eine Kette und das Drahtseil mit den Eiergriffen dran, herunterhängen.
„Bfuuuh, dess war nit ohne“….. entfleucht es ihr. Ihre leuchtenden Augen bestätigen aber, dass es Freude macht. Während der weiteren Kralerei, auch die Metallstufenpassage wird mit Bravour gemeistert, zieht es mehr und mehr zu und es kommt stürmischer Wind auf, gepaart mit kalt klatschendem Regen, der auf der Nordseite des Grats ungebremst auf uns einprasselt. Wir adjustieren uns und ich komme drauf, dass mein Regengewand, das IMMER im Rucksack ist, aufgrund eines dummen Packfehlers nicht dabei ist. So bleiben mir eine dünne Skinfithaut und eine langärmlige Jacke und zur Not die Ärmlinge und Beinlinge vom Radeln.
MarTina dagegen ist – wie üblich – wie für eine Expedition ausgerüstet. Vom Daunenteil für oben, dem Winterrock, über Regenteile in jeder Ausfertigung, langen und kurzen wärmenden Stücken, Akkutaschenlampe und und und ist alles vorhanden. Dafür ist auch der 35 ltr Rucksack brechend voll. Aber sie kann jetzt aus dem Vollen schöpfen und weiss vor lauter Auswahl gar nicht, was sie nehmen soll. Aufgeregt sprudelt es aus ihr heraus, was sie sich alles aussuchen kann. Nach dem Umrüsten stürzen wir uns in die kalte Front. Sofort sind die Hände klamm, aber das letzte Wegstück ist auf der wetterabgewandten Bergseite, sodass wir nicht ganz so hart getroffen werden.
Und als wir schliesslich auf dem Ampferstein eintreffen, sehen wir, dass es im Westen wieder vollkommen klar wird. Blauer Himmel, wolkenlos! Gibt`s denn das? Soeben herrschte noch Weltuntergangsstimmung, jetzt sind wir Zeugen, wie schnell ein Gebirgsschauer vorüber sein kann und schon wärmen uns wieder die ersten Sonnenstrahlen. Wir beschliessen, uns ein trockenes, windstilles Plätzchen für eine Rast zu suchen und gehen den Weg ein Stück weiter.
Dort gibt es Obst- und Keksjause sowie einen „Berggeist“. Der Rückweg soll nicht so anspruchsvoll sein, war der Wunsch von MarTina und wir vereinbarten, Richtung Westen zu gehen, um in einem der Kare rund um die Mahlgrubenspitze abzufahren. Leider machte ich beim Abzweig zur Marchreisenspitze einen Abbiegefehler, was uns ca. 220 zusätzliche Aufstiegsmeter und 45 Gehminuten – aber auch die Marchreisenspitze als Zusatzgipfel – bescherte. Das Ergebnis kann man hier sehen:
Nach der Marchreisen hiess es also wieder absteigen und weitermarschieren. Optisch sah alles so weit aus, als ob es nie enden wird. Trotzdem schafften wir es mit gutem Zureden und Geduld, bis zur Scharte des Abfahrtskars zu kommen. Oben war es noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber je weiter wir abfuhren, desto flüssiger gings „vom Fuss“.
Schliesslich war der Weg im Lizumer Kar erreicht und wir konnten im aufrechten Gang Richtung Tal weiterschlendern. Als ein Hinweisschild mit „Axamer Lizum 40 min“ auftauchte, war endgültig wieder Licht in Sicht. Das letzte Erlebnis dieses Tages war eine Gemsenherde, die wir unabsichtlich „teilten“. Während die eine Hälfte auf der sicheren linken Bergseite war, trauten sich die anderen nicht „über die Strasse“, weil sie in uns Gefahr erkannten. Wir warteten ab und konnten beobachten, wie sie anfangs zögerlich, dann aber doch zügig, „den Weg passierten“.
Dieses Naturschauspiel schloss unseren unfreiwillig ausgiebigen Lizum-Ausflug krönend ab. Immerhin waren wir bis zum Ampferstein in zügigen 2:22 min unterwegs, ab dort bis zurück zum Auto schreiben wir 3:53 in die Billanz. Gesamtdauer 6:15 min – abzüglich 30 min Pause.
Stolz auf unsere ungewollt verlängerte Spritztour kurven wir zurück nach Innsbruck, nicht zu müde, uns im Treibhaus noch das Programm „Agrargemein“ von Markus Koschuh einzuverleiben.
Giggi, 22.8.2012