Brandjochsüdgrat, Bike-Hike-Klettertour, 27.7.2012

Brandjochsüdgrat, Bike-Hike-Klettertour, 27.7.2012

mein letzter Tourbericht wurde am 28.3.2012 erstellt. Viele Freunde und Bekannte sprachen mich seitdem an und Fragen wie: „gesch Du nimmer Berg?“ „Bisch nit gsund?“ oder „berichtesch Du nimmer im Netz von Deine Unternehmungen?“ trafen bei mir ein. Nein! Gar nichts trifft zu. Nur, mein Leben hat sich seit 14.4.2012 – und schlagartig noch einmal ab 28.4.2012 geändert. Verändert. Sehr verändert. Meine engen Freunde wissen, von was ich spreche. Jedenfalls liegt eine turbulente Zeit hinter mir. Und die Vergangenheit hat gelehrt, daß Berge allein nicht so glücklich machen, als ein vollkommen funktionierendes Lebensumfeld, vor allem mit einem Partner, der zu einem steht und einen versteht.

Es war also höchste Zeit, wieder ein spannendes Abenteuer zu unternehmen. Hannes lieferte den Aufruf zum Brandjochsüdgrat. Zuerst wollte ich nicht so recht, weil ich ja dort schon war. Aber diesen Grat, vor der Haustüre gelegen und ohne Auto erreichbar, den darf man ruhig öfter als 1 x gehen. Wir vereinbarten als Treffpunkt die Höttinger Alm, Eigenanreise mit Bergrad, Zeit 09:40 Uhr (warum genau 09:40?: ich starte um 08.00 Uhr, brauche ca 1:30 min und wollte 10 min „Luft“ einbauen). Ich schlage um 09:37 Uhr auf der Alm ein und schreibe Tina ein SMS: „09:37 – pünktlich!!!“ mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Dann reiße ich mir naßgeschwitztes Leibchen und Hose runter und sitze nackt auf der Bank, um die trockene Unterhose anzuziehen. Dann läutet gleichzeitig das Telefon und Hannes kurvt heran, lachend auf die Uhr zeigend. 09:39 Uhr. Und vor lauter Ablenkungen hatte ich nun die Hose falsch an – Arsch war vorne. Also Tina verabschiedet und nochmal die blanken Backen herzeigen.

Jetzt war ich perfekt umadjustiert. Die Begn werden deponiert und wir genießen ein Kaffedscherl, bevor wir  genau inmitten des Almgeländes pfeilsgerade nach oben aufbrechen. Heute wollen wir zum Fuß der Frau Hittscharte, dort zweigt der Weg Richtung Hohe Warte ab, den wir bis zum Brandjochkreuzsattel nehmen. Der Himmel strahlend blau, wir beide hochmotiviert und freudig erregt, durch das, was wir gerade tun und das, was uns bevorsteht. Beim Abzweig füllen wir die Wasserflaschen und koffern weiter Richtung Westen.

Bald gehts steil hinauf zum Brandjochkreuz. Ich erinnere mich an den stadtbekannten Innsbrucker den viele von uns vom Sehen gekannt haben und dessen Lebensaufgabe er darin sah, die Wegmarkierungen zum Kreuz instand zu halten. Kleine Metallstangen mit roten Holzpfosten drauf. Noch sind einige davon intakt und da, aber sie verschwinden nach und nach, wie die Erinnerung an den Mann, der dort oben sogar sein Leben ließ.

Beim Kreuz schreibe ich uns ein und entdecke den Eintrag meiner Cousine vom 24.7.:   „…..05:37 Uhr……Sonnenaufgang……“, Bravo DoMo.

Nach einer kurzen Rast brechen wir zum Finale auf. Hannes war es nicht geheuer, aber ich hoffe, ich konnte seine Sorgen zerstreuen. Es ist ja wirklich keine Hexerei. Und was man hört, ist sicher hochgespielt. Wir lassen uns Zeit, suchen immer wieder die gelben Markierungen, die zwar nicht immer sofort zu erblicken sind, aber sie lassen sich finden. Die erste markante Stelle ist der breite Durchschlupf. Ich übermotiviert, wollte rechts oberhalb vorbei, so ein Quatsch. Zurück und ganz einfach unten durchspazieren.

Dann kommt ein Abkletterstück, wo man mit langen Füßen klar im Vorteil ist, gefolgt von Gehpassagen und Gratwanderabschnitten.

Bis zum „Kamin“. Dort schauen wir ehrfürchtig nach oben und ich glaube gelesen zu haben, daß dieser mit III- beurteilt ist. Kam mir heute nicht so vor, auch nicht dem Hannes. Luftige Kraxelei mit Wohlfühlcharakter würde ich meinen. Den Kamin lassen wir hinter uns und stapfen und grateln in Richtung der „Schlüsselstelle“ – einem 1,5 Meter Sprung (ich habe schon von 3 Metern gehört) hinüber zu einem Felsvorsprung. Naja, bis man eingerichtet ist um zu springen, ist es spannend, dann ists aber in Windeseile vorbei. Wir hatten auf alle Fälle Freude mit dieser Passage.

Danach ist noch da und dort eine Kletterei zu machen, bevor es verzwickt wird, weil da fehlen dann wirklich die Markierungen, die zum Gipfelkreuz der vorderen Brandjochspitze  hinauf weisen. Oben sind mehrere Leute, übliche „Kreuzstimmung“. Locker, fröhlich, entspannt und glücklich ist man da oben. Jeder eben! Nach der Jause (ich darf Kouskoussalat essen) lassen wir uns nicht viel Zeit und brechen auf. Die anderen Gipfelleute bleiben noch. Der Abstieg über den Ostgrat ist teils seilversichert und Langeweile kommt gar nicht erst auf. Ihn als „Klettersteig“ zu benennen, erscheint übertrieben, ich würde sagen, es ist ein Weg mit „Geländer“.

Die Schwierigkeit in der Führerliteratur ist mit A/B angegeben. Im Nu sind wir im Wiesgengelände unten und der anstrengendste Teil der Tour, der etwa 800 hm lange Abstieg zur Höttinger Alm zurück, wo unsere Räder deponiert sind, beginnt. Ganz bewußt lassen wir uns Zeit und wollen die müden Glieder nicht im letzten Abschnitt ramponieren. In etwa 1 Stunde trudeln wir dann unten ein, statt wie geschätzt um 15.00 Uhr war es halt 15.30. Bei Bonita

bestellen wir uns „das Bierchen“, servieren tut Patrick. Mit flüssiger Hefe im Bauch und offenen Dämpfern rattern wir gegen 16.00 Uhr ins Tal, wohlwissend, daß sich noch 2 Stunden Tivoli ausgehen werden. Der bis dahin wertigste Tag der Sommersaison klingt anschließend  bei oberkörpferfreiem Balkonlungern aus.

Giggi, 28.7.2012