Piccardbrücke–Obergurgl
Nach einer unruhigen Nacht stand ich gegen 5:10 Uhr auf. Tiefschlaf sah anders aus ; Feuer machen, Wasser für den
Kaffee erhitzen, langsam in den Tag starten. Nach der klaren Nacht war es frisch, ich schätze, um die Null Grad. Ich klaubte hin
und her. Das Instantmüsli, mit heißem Wasser aufbereitet, schmeckte und gab gute Energie für die folgende Wanderung (die
war schließlich 14 km lang). Nach dem Auskehren, Fenster schließen und die Hütte so herrichten, wie es vorgesehen war, machte ich
mich gegen 7:45 Uhr auf den Weg.
Ich wollte auf jeden Fall zur (gesperrten) Piccardbrücke. Schön wäre es gewesen, diese zu passieren,
um anschließend auf das Ramolhaus zu gelangen. Dies wollte aber nicht sein, mehr dazu später. Nach 25 Minuten wandern erreichte ich
den (ersten) Abzweig zum Ramolhaus und begann den Abstieg dorthin. Was mich irritierte, waren die Wegmarkierungen, die immer wieder
von Rot/weiß auf Rot/Schwarz verändert wurden. Irgendwas wollte man damit ja vermitteln.
Ich sollte später draufkommen. Als ich nämlich
weiter und weiter ins Tal kam, erreichte ich einen Wegknoten, der mich stutzen ließ. Immer wieder die veränderten Markierungen vor Augen,
dachte ich mir, dass es sich wohl um den alten Weg zu dem Übergang handeln musste, der durch die neue (Piccard-)Brücke ersetzt wurde.
Genau so war es. Ich wollte daher kein Risiko eingehen (vor Allem deshalb, weil ich weiß, dass man sich bei falschen Wegen mehr und mehr
verzetteln kann, je weiter man vordringt….) und steuerte den Teil des Weges Richtung Langtalereck Hütte an, was mir am vernünftigsten erschien.
Dann halt keine Piccardbrücke, oder vielleicht doch?
Es ging wieder aufwärts, sprichwörtlich, bis ein “moderner” Wegweiser mit gelben Schildern bestätigte, dass es weiter Richtung Schlucht zur
Piccardbrücke und aufwärts zur Langtalereck Hütte geht. Jetzt trieb mich allein die Neugier schon an, die Brücke zu sehen. Nach wenigen
Höhenmetern tauchte sie auf. Mit 142 Metern Länge und annähernd 100 Meter über der Schlucht flößte sie mir schon beim Anschauen Respekt ein.
Aber, “abgedeckt” war sie ja gar nicht. Es schaute aus, als ob sie nur gesperrt war. Ich kletterte über die Absperrung und schaute. Ich schaute genau.
Und dann erkannte ich, was mit “abgedeckt” gemeint war. Die Bodenplatten waren auf einer Länge von etwa 30 Metern entfernt, um möglichen
Lawinen im Winter die Angriffsfläche zu nehmen.
Technisch wäre das Überqueren kein Riesenproblem gewesen. Kurz dachte ich sogar darüber nach,
vielleicht mit dem zusätzlichen Einhängen des Kletterseig-Sets….? Aber der Respekt vor dem Verbot und mein Bauchgefühl rieten mir ab.
Gesehen habe ichs, so bin ich zurück zum Abzweig und weiter unterhalb der Langtalereckhütte. Diese blieb oberhalb, ich trottete gemütlich
den Schäfersteig zurück nach Obergurgl.
Ein aufregender, ausgefüllter Tag, mit tollen Eindrücken ging zu Ende. Piccardbrücke + Ramolhaus bleiben auf der “to-do-Liste” – ganz oben.
Hier noch der Link mit ein paar Eindrücken zur Brücke – sehr sehenswert:
Hilli, 27.10.2022