Aperer Freiger, 3261 mtr
Aperer Freiger, 3261 mtr
endlich ist es wieder einmal soweit. Eine „richtige“ alpine Unternehmung steht an. Dazu gratteln wir gleich am Freitag nach Büroschluß (was gibts schöneres) ins Stubaital und parken die Kraxe ein Stück nach der Grawa-Alm. Wir, das sind der Mario und ich. Weitere Teilnehmer konnten (schade) nicht gewonnen werden. Die vorhergesagten Gewitter kamen nicht oder sind bereits wieder abgezogen. So kamen wir trockenen Fußes zur Sulzenauhütte, wo wir 2 Betten im Vierbettzimmer ergatterten (vorbestellt natürlich). Unsere Mitbewohner: ein junges Paar, ich denke aus dem schwäbischen Raum, die einer Gruppe angehörten, die einen Eis- Alpinkurs absolvierten. Ihr Ziel für Samstag war das Zuckerhütl.
Wir ließen uns die Bergsteigerspaghetti schmecken, Mario gluckerte noch 2 Vierterln Roten, als uns auch schon die „flotte Lea“ nach oben schickte. Nach 22.00 Uhr gibts nix mehr zu trinken und nach 22.15 hast Du – eigentlich – in der Gaststube nix mehr verloren. Ruck-Zuck, so einfach ist das. Wems nicht paßt, der soll im Tal bleiben. Klingt ironisch, meine ich aber ernst (lach). Das Bett ist gemütlich, im Zimmer ist viel frische Luft und aufgrund der Bauweise der Hütte (Betondecken), ist das übliche Hüttengeknarsche auch nicht vorhanden. Beide bestätigen wir uns am morgen gegenseitig, daß wir ausgezeichnet geruaselt haben. Frühstück 06:15 Uhr, ein bißchen Hektik liegt in der Luft. Im Vorraum die ganzen „Zuckerhütler“ mit ihren Seilen, Steigeisen und riesigen Rucksäcken. Also, mir ist das Zuckerhütl im Winter lieber, mit Schi. Kann uns aber wurscht sein, unser Ziel ist ja ein anderes.
Bald wandern wir gemütlich Richtung Sulzenauferner. Der Weg oberhalb der „blauen Lacke“ (dort, wo ungefähr 5000 Steinmandln aufgebaut wurden) verläuft nicht mehr genau am Grat der Moräne, sondern wurde etwas verlegt, weil der ursprüngliche Steig teils abzubrechen drohte.
Bis zum Hundsheim sind wir voran, dann überholen uns 3 flotte Mander aus Deutschland. Der Solist, der uns auch auf den Fersen war, fiel wieder zurück. Wir rüsteten etwas auf, weil frischer Wind aufkam und die Temperatur naturgemäß, wenn es Richtung 3000er geht, mehr und mehr runter geht. Ab dem Hundsheim begann der Aufstieg – meistens am oder neben dem Grat. Die Hände kamen oft zum Einsatz und es war schon ein bißchen mehr als normales Wandern, ich täte mal sagen: Genußwanderkraxelei (I), niemals extrem ausgesetzt oder unmachbar, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit aber schon voraussetzend. Ich kam am Gipfel an und die 3 Flotten bedankten sich im Voraus bei mir für das Gipfelfoto, daß ich ihnen schoß und schon waren sie wieder dahin. Weil der Mario 5 Minuten nach mir kam, hatte ich das schöne Teil diese Zeit für mich ganz alleine.
Der Wind frischte ganz nett auf und Nebelschwaden zogen hoch. Die Sonne war nicht zu sehen und es war ziemlich unfreundlich. Trotzdem gelang es mir, etwas unterhalb des Kreuzes Schutz zu finden, dort war es annähernd windstill. Mario trudelte ein und wir knipsten ein paar Gipfelbilder. Für die Jause ließen wir uns nicht viel Zeit, weil so richtig chillig wurde es nicht. Gleich brachen wir auf Richtung Hundsheim. Der Sologänger kam uns noch entgegen, gleich danach zwei flotte Südtiroler Damen, die noch ein aufmunterndes Wort brauchten, um nicht – 15 min vor dem Gipfel – abzubrechen. Unten beim Aussichtspunkt bogen wir Richtung Westen ab, dem Lübecker Weg folgend, querten aber noch die Fernerstube, um so auf den Ausläufer des Sulzenauferners zu kommen.
Am Weg dorthin meinten wir manchmal, auf Grobschutt unterwegs zu sein, wir gingen aber auf einer teilweise sehr dicken Schuttschicht, unter der jedoch noch gewaltigste Eismassen schlummern.
Bis zur Gletscherzunge vom Sulzenauferner sammelten wir Eindrücke, wie sie sich jeder Bergfex nur wünscht. Gletscherbäche, schmale Spalten mit ungeahnter Tiefe, smaragdblau schimmernde Eis begleitete uns. Mario stimmte mir zu, die Fülle der Besonderheiten sucht seinesgleichen. Natur eben.
Am Ende der Zunge sammelt sich das Wasser in einem sich langsam bildenden See. Aus ihm bricht über die Felsrundung, die Richtung Tal schaut ein tosender Bach aus.
Links davon schlängelt sich der Weg zur Sulzenauhütte, den wir durch unsere Route erst erreichen konnten. Entlang der vom frühen Gleterscheis glattgeschliffenen Felsen wandern wir zügig zur Hütte.
Rasten? Noch nicht. Wir haben so gut wie keine Zeitreserven. Einen „Stock“ tiefer sollte es noch in einem Zug gehen. Mario gibts Vollgas. Ich hechle hinterher, kaum gelingt es mir. So dauert der Abstieg von der Hütte zur gleichnamigen Alm vielleicht 25 Minuten. Unten im Flachen deute ich nur mit abgespreiztem Daumen und kleinen Finger Richtung Alm. Herr Schwager versteht die Zeichensprache und ich gebe einen (alkoholfreien) Radler aus. Nach diesem gehts zackig weiter ins Tal, diesmal presche ich wieder vor. Am Bach beim Auto werden die Schuhe fein gemacht und die Hände gewaschen. Mario zeigt, daß es auch im Brunnen auf der anderen Straßenseite geht. Fertig einladen und back to Innsbruck.
Fazit: superlässige Hüttentour auf einen anspruchsvollen 3000er, den Abstieg über Fernerstube und Sulzenauferner können wir nur empfehlen, abwechslungsreich und sehenswert wie kaum etwas vergleichbares.
Giggi, 9.7.2011