Hohes Rad, 2.934 mtr
Die kleinen Abenteuer erlebt man oft vor der Haustüre. Die Zutaten bestehen hauptsächlich aus guten Ideen, der Motivation zur Umsetzung und einer guten Planung.
An Ideen und Motivation mangelte es mir nicht. Ich brach gleich am Freitag nach Dienstende Richtung Bielerhöhe auf. Dort gibt es einen Parkplatz für Wohnmobile. Leider ohne Infrastruktur, aber das bedeutete halt in mancherlei Hinsicht Improvisation. Die geplante Ankunft sollte gegen 18:30-19:00 Uhr sein. 18:45 war es dann. Ich richtete den Caddy auf Schlafmodus ein. Dann schnappte ich die Böge, vorher stylte ich mich um zum Klettersteiggeher. Den Helm behielt ich gleich auf.
Um die Sonne zu genießen, war ich etwas zu spät. Aber die Staumauer war schön warm, von der kurz vorher verschwundenen Sonne. Fakt: der Plan, am Ankunftsabend den Staumauerklettersteig zu machen, ging bestens auf. Und weil niemand anderer auf die Idee kam, hatte ich ihn für mich alleine :-).
Der Steig ist nicht schwer (B) – etwas ausgesetzt vielleicht. Den Höhepunkt stellt ein Schwingpendel dar. Ich probierte es aus, aber meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Beim passieren des Ausblicks auf das Hohe Rad war sodann meine Begeisterung für den schönen Berg geweckt, was zum Besteigen desselben am Folgetag führt.
Nach der Rückkehr ins Basislager gönnte ich mir einen Thunfischfertigsalat und zwei schöne gekühlte Zipfer-Märzen. Um 21:30 Uhr verkrümelte ich mich in die Caddy-Kiste. Die Nacht war (ziemlich) frisch, ich schätze, mehr als 7° hat es nicht gehabt. Ich ließ den Anorak an und war froh um eine zweite Decke. Um 7:30 Uhr weckte mich die Morgensonne, die auch Ihre feine Wärme mitbrachte. Ich klaubte sicher 1h hin- und her, machte mir dann Kaffee und Müsli. Das Vorhaben, die Tour mit Bike zu verkürzen oder angenehmer zu machen, verschmiss ich. Ich brach zu Fuß auf – immerhin wusste ich noch nicht genau, ob ich dort „herauskommen“ würde, wo möglicherweise das Rad deponiert wurde. Im Nachhinein betrachtet, war es weder richtig noch falsch. Das Bike hätte mir einen Weg von etwa 1,5 km – einfach – erspart. Eigentlich wollte ich ja direkt zur Wiesbadener Hütte aufsteigen über das Ochsental. Angesichts der Sonnenlage (im Bieltal sonnig, das Ochsental lag noch im Schatten), zog es mich automatisch ins sonnigere. Die Runde war ja in beide Richtungen möglich. Meine Entscheidung bereute ich überhaupt nicht. Der Aufstieg bis zum Radsattel war kurzweilig und beschenkte mich mit kraftvollen Frühherbst Bildern.
vom Radsattel war der Weiterweg vorgegeben – es ging in die Gegenrichtung, einige Verlusthöhenmeter musste ich in Kauf nehmen. Eine markante – mühsame – Passage stellte die riesige Blockgesteinswüste vor dem Aufstieg zur „Radschulter“ dar. Von einem „Weg“ dadurch konnte keine Rede sein. An der Schulter freute ich mich (zu Früh) über den Hinweis: 40 Min bis Gipfel, ungesicherter Steig. Ich glaube, ich habe länger gebraucht – vielleicht auch nicht. Es ging anspruchsvoll nach Oben, obgleich gut markiert, verstieg ich mich gar einmal.
Der Gipfel bescherte mir einen grandiosen Ausblick in die umliegenden Berge und Gletscher. Bald brach ich zum Abstieg auf, wohlinformiert, dass an der „Radschulter“ der Abstiegsweg zur Bielerhöhe schön angezeigt war. Was ich nicht ahnte, dass auch hier wieder eine traumatische Steinwüste auf die Durchquerung auf mich (und andere Fluchende :-)) wartete.
auf den ersten Teil (Bild weiter oben) – folgte gleich darauf Nummer zwei. Blockgestein hatte ich für diesen Tag wirklich genug genossen. Meinen Gleichgewichtssinn brauche ich lange nicht mehr trainieren. Mit qualmenden Sohlen kam ich schließlich ins Wiesengelände oberhalb vom Bieltal und konnte mir, wie auf einem Balkon spazierend, die Umgebung genüsslich anschauen. Bald kam der Stausee wieder ins Blickfeld …..
die letzten Meter zockelte ich ohne Eile ins Tal, die paar Meter zurück zum Auto waren auch alsbald geschafft. Dort gönnte ich mir noch ein kleines Zitronen-Hopfen-Getränk und fuhr zufrieden heim.
Hilli, 2.9.2023
Wie immer ein Genuss Deinen Bericht zu lesen – und Deine Ideen für Neues sind Motivation pur!
Vielen Dank für diese Beiträge und schöne Grüße von den derzeit körperlich „schaumgebremsten“ BiAns.
LG Sabine und Andreas