Kirchdachspitze
Kirchdachspitze
Samstag, 15:00 Uhr. Bei Nieselregen holt mich Mario ab. Wir fahren mit dem Auto nach Trins. Mit im Gepäck die Mountainbikes. Von dort auf der teils recht steilen Fahrstraße Richtung Padasterjochhaus (2232 m). Bei einem Abzweig – die Straße teilt sich und beide Richtung verweisen auf unser Ziel, wählen wir (natürlich – eh klar) die falsche Spur.
Nach wenigen Minuten kommt der Hinweis „diese Straße führt NICHT zum Padasterjochhaus“, aber ein Steig dorthin zweigt ab. Wurscht, die Bikes geschultert, steht ohnehin da: „noch 20 min“, und das werden wir schon packen.
Nach einer Geländekuppe und ersten Druckstellen auf den Schultern kommt die Hütte in Sicht. Eine kleine Abfahrt, noch ein Schiebestück und der Pfad findet wieder zur Fahrstraße zurück. Die letzten Meter lassen wir es uns nicht nehmen, zu radeln. Hier oben pfeift der Wind ganz schön und das dauernde Tröpfeln hat dazu geführt, daß wir ganz schon durchgefroren waren.
Der Hüttenwirt empfängt uns ungläubig aber herzlich. Ich habe zwar
angekündigt, daß wir kommen, aber er wollte das irgendwie nicht glauben, daß Leute auch bei schlechtem Wetter, wenn sie es sagen, tatsächlich auftauchen. In der Gaststube neben der Küche lodert im Ofen ein Feuer. Es ist angenehm warm (gegen draußen). Wir beziehen treffenderweise das „Tirolerzimmer“, hätten aber auch problemlos je ein 15 Mann-Lager pro Nase haben können, außer 4 Hausgästen und uns war niemand da.
Nach dem Abendessen unterhalten wir uns noch ein bißchen und genießen anschließend die Nacht im Zimmer mit Teppichboden, während draußen ein kalter Wind heult. Am Morgen sind wir gut gelaunt und nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg Richtung Kirchdachspitze. Nach den ersten Metern nehmen wir Kurs auf den Padasterkogel (2301 m), der sozusagen im Vorbeigehen mitgenommen wird. Weiter anregend über einen schönen, teilweise etwas ausgesetzten Pfad (Jubiläumssteig) in Zielrichtung. Bald beginnt es zu schneien/graupeln und der Pfad wird fallweise seilversichert. Am „Silbersattel“ – 2750 m, haben wir das Gefühl, uns mitten im Frühwinter zu befinden.
Alles schneebedeckt, bitterkalter starker Wind, Schneefall. Wir wissen, daß uns nur noch 90 hm von unserem Ziel trennen und setzen den Aufstieg fort. Auf den letzten Metern sind einige steile – rutschige – Platten zu bewältigen, aber dank der ordentlichen Sicherungen null Problemo.
Den Gipfelsieg feiern wir mit Erdbeertee, Schokolade und den obligaten Mannerschnitten. Am Rückweg folgen wir dem Tip von Hüttenwirt Paul und steigen bei einer Abzweigung Richtung „Neder“ – steil – auf und auf der Seite, wo die Flanke ins Pinnistal abfällt, Richtung Rohrauersteig weiter, bis zur Weggabelung: „Hammerscharte“.
Dort nochmal 20 min hinauf, und am Grat entlang weiter in einigen Minuten zur Hammerspitze (2634 m).
Noch ein Gipfel – super! Zurück zur Hammerscharte und über ungezählte Serpentinen auf den Normalweg zurück und weiter zum Padasterjochhaus.
Noch eine Knödelsuppe und ein Getränk, verabschieden von den Hausgästen und Fr. Wirtin Agi. Angezogen sind wir wie im Winter. Ich freu`mich über den Leichtannorak, den ich anhabe. Den Sattel etwas niederer gemacht, aufgesessen und den langen Schlauch zurück ins Tal. Bei der Abfahrt bewundern wir noch erst eine hübsche junge Dame, die kurzärmlig unterwegs ist, später noch mehr ihren Begleiter (Mann?), der einen Radanhänger mit 2 Kindern (!!!) die steile Straße hinaufbuggsierte. Bravo den beiden!!
Zusammengefaßt aus unserer Sicht: Padasterjochhaus ist sehr gemütlich, Bewirtung super. Die Straße hinauf läßt sich mit Alpinausrüstung nicht immer fahren, aber kurze Schiebepassagen sollen nix ausmachen. Kirchdachspitze und Hammerspitze in der erwähnten Runde waren ein Traum. Wir sind glücklich!
Giggi, 25.7.2010