Brandjochsüdgrat, 12.6.2010

Brandjochsüdgrat, 12.6.2010

juhuuuuuuuuuuuuuuuuuiiiiiiiiiiiii, endlich ist die Woche vorbei. Das Bergfieber hat mich seit Mittwoch fest im Griff und das Schönste, die Vorbereitung und die Vorfreude, ist angesichts des angesagten Schönwettersamstags zum Juchzen. Da ab Mittag Gewitter drohen, gibt es nur eine einzige Gegenmaßnahme: früher Aufbruch. Daher um 05:45 ab Hungerburg mit dem Bike zur Höttinger Alm. Dort habe ich „umgebaut“ in die Bergadjustierung und bin losgelatscht Richtung Brandjochkreuz. Vorerst Richtung Westen ohne nennenswerten Höhengewinn, ja manchmal sogar abwärts.

Auf Google Earth kann man die verschiedenen Pfade gut erkennen, die alle Richtung Achselkopf führen. Ich baggere daher gleich mal eine Lawinenbahn gerade nach oben, um endlich Höhenmeter zu machen. Da kommt schon der nächste „Achselkopfweg“ daher. Ein Stück ihm nach, nochmal gerade hinauf. Dann erkenne ich eine Mulde, die wir auch bei unserer Schitour zum Brandjochkreuz am 2.1.2009 passiert haben. Hinüber zum Brandjochboden, dort finde ich aber keinerlei Weg mehr zum Kreuz hinauf.

 

 

Da die Orientierung einfach ist, hechle ich weglos und schnurgerade durch Latschenfelder und mühsam zu gehende Schotterreisen hinauf. Irgendwann zieht es mich magnetisch nach Osten und da war dann auch der Steig zum Kreuz hinauf. Einer kommt mir entgegen, mehr als ein – wahrscheinlich mürrisches – „seas“ kam mir nicht aus. Noch 5 Minuten und ich war oben. Lässig! Der Wind ist kräftig und vermiest ein bißchen mein Hochgefühl wegen dem erreichten Etappenziel. Eintrag ins Gipfelbuch, halber Riegel, Jacke anziehen und weiter.

 

Schön langsam beginne ich die Besteigung des Brandjochsüdgrates. Viel mehr als „ausgesetzt“  oder „II, zwei Stellen III“ konnte ich nicht recherchieren. Und halt die Schlüsselstelle, „der Sprung“. Na, dass wird ja was werden. Von unten schauts verdammt verwegen aus. Aber diese Eindrücke täuschen meist. Kleinweise wird ein Problem nach dem nächsten durch Umgehen, Klettern, Gratwandern und Abklettern gemeistert. Was mir in Erinnerung bleiben wird, ist ein sehr steiler Kamin im Aufstieg, ein kniffliger Spalt – vielleicht 7-10 mtr äußerst ausgesetzt abzuklettern und zwei drei Passagen am Grat entlang, die wirklich für Spannung sorgten.

 

Der Schlüsselstellensprung ist eine Stelle, die unvermittelt vor mir auftauchte und schier nach „Sprung“ schreit, daher fiel mir auch erst nach dem Sprung auf, daß er das gerade eben gewesen ist.

 

Nach dem Jump ist das Schwierigste geschafft und man soll eigentlich nur mehr aufpassen, daß man den Steig nicht verliert und ins Weglose kommt, was mir passierte und zur Folge hatte, daß ich den  kompletten Falschweg nochmal zurückging und dann doch wieder die richtige und logische Spur fand. Das Auftauchen des Gipfelkreuzes von der Brandjochspitze bescherte mir dann ein Hochgefühl der Extraklasse. Ich rastete kurz, leider war es sehr windig, trug ins Gipfelbuch ein und staunte noch über den See im Frau Hitt Kar, der bläulich-türkis schimmerte, wie es mir noch nie aufgefallen ist.

 

Ich mache mich an den seilversicherten Abstieg Richtung Frau Hitt Sattel und konnte noch einen Pascha mit seinem Harem fotografieren. Ja, so machts halt Spaß, wird der sich sicher gedacht haben.

 

Der weitere steile Abstieg zur Höttinger Alm wurde extra gemütlich durchgeführt, Zeit war genug vorhanden und Muskelkater kriege ich nur vom schnellen absteigen, nicht von gemütlich.

Unten gabs dann noch lecker Kasknödl mit Salat und ein Cola zur Feier des Tages. Die Abfahrt mit dem Bike zur Hungerburg war mehr als genußvoll, Gnade demjenigen, der nach so einer Runde noch zu Fuß ins Tal muß.

Meine Tips für „Brandjochsüdgratler“: Kletter(Radl)helm unbedingt,  auf ausreichend Flüssigkeit achten (bei der Höttinger Alm auffüllen), nur in Kombi mit dem Bike bis zur Höttinger Alm; am Grat auf die gelben Markierungen achten, die eigentlich immer den Weg weisen. (warum sie zwar gelb sind wie die Flechten und nicht rot, wird mir ein Rätsel bleiben)

Meine Einschätzung der Schwierigkeit: wer sich zum Beispiel auf dem Westgrat zur Rumerspitz nicht wohl fühlt, soll hier lieber nicht rauf. Es ist eine deutliche Steigerung der Schwierigkeiten und der Ausgesetztheit.

 

Giggi, 12.6.2010