911er–Runde

warum “911er” ? Der Hauptteil des begangenen Weges trägt diese Nummer. Der Weg beginnt in Roppen und endet an der

Braunschweiger Hütte. Da ich den Teil von Roppen bis zur Erlangerhütte bereits 2017 ging (siehe: Forchheimer Weg ), brach ich

diesmal in Tumpen auf, mit Ziel Erlangerhütte, um dort fort zu setzen, wo ich vor 2 Jahren aufhörte. Bus und Bahn sollten mich

zum Ausgangsort und auch wieder zurück nach Hause bringen. Im Gegensatz zum Jahr 2017 gelang die Runde dieses Jahr perfekt.

 

Freitag, 13.9.2019

von Tumpen über die Gehsteigalm zur Erlangerhütte

 

Gipfel:

Kugleter Kopf, 2.411 mtr

Kreuzjochspitze, 2.675 mtr

 

“ich darf nicht Pilze suchen”

“frisches Quellwasser, das kein Trinkwasser ist”

“die Dunkelkammer”

 

ich brach gegen 9.00 Uhr in Tumpen auf. Die Anreise mit Bus/Bahn/Bus verlief problemlos, obgleich man als passionierter Autofahrer

schon schauen muss, dass man zurecht kommt. Den Weg fand ich auf Anhieb. Kaum im Wald sah ich schon erste Eierschwammerl.

Stehenlassen war die Devise! Auch die Steinpilze, direkt im (!) Weg und gleich daneben.

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Auf der Gehsteigalm angekommen, konnte ich mich überzeugen, dass stimmte, was im Bericht über das Trinkwasser dort

geschrieben wurde. Ich füllte meine Behältnisse trotzdem bedenkenlos auf. Und, ich überlebte! Smiley.

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Beim Weiterweg zur Erlangerhütte

fiel mir ein Kreuz oberhalb der Alm auf. Ich querte hinüber und sah, dass es nicht die vermeintliche Kreuzjochspitze, sondern der

“kuglete Kopf” war. Das Kreuz ist zwar in der Karte eingezeichnet, aber ohne Namen/Höhenangabe. Deshalb bitte ich um Verzeihung, wenn die

Angaben nicht 100%ig stimmen. Ergänzend kann ich berichten, dass das Kreuz von German Erd eingeweiht wurde.

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Nach einer halbstündigen

Rast im Gras entschied ich, über Abschneider weiter Richtung Kreuzjochspitze zu gehen. Zeit war genug vorhanden und meine Motivation, auch

das eine oder andere “Gieberl” mitzunehmen, grenzenlos.

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Von der Kreuzspitze querte ich zurück zum Hüttenanstieg und traf am mittleren Nachmittag

dort ein. Ich hatte wohl sagenhaftes Glück, meine Bitte um Quartier wurde mit dem Zuweisen eines Einzelzimmers (!!)  (Lagers) bestätigt. “Gehsch grad

in zwoaten Stock auffi, da wo DUNKELKAMMER draufsteht”. Es war ein Raum, 180 x 200 cm, 1 Matratzenlager, früher vermutlich wohl wirklich

die Dunkelkammer, zum Entwickeln des Zelluloids.

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Die erhaltene Privatsphäre ging über jeden Komfortanspruch und ich freute mich, dass ich gut

untergekommen war. Was mich an dem Tag noch beunruhigte, sollte am nächsten Tag für einige Fleißmeter sorgen…….

Die Frischmannhütte (nächstes Ziel), war an jenem Samstag, wo ich dort eintreffen wollte, nämlich hemmungslos ausgebucht. Bei meinem Anruf dort

hatte die Wirtin regelrecht Angst, dass ich dort aufkreuzen könnte. Der Wirt der Erlangerhütte empfahl mir daher, direkt weiter zur Hauerseehütte zu

gehen (Selbstversorgerhütte). Aufgrund der Tatsache, dass sich in meinem Rucksack auch Instand-Nahrungsbeutel befanden, wäre das kein Problem

gewesen. Ich bat ihn noch, mich dort anzumelden, was helfen sollte, unterzukommen.

 

Samstag, 14.9.2019

von der Erlangerhütte zur Innerbergalm

 

Gipfel:

Fundusfeiler, 3.079 mtr

 

“wir buchen das schon im Februar”

“mia sein voll”

“Kammer ohne Fenster”

 

Ich brach bei bestem Wetter auf und hatte  schon bald das erste Joch hinter mir. Was noch an Karen und Sätteln  folgen wird, macht die Tour sehr kräfteraubend.

