Glättespitze, 3133 mtr

Wenn die Verhältnisse passen, muß man raus. So auch heute. Zur großen Überraschung loggte sich Meister Hannes ein. Ein Knusper 3000er – dagegen hat er nichts. Die Tourenplanung obliegt – fast schon obligat – mir. Auch ohne ihn wäre ich heute hier herauf oder auf die Brennerspitze gegangen. Aber da zu zweit war die Wahl schnell auf die anspruchsvollere der beiden Touren gefallen. Und weil der Hannes „koa Loader isch“, durftens auch gleich mal 1800 hmtr im Aufstieg sein. Die versüßten wir uns aber – und jetzt nicht lachen bitte – mit dem Bike. Obwohl wir nur knapp 200 hm vom Feuerstein bis kurz vor die Laponesalm fuhren, bestätigte sich später meine Vermutung, daß vom Bikedepot ein hinausrollen zum Feuerstein, nach 1600 hmtr Abstieg, die reinste Wonne sein wird.
Auf gehts also, die paar Meter biken waren schneller vorbei als gedacht. Die Nebel im Tal lichteten sich.

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Abgesperrt wurde mit einem großen Schloß und sogar die Sättel wurden abgesichert. Die stiehlt niemand! Und dann gehts nahezu pfeilsgerade hinauf. Vorerst auf einem guten Pfad – der sich bald in den Wiesen oberhalb der Stauden verliert. Kurz vor der (nicht mehr vorhandenen) Glättealm treffen wir wieder auf ihn. Weiter gehts, genau der Skitourenroute zum Habicht nach, steil hinauf. Es ist kein richtiger Weg vorhanden, nennen wir es aber „Steigspuren“.

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Während man im Winter schön ausholen kann und mit wenigen Spitzkehren den Hang meistert, bleibt heute nichts anderes übrig, als „Minikehren“ einzubauen – was ICH mache. Hannes nimmts direkter und klescht einfach gerade rauf. Kompliment!

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Die Hürde meistern wir und stehen dann in der letzten Ebene vor dem Firnfeld, das zum Grat führt, über den wir zum Gipfel wollen. Vorher sehen wir aber die Habicht-Süd-Schlüsselstelle (Rinne), heute ohne Winterkleid. Da soll man rauf kommen? Wie denn? Und runter vielleicht auch noch? haha…. Schaut man sich die Route vom Gipfel der Glättespitze fotografiert an, kann man es zweimal nicht glauben. But it works…..!

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(oben) Habichtrinne in der Bildmitte

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(oben) Habichtrinne mit Aufstiegs-Abfahrtsroute von der Glättespitze

Genug „gehabichtelt“, wir müssen übers letzte weiße Gold von heuer weiter hinauf. Bester Sommerfirn – kompakt zusammengesessen – läßt uns über sich hinaufspazieren. Genau wo der Schnee aufhört und die Felsen beginnen, machen wir Steckendepot. Die werden wir jetzt bis zum Gipfel echt nicht mehr brauchen. Die (freien) Hände aber schon. Recht unkompliziert, aber brüchig ohne Ende und doch da und dort ein bißchen knifflig, windet sich die Route hinauf.

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Viele Besucher hat die Glättespitze nicht, das sieht man. Im Nu stehen wir im letzten Aufschwung und können 15 mtr feinsten Blockgrat bis zum Gipfelzeichen (einer einfachen Holzstange) genießen. Juchizer, Giebelaufschlag! Bergheil!! Nach anstrengenden 4,5 Stunden dürfen wir das Gipfelziel als erreicht melden. Drüben am Habicht ist auch was los. Das sehen wir aber nicht lange, weil Nebel aufzieht. Auch wir wollen nichts riskieren und machen uns nach kurzer Rast auf den Weg ins Tal. Runter ist etwas anders spannend als rauf, halt alles umgedreht jetzt. Ganz unten, vielleicht 50 mtr oberhalb der Stecken, verfehlen wir die Ur-Route und treffen aufs Schneefeld, aber unterhalb vom Stockdepot.

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Ich quere rüber und hole die Abstiegshilfen, Hannes wartet unten. Jetzt folgen vielleicht 100 hm feinstem Abfahrens auf Sommerfirn. Bald ist das aber vorbei und die steile Felswüste beginnt. Zwischen den Brocken war es erdig und die Fersen konnten, fast driftmäßig – eingehackt werden und es war fast ein bißchen wie ein Reißenrun. Im Nu queren wir wieder den Stubaier Höhenweg und poltern weiter Richtung Glättealm. Dann hielten wir uns – im Abstiegssinne – rechts und mangels Weg schnurten wir gradeaus runter. Viel weniger als 40° hatte es dort nirgends, das ist fix. Stolpern? Fatal Fail!

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Doch dann tauchte der alte Glättesteig wieder auf. Den ließen wir nicht mehr aus den Augen und hoppelten bis zur Staudengrenze. Lockermachen – Jacke weg – Apfel essen. Der Steig ist kein Honiglecken, aber verschwendete Wegmeter hast Du nach dem Begehen keine.

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irgendwie „menschelt“ sie…..

Offensichtlich sind hier früher nur Hardcore Hirten hinauf. Es dauer daher auch nicht lange und wir trudeln unten bei den Rädern ein, dort, wo der Steig auf den asphaltierten Weg zur Laponesalm trifft. Wir sammeln uns kurz und kramen die Bögen hinter dem Zaun hervor. Jetzt grinsen zwei Bergsteiger wie neue Schillinge (für die Jungen: das ist die Währung, die es in Österreich gab, bevor der € kam). Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 64 km/h und in der fabelhaften Zeit von 6 Minuten waren wir schon beim Auto. Das war das Sahnehäubchen des heutigen Tages. Nein – sorry – das Bierchen vom Hannes und mein Alkifreier (ja – das ist neu) Radler beim Gasthaus Feuerstein, die warens.
Zusammengefaßt: toller – einsamer – 3000er mit berühmtem Nachbar-einfach super!

Giggi, 16.7.2011

und, da gibts noch was neues, ein Auszug der Fotos, versehen mit Geotaggs, auf „Locr“ hochgeladen, ermöglicht das räumliche zuordnen und die Seite versieht die Bilder auch mit Wissenswertem,
check it out: hier gehts lang

und natürlich das übliche – detailierte – Fotoalbum, darf auch nicht fehlen: