Forchheimer Weg (v. Roppen zur Erlanger Hütte)

angefangen hat es damit, dass ich einen Tourbericht über den “Mainzer Höhenweg” gelesen habe. Eine 7-8 Stunden Tagestour von

der Rüsselsheimer zur Braunschweiger Hütte. Anspruchsvoll. Diese Tour wollte ich machen. Im Zuge der Recherchen ergab sich, dass

die Erwanderung des ganzen Geigenkammes, der Pitz- vom Ötztal trennt, eine respektable Ergänzung darstellen würde. Abschließen

und krönen wollte ich noch per Überwechseln in die Stubaier Alpen, einer Nächtigung im Winterraum der Siegerlandhütte und dem

Abstieg über den Stubaier Gletscher mit anschließender Rückfahrt mit Öffis bis Innsbruck/Birgitz.

Ich brach mit dem Zug um 07:59 Uhr in Innsbruck auf und startete meine Tour direkt in Roppen.

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Der Forchheimer Weg (der fürZugreisende gebaut wurde, um einen Zustieg aus dem Inntal zu schaffen – der “Normalzustieg” erfolgt aus

Umhausen im Ötztal) sollte mich  zu meinem Etappenziel, der Erlanger Hütte (2.550 mtr), bringen. Ich fand auf Anhieb den Zustieg zur Maisalm, bis zu

der sich der Weg schon ganz schön zog.

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Dann kam die Muthütte, nach der sich der Steig schön am Grat entlang wandte. Und der Schnee

wurde mehr, stellte aber noch kein Problem dar.

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Bald kam ich, nach einer versicherten Stelle, beim Forchheimer Biwak an.

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Während im

Flyer nun von weiteren 2,5 Stunden bis zur Hütte geschrieben wird, sagte der Wegweiser vor Ort genau eine Stunde mehr an. Es ging

elendig lange dahin, über kleine Absätze, einmal links und dann wieder rechts vom Grat. Großartig waren die Markierungen, die zwar

oftmals nicht zu sehen waren, aber immer wieder tauchte “911” – gut sichtbar – auf.

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Es war einfach beruhigend zu wissen, dass ich

100% richtig unterwegs war. Aufgrund des Schnees  und des Groß teils nicht sichtbaren Weges keine Selbstverständlichkeit. Irgendwann

kam ich drüben auf dem Sattel an. Es folgte der Abstieg ins hintere Tumpental, wo sich der Weg auffällig teilt. Ich konnte mich nur nicht

anfreunden mit der Tatsache, dass ich nun, keinen Steig  erkennend, nordseitig im Schnee hinaufwühlen sollte. Musste ich aber, es war

der letzte Aufschwung, der mich meinem Ziel endgültig näher bringen sollte. Auf den Sattel hinauf war es ein (harter) Kampf.

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Hatte ich

doch mittlerweile die 2000 Höhenmeter an Aufstieg schon gut überschritten. Das merkte ich bei jedem Schritt. Mittlerweile waren auch

meine Schuhe schon stark  durchnässt und die Füße wollten nicht mehr warm werden. Endlich oben bereitete ich mich geistig auf irgendwelche

“versicherten” Passagen vor, die sich dann aber als harmlose kurze Felsnase erwiesen, die halt eben mit Stahlseil versehen waren. Dann

endlich, endlich, kam die Hütte in Sicht.

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Noch einmal gut einen km entfernt schien das alle Mal. Ich biss die Zähne zusammen und wanderte

weiter. Kurz unterhalb der Hütte dann, würde das Gelände dazu verleiten, nach rechts auf eine Graterhebung zu steigen. Die Markierungen

zeigten aber in die andere Richtung, genau dorthin, wo es den Schnee am meisten ein wehte und wo sich Kettenversicherungen dem Fels

entlang, wie ein Handlauf, wandten. Ich stapfte artig dorthin wo mich “die Farbe” leitete und wuchtete mich und meinen 12,5 kg Rucksack,

der Kette entlang hinauf.

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Endlich oben angekommen empfing mich nur eiskalter Wind. Eilig suchte ich den Winterraum, der in einem kleinen

Hüttlein neben der eigentlichen Hütte untergebracht ist. WINTERRAUM stand groß auf dem Schild auf der Tür, die, zu war!!!! Für wenige

Sekunden war ich starr, aber schon sah ich rechts oben im Türrahmen den Schlüssel. Aufgeregt hantierte ich herum, endlich gelang es,

die Tür war offen und ich stand im Raum, es war pickelkalt, aber zumindest windstill.