Es ist kein Vergleich, zu einem einmaligen Aufstieg, der am Ziel beendet ist. Dauernd geht es irgendwo rauf, anschließend wieder runter, um bald darauf

abermals auf das nächste Schartl zu müssen. An der “Feilerscharte” (siehste… Smiley) angekommen, war die Entscheidung zu treffen, ob ich den halbstündigen Zustieg

auf den Fundusfeiler in Angriff nehme, oder nicht. Wann werde ich das nächste Mal Gelegenheit haben, diesen Gipfel zu erreichen? Eben, nie, deshalb nahm ich die

kleine Strapaze gerne auf mich. Der Lohn war ein 3000er, ein schöner noch dazu.

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Noch einige sollten folgen. Es dauerte nicht lange, und ich traf wenig oberhalb der Frischmannhütte

ein, es war kurz nach 12.00 Uhr (voll waren die deshalb, weil eine 25 Personen starke Gruppe aus Deutschland  bereits im Februar (!!) gebucht hatte).

Gottseidank hatten die keinen Platz für mich, was sollte ich dort auch schon machen, zu dieser Zeit? Von dort zur Hauerseehütte waren

4 Stunden veranschlagt, und das würde meinen Tag sinnvoll ausfüllen. Ich setzte mich bei der Wegkreuzung hin, machte eine Rast und brach alsbald wieder auf. Das Felderjöchl

war sowohl im Aufstieg, mehr noch im Abstieg Richtung “weißer See” eine schöne Herausforderung.

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Und, mit dem passieren dieser Passage hatte ich auch einen Teil des

4 – Seen Weges absolviert (eine jährlich im Sommer stattfindende Wanderung wird vom Tourismus Verband organisiert). Irgendwann, nach dem x-ten Anstieg, kam ich zum

Spitzingsee – den ich schon für den Hauersee, und somit fälschlicherweise für mein Ziel, hielt. Ich hielt Ausschau nach einem Schlafplatz in meinem Biwak-Sack, um zumindest

einen “Plan C” zu haben, sollte die Hauerseehütte voll sein und ich nicht unterkommen sollte. Noch einmal ging es um die Ecke, bis das lang ersehnte Ziel gegen 16: 15 Uhr erreicht

wurde. Nach Start um 7.00 Uhr hatte ich immerhin schon über 9 Stunden Marsch hinter mir. Nüchtern wurde ich aber sofort, als mir der Hüttenwart mitteilte “mia sein eigentlich

voll!” – was?? – “eigentlich”?? Er gab mir den gleichen Tipp, wie die 2 Einheimischen am Fundusfeiler, nämlich, mein Glück auf der Innerbergalm zu suchen, die sollten fast sicher

was haben für mich, zum schlafen. Ich musste also, ob ich wollte oder nicht, von 2.383 mtr absteigen auf 1946 mtr. Zum ersten war ich schon ziemlich streichfähig, zum nächsten

musste ich die Abstiegsmeter ja am nächsten Tag wieder im Aufstieg bewältigen. Und der Weg zur Rüsselsheimer Hütte war so schon lange genug. Aber ich hatte keine andere

Wahl, mit zusammengebissenen Zähnen torkelte ich gen Tal. Bei der Alm angekommen bat ich um Quartier. Und zum zweiten Mal bei dieser Reise, bekam ich eine Kammer.

Nur diesmal keine “Dunkel” sondern eine “Fensterlose”. Und statt der Tür ein Holzverschlag  mit Verschlussvariante. Luxuriös ist was anderes, ich traute mich aber nicht zu widersprechen

und war froh um die Bleibe. Nachdem ich mich gestärkt habe, ging ich in meinen Kobel und versuchte, zu schlafen. Vorher vereinbarte ich noch mit der Wirtin das Frühstück um  5.30 Uhr.

Schlafen konnte ich sowieso nicht, und mit einem zeitigen Aufbruch schaffte ich mir eine Zeitreserve.

 

Sonntag, 15.9.2019

von der Innerbergalm zur Rüsselsheimer Hütte

 

Gipfel:

Luibiskogel, 3.110 mtr

 

“hättest doch Platz gehabt”

“Tag der Jöcher”

“endlich eine ruhige Hütte”

 

im Schein der Stirmlampe (ein absolutes “must have” bei jeder Mehrtagestour), zuckerte ich von der Innerbergalm los. Im gesamten werden mich heute ca 15 km und

1.750 Höhenmeter im Aufstieg erwarten, aber das Wetter war schön und stabil, so war ich guter Dinge. Bald schon traf ich erneut bei der Hauerseehütte ein und wünschte

den Anwesenden, die schon wach waren, einen guten Morgen. “Achja, 2, die reserviert hatten, sind gar nicht gekommen, hättest doch Platz gehabt”, erfuhr ich dann gleich.

