Klettersteig Ferrata via Spigolo Bandiera und Ernesto Franco

Klettersteig Ferrata via Spigolo Bandiera und Ernesto Franco

Eine weitere Unternehmung, die Berge rund um den Gardasee zu erforschen, führte mich nach San Michele, oberhalb von Gardone, nahe Salo`. Dort warten zwei Klettersteige auf mich. Ich war ganz stolz, daß ich in der Kompass Karte sogar eine Mountainbike-Route  eingetragen fand und mein Entschluß stand fest:  mit der Beegn die ersten 800 mtr hinauf, herrlich, dann weiter die Klettersteige besuchen und flugs wieder hinab.

Aber so einfach wars dann doch nicht. Plante ich für die etwa 55 Anfahrts-Kilometer etwa 1 Stunde ein, verfranste ich mich am Weg nach San Michele gleich derart, daß ich nur knapp einer Katastrophe entrann!! (nämlich der, in einem Weg steckenzubleiben, der schmäler und schmäler wird). Kurz bevor links und rechts vom Auto weniger als 2 cm Platz waren, schaffte ich die Umkehr. Boah, das war echt knapp.

Ich freute mich wie ein kleines Kind, als ich auf der richtigen Straße war, die etwa mit der Auffahrt auf die Hungerburg oberhalb von Innsbruck zu vergleichen ist. Auch ein Parkplatz war schnell gefunden und ich machte mich startklar, um prompt ins falsche Tal einzubiegen. 2 Fleißkilometer und Umdrehen war angesagt. Die richtige Route fand ich gleich – um festzustellen, daß der Mechaniker beim Speichentausch grob mit meiner Maschine umging und wieder (ich mag bald nicht mehr) die Gänge verstellt waren.

So einigermaßen würgte ich mich aber trotzdem die ersten Meter hinauf. Aber von einer Mountainbikeroute spürte ich nicht viel. Die Steigung war zu 50% unfahrbar (naja, schon fahrbar, für harte Radler, nicht halt für mich). Aber so konnte ich während dem Schieben zwei fesche Einheimische Ladys davon überzeugen, daß ich gut Englisch kann. Die machten  mir aber auch wieder keine Hoffnung, denn erstens sagten sie, daß sie hier keine Eisenwege kennen und was ich überhaupt mit dem Bergrad hier will, verstehen sie sowieso nicht.

Es wurde flächer und ich nahm reißaus. Langsam war mir das alles nicht mehr so richtig geheuer. Der in der Karte eingezeichnete Parkplatz auf ca 1000 mtr kam. Hier MUSS man parken, weil weiterfahren grobe Schäden am Auto als Folge hätte. Und jetzt wird’s mal RICHTIG steil. Pfoah, ich dachte schon daran, daß es hier bei der Abfahrt auch nicht lustig werden wird. Nach dem Steilstück dann endlich Geländeverflachung und ich spürte, daß die Maximalhöhe bald erreicht ist.

Ein paar hundert Meter geht’s leicht auf und ab und es macht Spaß, hier entlang zu trailen. Aber dann:  Weg gesperrt, kein Durchkommen. Shit, was ist jetzt schon wieder? Aaaaah: vor der Sperre die „Umleitung“ übersehen. In Serpentinen führt ein 50 cm breiter Pfad steil in den Wald um das gesperrte Wegstück zu umgehen. Und dann kann man endlich das „Rifugio PIRLO“ sehen. Dort endet der erste Klettersteig, den ich angehen werde. Und am Weg dorthin sehe ich schon den Abzweig zu Nummer zwei.  Drüben, beim „Pirlo“, sperre ich das Rad ab und folge dem Weg steil abwärts Richtung Klettersteig „Spigolo della Bandiera“.

Nach 10 min bin ich dort. Jawoll, los geht’s! Steil hinein in den Steig, „Schlüsselstelle“, noch ein  bißchen kraxeln und schon taucht wieder das „Pirlo“ auf. Das solls gewesen sein? Schwach! Das wars nicht wert. Begn aufsperren und rüber zur Nr. 2, dem „Ernesto Franco“. Ein Übungsklettersteig laut Literatur. Aber was der dann geboten hat, entschädigte für die Enttäuschung von Nr. 1. Steiler überhängender Einstieg, heiße Querung, Wandgrotte, ausgesetztes rausqueren, immer die Wanderer am Fuß der Wand hörend.

Abschließend steiler Ausstieg, noch einmal gut fordernd. Jetzt hat sichs doch noch rentiert. Im Nu bin ich wieder beim Bock, lasse feinfühlig Luft ab und schraube den Sattel sehr nieder. Was jetzt vermutlich ausschaut, wie „raufgegaggt“ hat den Vorteil, daß ich die echt steilen Passagen runter alle fahre.

Die Bremsen fangen aber förmlich an zu glühen und geben Geräusche von sich, die ich noch nie zuvor  gehört habe.  Nach einer anstrengenden Talfahrt komme ich kaputt aber glücklich beim Auto an. Ich verstaue alles und was mit einer Verfransung am Morgen begann, endete mit einer selbigen auch zu Mittag. Als nämlich immer mehr Orte angeschrieben waren, deren Postleitzahl ich von der Arbeit her auswändig kannte, war mir klar, dass ich am schönsten Weg in Richtung Brescia-Bergamo war. Die avisierte Rückkehr um 14.00 Uhr konnte ich nur wegen dieser Dummheit daher nicht einhalten und trudelte um 14.30 Uhr im Lager II  ein.

Mein Fazit:  für diese Klettersteige würde ich nicht mehr so weit fahren. Aber in der Sammlung sind sie nun drin.  Für die MTBiker unter uns: wer eine Hardcore – Auffahrt braucht, der kann sich an dieser Route gerne versuchen.

 

Giggi 20.8.2010