Marchsäule
Marchsäule
Vorgestern sah ich, bevor ich zum Gipfelsturm Richtung Schwarze Wand ansetzte, das Sendersjöchl vom Tal aus. Irgendwie verwegen, dachte ich, daß man dort rauf soll, möchte man auf die Marchsäule. Ob das auch anders geht? Weil knackig – zwar kurz – aber extrem steil ist der Aufschwung. Und die Schneeverhältnisse? Wenn das so griesig ist, wie vermutet, wäre ein Vorwärtskommen schier unmöglich. Also grüble ich, studiere Karten, versuche mich zu erinnern, stöbere im Netz, finde aber nicht viel verwertbares. Außer dem Bericht eines Forumskollegen, der 2006 von der Südseite auf das Schwarzhorn ging.
Schließlich entschloss ich mich, es einfach zu versuchen, aber auf meine Art.
Wieder mit der Standseilbahn auf den Hoadl, kurz die Damenabfahrt hinab und unterhalb des Hochtennbodens ins Gelände gequert. Die Schi (noch) geschultert. Nach 15 min kann ich die Latten anziehen und quere weiter, mit möglichst wenig Höhenverlust, unterhalb der Kalkkögel taleinwärts.
Ein bißchen oberhalb der Adolf Pichlerhütte war Schluß mit fahren, anfellen war angesagt. Gemütlich geht`s hinauf zum Seejöchl (2518m). Hinterm Jöchl rutsche ich, samt Fellen, in den weiten Boden und kann nicht fassen, welche Schönheit und Ruhe ich genießen kann.
Wieder ein paar Höhenmeter hinauf, ungefähr folge ich dem Sommerweg. Der Steinkogel (2588 m) ist zum greifen nah, aber bewußt lasse ich ihn links (eigentlich rechts) liegen. Viel spannender ist es nämlich, den weiteren Wegverlauf einzusehen, immer direkt am Grat entlang. Hmmm, eigentlich war das keine gute Idee, denke ich. Es schaut schon recht verwegen aus.
Aber, wie so oft, Stück für Stück komme ich gut voran, weiche, wie es mir paßt, auf die harschig-griffige Südseite, oder die grieslige Nordseite des Grats aus. In aufregendem Auf und Ab dauert es nicht ewig, und ich bin – yipieeeh – über diese Route zum Sendersjöchl gekommen. Von dort erwartete ich eigentlich eine „zum Kreuz Stapfparade“. Aber, mir ist IMMER lieber, ich kann die Schi möglichst lange anlassen. Daher versuche ich, wie weit ich komme. Und, das hätte ich echt nicht für möglich gehalten, kann man Abschnitt für Abschnitt, meistens mehr südlich haltend, bis ungefähr 25m unterhalb des Kreuzes, mit Schi bewältigen.
Dann zwingt mich der fehlende Schnee, die Bretter stehenzulassen. Ich quere ein steiles Wiesenstück, erkenne mehrmals die Sommermarkierung
und stapfe schließlich die letzten Meter im Schnee zum Kreuz. Wow, voll lässig. Nächstes mal nehme ich die Schi mit und gehe weiter aufs Schwarzhorn! Aber diesmal (noch) nicht. Gipfelfoto, und gleich danach stoße ich die Schischuhfersen in die Harschkruste und male mir kurz aus, wenn ich jetzt ausrutschen würde, boahhh, lieber nicht! Die Wiesenquerung passiert und schon sind die Schi wieder da. Ein Steh-Studentenfutter-Imbiß folgt. Während dem Mampfen überlege ich, ob die Abfahrt übers Sendersjöchl nicht eine der wenigen Ausnahmen von der sicheren Lawinensituation ist. Ich fahre trotzdem ein, nachdem ich mit viel Gefühl vom Schidepot die 100 hm abschwang.
Alles Non-Sturz-Zone.
Im Jöchl dann zuerst nach links. Geht noch. Ein Schwung nach rechts – „oh mei! Mamamia, dess isch steil“. Kurzes „Bauchflackern“ – aber mit einem Ruck rutsche ich, Shark-Kontakt (shit) – vielleicht 20hm auf einen Schlag nach unten, bevor die Kanten wieder greifen und ich weiter nach rechts zu einem Felsen kann. Franz Josef Schwung, Fahrtrichtung links. Kurz verschnaufen. Dann gelingen drei vier Powderschwünge, bevor ich merke, daß sich doch tatsächlich der Gammelgries in Bewegung setzte und neben mir zu rutschen begann. Irgendwie hatte ich großen Respekt, andererseits spürte ich wohl instinktiv, daß keine Gefahr davon ausging und fuhr in den fließenden Schnee hinein und mit ihm weiter hinunter. Als es abflachte querte ich nach rechts hinaus und wußte, jetzt kann gar nix mehr passieren. Powderschweben. Und sogar einige – nicht vermutete – Pulvercruiser waren noch drin.
Weiter im Talboden hinaus zur Kemater Alm – „Fliegen“ (siehe Bericht Schwarze Wand) ging noch immer und schon wieder – ohhhhh!!!
Ruck zuck war ich draußen, Umrüsten, Riegel, gar nicht lange überlegen, ob die Lust, die 700 hm auf den Hoadl hinaufzurackern, noch da ist. Losmarschieren, schön langsam.
Meine eigene Spur von vorgestern war mir eine große Hilfe und diesmal ließ ichs nicht am Hoadlsattel gutsein, sondern trampte noch die letzten Meter zum Restaurant hinauf und nutzte die Bänke vor dem riesigen Labtempel mit Monsterjalousie, um mich abfahrtsfein zu machen. Runter in die Lizum, rauf mit dem Birgitzköpfellift und – wie könnte es anders sein – die Götzner ins Tal hinab. Ja, damit kriegt jede Schitour noch einen Extra-Mehrwert. Rein in den Bus und extrem zufrieden nach Hause fahren……….
Noch Fotos hier: https://picasaweb.google.com/berg.schneefan/180211SkitourMarchsaule#
Giggi, 18.2.2011