Hohe Munde – Überschreitung
Hohe Munde – Überschreitung
Schon die herrlichen Stimmungen am zeitigen Morgen waren es wert, aufzustehen und diese Unternehmung anzupacken. Nebel liegt im Inntal – zauberhaft legt er sich auch über die Felder im Mittelgebirge. Eine eigenartige Gefühlswelt entsteht beim betrachten……
Ich fahre flott nach Leutasch und stelle mein Vehikel beim Rauthüttenparkplatz ab. Beim fertigmachen begrüßt mich plötzlich und unerwartet Wolfi. Er und Martin haben den gleichen Starpunkt wie ich, sie fahren mit den Bikes übers Gaistal Richtung Coburger Hütte und steigen weiter auf die Tajakante über den Klettersteig.
Ich hingegen gehe über den Forstweg Richtung Rauthütte, kurz vorher zweige ich rechts ab und suche den weiteren Weg Richtung Ostgipfel. An den kräftigen Herbstfarben kann ich mich nicht sattsehen. Es ist einer der wenigen Tage, die so ein prächtiges Farbenspiel hergeben und ich kann es genießen. Ja, im Paradies wird vermutlich immer und nur Herbst sein.
Der steile Aufstieg über den breiten Ostgrat gibt einen Vorgeschmack auf die Schitour hier hinauf. Ehrlich gesagt, manchmal kann ich mir gar nicht vorstellen, daß man dort mit Schi hinauf gehen und auch wieder abfahren wird. Aber dieser Wunsch brennt ja noch länger unter den Nägeln als die Sommertour.
Ich hechle hinauf, und als zuerst das „Absturzschild“ kommt und später die gewaltigen Lawinenverbauungen, spüre ich schon und kann es sogar riechen 😉 daß der Gipfel nah ist. Über einen letzten flacheren Abschnitt komme ich schließlich am Ostgipfel an. Aber, ganz anders als alle die unterm Gipfelkreuz schon feiern, grüße ich und passiere das Kreuz. Ich will weiter. Westgipfel heißt mein Ziel. Während ich die große Gipfelebene entlang gehe, staune ich über die Arbeitsbaracke, die durch ein mehrere Meter hohes Stahlgestell vor Schneeverfrachtungen gesichert ist. Hinten gehts den Markierungen entlang hinab, dem Grat entlang hinüber und Richtung Gipfelkreuz bequem hinauf. 11:30 Uhr – geschafft: Westgipfel nach 3,5 Stunden. Jetzt raste ich. Und sofort sind die Dohlen da. Sie scheinen zu wissen, daß ich gern schaue, ob sie mir aus der Hand fressen. Mit der einen Hand halte ich die Kamera, mit der anderen Apfelstücke und Nüsse.
Nach 25 min Pause mache ich mich auf den Weiterweg. Hinunter zur Niederen Munde möchte ich. Ein paar Seilversicherungen, ein bißchen gekrale, nett und abwechslungsreich gehts ein bißchen auf und ab dahin.
Endlich „drüben“ beginnt der laaaaaaaaaaaaaaaaaaaange Abstieg ins Gaistal. Zuerst in noch angenehmer Steilheit Richtung Niedere Munde, unterhalb vom Niedere Munde Sattel dann ewig und scheinbar nie endend in Serpentinen durch die Latschen bis in den Talboden. Am halben Weg dorthin ist – nicht unerwartet – mein Saufsack leer. Jetzt, mit am Gaumen klebender Zunge, ist der mühsame Abritt doppelt unnötig. Nach einer Weile, zweimal kreuze ich eine Art Graben, der etwas schlammig scheint, mit Wasserlachen, werde ich das Gefühl nicht los, dass doch bald irgendwo Wasser zu finden sein muß. Und dann habe ich sie gefunden, die herrlich plätschernde, kalte, Quelle.
Nachdem ich meinen Trinkbeutel gefüllt hatte und meinen Bauch auch, konnte ich beruhigt weiterwandern. Bald kam ich im Talboden vom Gaistal an und während immer wieder Mountain-Biker vorbeischwirrten, war ich einer der ganz wenigen, die den Marsch zu Fuß hinter sich brachten. Wenn die GPS Aufzeichnung stimmt, waren es etwa 12 km die ich jetzt noch zu bewältigen hatte. Die Fußsohlen brannten wie Feuer. Vorbei am randvollen Parkplatz. Das Tal wurde heute gestürmt. Schließlich, im Ort Leutasch angekommen, watschelte ich, schon etwas angeknackst, Richtung Auto. Da war das Schild: „Parkplatz Rauthütte“ – genau, da muß ich hin. Aber nach 300 Metern, halt, irgendwas stimmt doch da nicht. Ich bin falsch? Orientierung? Null! Ich glaube, ich muß da rüber, was heißt glaube, ich weiß es! Rüber da, quer über die Felder und eine kleine Anhöhe hinauf. Dahinter muß mein Auto stehen. Oben, auf der Lichtung dann neuerliche Orientierungslosigkeit. Hinunter, wieder auf die Straße. Jetzt ärgere ich mich. Ich werd`doch wohl noch zu meinem Auto finden. Idee: nimm das Navi, und schau mal, wo der Track begonnen wurde, da muß Du hin! Und, dort, wo ich über die Felder bin, hätte ich nur noch 250 mtr weitergehen müssen, dann wäre ich beim Wagen gewesen. Fleißrunde: 1,5 km!!
Und jetzt kommts: wer klopft mir 25 mtr vor dem Auto auf die Schulter? Martin!! Unglaublich, ohne darauf zu achten ist er und Wolfi gleichzeitig mit mir zurück zum Parkplatz gekommen. Wir teilen unsere Freude über den gelungenen Tag und machen uns auf den Heimweg.
die Schleife ganz links ist die Fleißaufgabe, die ich absolviert habe. Menno, der findet nichtmal sein Auto wieder…..
Giggi, 9.10.2010