Klettersteig Ferrata Gerardo Sega

Klettersteig Ferrata Gerardo Sega

Freitag, 19.8.2011. Der Tag beginnt mit einem humanen Weckerläuten um 06:00 Uhr. Es geht  nach Avio. Von dort werde ich aufbrechen zu einem der letzten Klettersteige im Gardaseegebiet, den ich noch nicht besucht habe (danach fehlen nur mehr die Wege „Susatti, Foletti, Camminamenti und delle Lastre – als Runde). Aber etwas brauche ich ja noch für kommende Besuche am „Lago“. Schade eigentlich, dass keine neuen Steige entstehen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als im eigenen Land zu bleiben, bei uns gibt’s ja wirklich schon jeden Monat Neueröffnungen.

Ich breche mit dem Auto auf Richtung Avio, kein Verkehr belohnt meinen frühen Aufbruch. Beim Ausgangspunkt sind auch nur wenige Parkplätze vorhanden, da wollte ich schon bei den ersten sein. Als ich dort eintraf, war ich DER erste. Klettersteigen im Sommer ist offensichtlich nicht jedermanns Sache. Und wie Meister Hüsler schreibt, scheint der Waldaufstieg kein Ende zu nehmen. Einmal zog ich sogar die Karte raus, um sicherzustellen, noch am richtigen Weg zu sein. Aber ein Verlaufen ist gar nicht möglich. Langsam lichtete sich der Baumbestand und nach einem letzten „scharfen Eck“ steht man plötzlich da: vor diesem riesigen Dom, der über einem sicher mehr als 100 Meter überhängend aufragt.

Sehr sehr beeindruckend. Jetzt wird es auch gleich richtig losgehen mit Klettersteig. Oben kann ich schon die Einstiegsleiter sehen, zu der man einige Meter etwas ausgesetzt hinkraxeln muß. Und im Anschluß kommt die extra spannende Querpassage, unter einem öffnet sich der Abgrund gerade hinunter.

Auf einen etwas langweiligeren  Abschnitt folgt ein schönes Band, ohne Sicherung. Wenn Hr. Jentzsch hier von „Gehdisziplin notwendig“ schreibt, weiß ich jetzt exakt, was er damit meint. Eigentlich dachte ich, daß „klettern“ gar nicht mehr vorkommen wird. Aber doch, im letzten Drittel mußte ich  noch zupacken. Die Gesamtschwierigkeit liegt bei dieser Ferrata in der Länge, nicht in den technischen Anforderungen. Oben am Ausstieg angekommen war ich, ob der Hitze in der Wand, ganz schön erschöpft.

Das besserte sich schlagartig, als ich im schönen freien Almgelände unterhalb des Monte Baldo weiterwandern konnte. Die Seehöhe von etwa 1100 Meter, gepaart mit einer angenehm frischen Brise,  machte nun auch das zurückspazieren zu einem Genuß. Kurz vor einem schönen Wochenenddomizil hoffte ich, meine Wasservorräte auffüllen zu können. Aber: „nicht trinkbar“.

Weiter übers Valle die Rii, Madonna delle Neve bis kurz vor das Rifugio Monte Baldo. Den Umweg von vielleicht 10 Minuten dorthin ersparte ich mir. Zügig Richtung Tal war die Devise, auf dem Weg 652. Der war im oberen Teil überraschend rutschig. Führt er doch neben dem (bei meiner Begehung trockenen) Aviana Bach, der sich teilweise schluchtartig eingrub und seinen Weg ins Tal bahnte. Im engen Graben nebem dem trockenen Wasserlauf kommt die Sonne aber so gut wie nicht durch und die Folge ist eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, die wiederum zur Folge hat, daß die glatten runden Steine, mit denen der Weg „gepflastert“ ist, moosig und glitschig werden.

Im leeren Bachlauf staune ich überdies über immer wieder auftauchende, kohlrabenschwarze Steine.

Einige zig Meter wandere ich direkt dort, wo bei hohem Wasserstand gewaltige Mengen Naß sich ihren Weg suchen. Es war sehr beeindruckend.

Etwas weiter traf ich dann auf einen Brunnen, der köstliches und kühles Naß spendete. Leider mit einer Fördermenge von etwa o,6 Liter pro 12 Minuten. Eine Zwangspause zum Wasserfüllen kam mir aber sowieso nicht ungelegen. Mit voller Flasche und vollem Bauch beendete ich die Tour. Zu meinem Erstaunen war der Parkplatz nicht rammelvoll, sondern lediglich mit einem (!) weiteren Auto bestückt.

Mein Fazit: kein Gardaseebesuch ohne Klettersteig, sehr hilfreich sind auch die Kompass Wanderkarten rund um den Lago, aus denen ich neben dem Zusatzwissen um die Umgebung der Kraxelsteige auch schon viele wertvolle Wander- und Biketips gelesen habe.

 

Giggi, 19.8.2011