Ehrwalder Sonnenspitze – 2.417 mtr

Die gute Nachricht: um auf die Ehrwalder Sonnenspitze zu gelangen, muss man NICHT nach Ehrwald fahren. Man kann auch von Leutasch – über das Gaistal – bequem bis zum Seebensee radeln und auf diese Art zum Ziel gelangen. Ich brach um 8.00 Uhr in Leutasch auf und konnte in guten 1,5 h später schon das Rad deponieren. Weil ich ja eine Überschreitung vor hatte, legte ich die Begn bei einem Wegweiser „Sonnenspitze“ ab – im Wissen, dass ich genau DA wieder ins Tal gelangen werde (hähä, war auch so).

Ich rüstete dort auf Bergschuhe um, der Einfachheit halber ließ ich die Berghose im Rucksack und wanderte im Radkleid weiter zur Coburger Hütte. Ohne diese direkt zu berühren, lenkte mich der Steig unterhalb nach rechts, Richtung Ziel. Die Wegfindung war einfach, zumal der schöne Gipfel sehr markant vor einem thronte.

 Als ein Schotterband Richtung Felsen lenkte, war ein gelber Wegweiser mit dem Hinweis „Sonnenspitz 2,5 h“ zu sehen. Ich spürte instinktiv, dass die Zeitangabe – für die reinen fehlenden Höhenmeter bis zum Gipfel (vielleicht 350?) – schon einen Hinweis darauf darstellte, dass es recht anspruchsvoll werden wird. War es in der Tat. Im IIer Modus gings DAUERND dahin, ohne Unterbrechung, oder einer Gelegenheit, sich auszuruhen. Die Schwierigkeit der Tour würde ich zusammenfassen und mit der Tatsache beschreiben, dass nicht „klettern im II. Grad“ beherrscht werden soll, sondern man sich bewusst sein muss, dass die Kletterei nicht nur kurz, sondern gute 300 Höhenmeter am Stück, lang sein wird. Und es wird NIE flach, dauernd recht ausgesetzt und fordernd.

Wenn man zuletzt glaubte, „man ist durch“, kam als finale Prüfung noch eine Fleißaufgabe daher: kurz vor dem Gipfel galt es eine recht ausgesetzte Stelle zu überkraxeln, die aber mit einer Eisenkrampe entschärft ist.

Ich war froh, am Gipfel mit einem Einheimischen kurz gesprochen zu haben. Dieser machte mich beim Aufbruch ins Tal darauf aufmerksam, dass ich NICHT den Steigspuren folgen sollte, denen ich nachgehen wollte. Der richtige Weg war weiter drüben vom Gipfelkreuz weg – auch mit roten Farbtupfern markiert.  Und da gilts zu erwähnen, dass mir auch beim Aufstieg eine Unaufmerksamkeit dazu verhalf, plötzlich im fast weglosen Gelände zu stehen, weil ich vom Pfad abkam. Weil auch Alpinkletterer unterwegs sind, und ich mich (nachher festgestellt), auf deren Routen befand, waren natürlich auch Begehungsspuren derer zu sehen, die einen gerne verleiten wollten, dort weiterzugehen, was aber fatal gewesen wäre.

Der Abstieg gestaltete sich im ersten Viertel noch recht anspruchsvoll, weil das Gelände recht brüchigen Untergrund aufwies und es anständig steil und ausgesetzt ist. Weiter unten wurde es gutmütiger. Die letzten Meter zum Drahtesel klebte meine Zunge auf dem Gaumen, weil das Getränk ausging (2,5 ltr – zu wenig!). Ich kam wie gewünscht direkt beim Rad vom Berg, zog mir trockenen Klamotten an und fuhr zuerst zur Seebenalm, wo ich die Behältniss mit Wasser auffüllte. Es wuselte nur so von allerhand Urlaubern – viele augenscheinlich aus sehr Fern, E-Bikern, Familien mit Kinderwägen und anderen, die hauptsächlich die türkisen Seen bewunderten.

In Rekordzeit bretterte ich das Gaistal hinaus – Zeit zu schwitzen gab es kaum im herrlichen Fahrtwind. Trotzdem sind auch hier noch einmal 136 Höhenemter Gegenanstiege zu bewältigen, die aber – gut aufgewärmt durch die Tagesaktivität – leicht von der Hand (vom Fuß) gingen. Für die ganze Runde (die knapp 35 km betrug)  brauchte ich inclusive aller Pausen genau 7 h, was noch einen ausgiebigen freien Spätnachmittag zur Belohnung abgab.

Hilli, 7.9.24