Rotgrubenspitze, 3042 mtr
Rotgrubenspitze, 3042 mtr
wenn man vom Zwieselbacher Roßkogel zur Rotgrubenspitze schaut, MUSS man irgendwann auf diesen spitzigen, schönen Giebel rauf! Seht selbst, ist das nicht förmlich eine Aufforderung: „komm zu mir!!“ ?
oben das Winterfoto vom 28.2.2010
Für MICH jedenfalls war es eine, und zwar eindeutige Einladung. Als wir es dann im Winter 2010 am 13.3. versuchten, scheiterten wir einerseits an der falschen Aufstiegsroute, andererseits waren die heute benutzten Bänder und Risse teils schneegefüllt und wäre der Aufstieg mit Tourenschischuhen dafür nahezu ungeeignet (obgleich es sehr wenige, gute Alpinisten gibt, die eine Winterbesteigung durchführen).
Heute allerdings sollte uns das Glück holder sein als damals. Es war zwar eine ziemlich freche Tourenauswahl, die ich getroffen habe, aber das Motto war: bis zum Joch gehts immer, und dann schauma mal. Als etwa auf einer Höhe von 2650 mtr durchgehender Schneekontakt begann, runzelten wir schon ein bißchen die Stirn.
Aber die Grathöhe war schon gut zu erkennen und sogar das Gipfelkreuzerl winkte schon herunter.
Meine Wenigkeit durfte spuren, die schon bekannten Probleme tauchten wieder auf. Plötzliches einsinken bis zum Oberschenkel, ruckartiges einbrechen und mangels Gammaschen natürlich permanentes eindringen des Kalten Nasses in die Schuhe. Wurscht, weit hamma nimma. Nach einem letzten von Stein zu Stein Gehüpfe kommt ein finales Schneefeld, das in eine schneefreie Rinne mündet.
Hier beginnt die Kraxelei. Einige Meter hinauf und wir machen „Steckendepot“. Dann hilft die Routenbeschreibung vom Mario Z. weiter (danke Mario ;-). Rechts hinausqueren, dann links entlang der Felsen hinauf in eine kleine Scharte, einen Bauch überklettern (II) und schon stehen wir oben am Gipfel. Hannes und ich waren für diesen Aufstieg sowieso Feuer und Flamme, Jemie und Michel wollten es sich nicht entgehen lassen, es dürfte aber für die beiden RECHT SPANNEND gewesen sein.
die letzten Meter für Jemie, „aber wia solli da wieder oikemmen?“
auch Michel müht sich die letzten Meter hinauf….. ein pfeifartiges Atmen begleitet ihn….
Die Pause am Giebl fiel kurz aus, Michel fühlte sich soweit oben gar nicht so wohl und echtes Rasten wollte ihm nur weiter unten – „in Scherheit“ – gefallen. Also vereinbarten wir eine Art Patenschaft für den Abstieg. Ich nahm Jemie mit und der Michel schloß sich bei Hannes an. Ich kralte voraus und war Jemie behilflich, die richtigen Griffe und Tritte zu finden. „Oischaugn tuai nit – da werd ma schwindlig“, machte Jemie klar, wo sein Problem liegt. Der Vorstieg im Abstieg und die Anfeuerungsrufe zu Jemie machten auch mich ein bißchen kirre und ich gestehe, ein bisserl Adrenalin pulsierte auch in mir.
Immerhin mußten wir oben die beiden anderen, Hannes und Michel beobachten. Und irgendwie hatte ich ja die moralische Verantwortung für die Tour und dass alle wieder gut herunterkommen. Ich wies Jemie in die letzten Tritte ein und man konnte die Erleichterung in seinem Gesicht sehen, geschafft! Beim Steckendepot. Jetzt galt es nur mehr, die „Randkluft“ zu überwinden, den Übergang vom Fels in den Schnee. Vorher schauten wir aber noch gespannt zu, wie der Hannes den Michel einwies im Abstieg. Burschen – sauber gmacht!!
Es wurde vereinbart, daß wir unten weiter, wo der Schnee langsam aufhört, eine gemütliche Pause einlegen. Wir stärkten uns, genossen die Herbstsonne und ein blöder Spruch jagte den nächsten. Buabmtag halt!
Den weiteren Abstieg bewältigten wir weglos, die großen Grasbüschel wirkten wie Stoßdämpfer und bis zum Talboden flogen wir förmlich hinab.
Dann versuchten wir talauswärts den alten Steig zu nehmen. Aber nach einigen Hundert Metern wollten wir den Bach queren und auf den (noch) sonnigen Normalweg übersetzen.
So einfach war das aber nicht, die Bachsteine waren eisig oder glitschig, jedenfalls fast nicht zu betreten, ohne daß man abrutscht. Ich ging vor, tappte aber gleich mit beiden Füßen wadentief in die kalte Flut und hechtete trotzdem auf die andere Seite. Die anderen 3 hatten größere Wasserangst als ich, nur Michel schaffte es trockenen Fußes auf die andere Seite. Vereint nahmen wir den verbleibenden Langhatscher ins Tal in Angriff. Schließlich kamen wir nach über 8 Stunden unterwegs beim Auto an.
Unsere „Hardliner IIer Grad Einweisung für Anfänger“ wird wohl noch lange Gespräch sein, aber auch die Tatsache, daß wir einen ausgesprochen attraktiven Gipfel zu einer Zeit erreichten, wo andere mit der Sommersaison längst abgeschlossen haben.
Meine Zusammenfassung: Langer Talhatsch, steiler Zustieg, luftige Kraxlerei; ein anspruchsvoller Gipfel allemal; Gratulation an meine Begleiter von heute: Jemie, Michael und Hannes. Tolle Kameradschaft, mutige Burschn und allm an guaten Spruch auf die Lippen! Yipieh! so ghörts!
Giggi, 30.10.2011