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Ich öffnete den Fensterladen, um das letzte Tageslicht ins

Quartier zu lassen. Schnell zog ich die nassen Sachen aus und freute mich, dass ich es hoffentlich bald fein warm haben würde. Die Ausstattung

war sehr karg, aber nützlich. Eine Schachtel Früchtetee, 1 kg Zucker, Holz zum heizen und Anzündwürfel. So einen legte ich sogleich in den

Ofen und versuchte mich im Feuermachen. Was mir auch ziemlich gut gelang, bis auf die Tatsache, dass ich erst nach 2 Stunden Murkserei

draufkam, dass der Ofen am besten zieht, wenn die Einschürklappe zu ist und nicht, wie ich sie hatte, einen Spalt offen.

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Warm war es mittlerweile

zwar auch so geworden, mit dem Nachteil jedoch, dass immer wieder Rauch in die Hütte zog und meine MarTina am nächsten Tag meinte,

ich habe in einer Speckselcherei geschlafen. Es gelang mir, soviel Wasser zu erwärmen (kochen tat es NICHT), dass ich einige Tassen Tee zusammen

brachte und sogar meinen Instantreis mit Huhn essen konnte. Danach war ich so groggy, dass ich noch ein letztes Scheit in den Ofen legte und mich

hinauf auf die Pritsche. Samt Anorak und Hose, Socken und sogar meine Hüttenpatschen ließ ich an. Aber warm hatte ich. Außen pfiff der Wind und

das Gefühl, dass ich am nächsten Tag nicht das geplante Programm abspulen werde, wurde am nächsten Morgen, um 06:10 Uhr, zur Gewissheit.

Zwar bin ich im halbdunkel hinaus und sah Spuren hinauf zum See, diese ließen kurz die Hoffnung aufkeimen, dass der Weiterweg gespurt sein

könnte. Wenn dies der Fall gewesen wäre, wäre ich weiter gegangen. Die Tritte endeten jedoch beim See. Kurz dachte ich noch daran, es zu  probieren und

bin ein Stück des Weges.

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Aber blitzartig wurde mir klar, dass diese Idee nicht gut gewesen wäre. Eine Etappe, die vermutlich irgendwo zwischen 12 und

13 Stunden gedauert hätte, mit keiner Möglichkeit zu biwakieren, vermutlich  keiner guten Wasserquelle und schon gar keiner Möglichkeit, unterwegs

abzubrechen um die wieder nassen Schuhe zu trocknen und sich zu wärmen. Mein Entschluss stand fest: Abbruch. Ich stolperte also ins Tal, 3,5 Stunden

wie angeschrieben waren es vielleicht nicht ganz. Unten wird schon ein Bus nach Ötztal-Bahnhof gehen, von wo aus ich mit dem Zug weiter nach

Innsbruck fahren würde.

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An der Bushaltestelle angekommen wollte ich es aber nicht wahrhaben: es war 09:51 Uhr, der Bus fuhr um 09:49 Uhr an meiner

Station ab. Ja genau, ich habe noch das gelbe Dach des Vielsitzers gesehen und mir gedacht, das wird ja wohl nicht “mein” Bus gewesen sein. Doch, er war es.

Nächste Abfahrt 11:08. Daraufhin watschelte ich einige km weiter, bis ich nicht mehr mochte und dachte mir, per Autostopp kommst Du auch raus. Das habe

ich nach 15 Minuten sein lassen und mich vor die Bushaltestelle gesetzt, einen Sack Studentenfutter aufgerissen und vor mich hin gewartet. Der Bus kam

pünktlich, der Anschlusszug auch (da waren nur 3 Minuten zwischen Bus Ankunft und Zug Abfahrt), was mir schlussendlich die Einfahrt in den Innsbrucker

Hauptbahnhof um 12:10 bescherte. MarTina holte mich ab und ihr wohlriechendes Selchstück war zufrieden, wieder den Luxus im Alltag genießen zu dürfen.

Fazit: ausrücken und probieren ist immer noch besser als mit voller Hose daheim Angst zu haben…..

Hilli, 21.9.2017