Dominikushütte–Berliner Hütte
Um 08.00 Uhr brach ich auf. Einsam ging ich dem Schlegeis-Stausee entlang und umrundete ihn zur Hälfte. Am Ende des Sees
zweigte der Pfad zum Furtschaglhaus ab.
Diesem folgte ich, meistens noch im Schatten. Es war bitter kalt und ich war nicht
sicher, ob ich für den bevorstehenden Übergang (Schönbichler Horn, 3.134 mtr) schon das richtige (die kurze Hose) an hatte.
Eine gute Zeit nach der Hütte, es wurde durch die zunehmende Höhe immer frischer, adjustierte ich mich schließlich doch noch
um und die Kurze wurde gegen die Skinfit-Kniehose getauscht. Oben rum war ich fortan in “AFS-blaues Montura” gehüllt.
Die herbstliche Stimmung, die Farbenpracht und die angenehme Ruhe machten das Gehen zum Erlebnis. Bald steilte das Gelände auf und
es kam eine Stelle, wo sogar der Altschnee noch lag.
Der letzte Teil zum Joch war seilversichert und immer, wenn Hilli Stahlseile sah,
freute er sich besonders.
Vom Sattel selbst konnte man direkt ins Nachbartal absteigen, oder, vorher noch dem Schönbichler Horn einen
Besuch abstatten. Da es sich nur um zusätzliche – geschätzte – 25 Höhenmeter handelte, war es klar, dass ich dort rauf musste. Oben sah
ich Lothar wieder. Er hatte mich vorher überholt und genoss die Windstille und die besondere Atmosphäre auf dem Gipfel. Wir klatschten
ab und wünschten uns das Beste, ohne noch zu wissen, dass wir die restlichen Abschnitte der Runde als Team unterwegs sein werden.
vom Gipfel konnte man schon die Berliner Hütte sehen (rechtes Bild), aber es war noch weit. SEHR weit!!
Meine Gipfelzeit war schneller vorbei und ich folgte Lothar mit wenigen zig Metern Abstand in die Steile Ostflanke, die vom Horn Richtung
Berliner Hütte führte. Den Hinweis, dass bei schwierigen Verhältnissen wohl ein Klettersteig-Set dringend empfohlen wird, habe ich
(unbewusst) überlesen. Die Flanke mündet in einen Grat, den die Wegbauer wirklich sagenhaft bearbeitet haben. Lange Passagen denkt man,
man spaziert eine edle Treppe hinab.
Es folgt ein Bereich, wo man das Gefühl hat, in einer steinernen Bibliothek zu stehen. Rechterhand konnte ich mich an den Gletschern nicht satt sehen.
Die Berliner Hütte
immer (seit dem Horn!!) im Auge habend, mühte ich mich hinab. Der Weg schien kein Ende zu nehmen. Nach knapp 1400 hm Aufstieg und etlichen
Wegkilometern waren nach dem Gipfel natürlich auch die 1100 Höhenmeter hinab zu bewerkstelligen. Und die Hütte wollte und wollte nicht
näherkommen. Dank der unermüdlichen Marschiererei war es dann schließlich doch geschafft: nach ziemlich genau 8 Stunden, um 16:00 Uhr, traf ich
bei der Berliner Hütte ein. Es ist wirklich ein schönes Gebäude mit viel spürbarer Geschichte.
Die harsche Frage der Empfangsdame, ob ich denn
reserviert hätte, weckte mich regelrecht aus meinen Träumen. “Reserviert? Hä?” Es waren geschätzte 15 Gäste auf der Hütte, die mit Sicherheit
weit mehr als 150 Gäste beherbergen kann. Scheinbar rennt jeder, der was mit Bergen zu tun haben will, einmal auf die Berliner Hütte und meldet sich
nicht an, um dann vor Ort zu erfahren, dass sie (in der Saison vermutlich) voll sind. Und das müssen die Damen dann täglich mehrmals (er)klären.
Dass man ohne Reservierung hier nicht heia kann. Übersehen haben sie offensichtlich nur, dass man am vorletzten Öffnungstag, bei ganz ganz wenigen Gästen,
keine Reservierung abverlangen muss (sondern den Gast vielleicht auch nur “normal begrüßen könnte”). Egal, im Hause selber wurde ich wirklich gut und
aufmerksam bedient und die vielen Beschäftigten gaben sich Mühe, meine Wünsche zu erfüllen.
Das Zimmer teilte ich mir mit Lothar, der aber den Abend
mit einem Landsmann am Tisch verbrachte. Wir wechselten lediglich ein paar Worte und machten klar, dass wir ein Zimmer-Team waren. Am nächsten Morgen
frühstückten wir gemeinsam und Lothar lud mich ausdrücklich ein, gemeinsam zu gehen. Meine etwas geringere Geschwindigkeit störte ihn nicht.
So packten wir es an, um die beschwerliche Tour auf die Greizer Hütte hinter uns zu bringen.