Davon hatte ich nun auch nichts mehr und war sogar froh, dass die Tour einen anspruchsvolleren Touch bekommen hat durch die Zusatzmeter. Bald ging ich weiter und konnte

die Hütte samt See nur mehr von oben sehen.

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Mühsam ging es, bitterkalt, zur Luibisscharte. Dort stellte sich die gleiche Frage, wie beim Fundusfeiler. 3000er kostenlos? Mitnehmen, natürlich !!!

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Der weitere Weg war dann der,  der Jöcher/Scharten/Übergänge. Von der Luibisscharte runter und aufs Sandjöchl hoch. Wieder hinab und aufs Breitenjöchl. Abermals talwärts und

aufs Kapuzinerjöchl (warum dieses Gewaltige JOCH durch ein niedliches “Jöchl” klein gemacht wird, weiß ich nicht). Nicht genug, geht es schließlich nach Gahwinden, und letztmalig

runter zur Rüsselsheimer Hütte.

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Dort sah ich vor der Hütte nur 1 Person und wollte der Ruhe nicht trauen. Meine Bitte nach der besten Schlafmöglichkeit wurde mit einem Bett im

Zweibettzimmer bestätigt. Hier war nun zum ersten Mal so etwas wie Luxus auf den Bergen zu spüren. Mit einer Duschmarke in der Hand, bezog ich das Zimmer, großzügiger als kaum

eines, das ich vorher sah. Und ausgestattet wie im Bilderbuch. Eine eigene Steckdose, Kasten, Tisch, sauber bezogen, einfach herrlich. Ich freute mich über Dinge, die sonst allgegenwärtig

sind. Nach dem Brausen legte ich mich hin und hörte Stimmen. Ich ging nach unten und setzte mich zu einer Gruppe junger Leute, die am Vortag auf der Kaunergrathütte gefeiert hatten.

Es war das einzige Mal, dass ich das Gefühl hatte, mit Gleichgesinnten zu sein. Die Gruppe hatte sich die hohe Geige für den nächsten Tag vorgenommen. Meine Unternehmung gefiel auch.

Der Mainzer Höhenweg stand bei den Jungen auch noch auf der “to do Liste”, und ich merkte, wie sie mich vielleicht sogar ganz wenig beneideten. Bald ging ich wieder auf das Zimmer,

und genoss die Ruhe. In Summe waren keine 10 Leute auf der Hütte. Nach dem Abendessen ging es, wie an allen Tagen, zeitig früh ins Bett. Später als 20.30 Uhr war es NIE der Fall.

 

 

Montag, 16.9.2019

von der Rüsselsheimer Hütte zur Braunschweiger Hütte

“Mainzer Höhenweg”

 

Gipfel:

Wassertalkogel, 3.252 mtr

Gschrappkogel, 3.197 mtr

Wurmsitzkogel, 3.079 mtr

 

“niemand am Weg”

“das orange Ufo am Berg”

“wenn Du meinst, das meiste ist hinter Dir, kommt`s nochmal “dicke””

 

Dass ich diese ganze Tour gemacht habe, ist der Tatsache zu verdanken, dass ich mir in den Kopf gesetzt habe, den Mainzer Höhenweg zu gehen. Nur, als Tagestour geht sich das (bei mir

zumindest), mit den Kräften nicht aus. Man müsste ja von Plangeross auf die Rüsselsheimer Hütte zusteigen, und dann noch von der Braunschweiger Hütte wieder ins Tal gehen (egal, ob

ins Pitz- oder Ötztal). Die veranschlagte Zeit von 8-10 Stunden für den Höhenweg würde dadurch noch einmal 5-6 Stunden verlängert werden. So ersonn ich, den Geigenkamm abzuwandern,

und als Zustieg erwähnten 911erWeg  zu wählen. Dies ermöglichte mir, den gesamten Gebirgskamm, der Pitz- und Ötztal trennt, zu begehen.

Schon bis zur Rüsselsheimer Hütte war die Tour ein einziger Traum, auch ob des Wetterglücks, das mir beschieden war. Der Höhepunkt stand aber eindeutig an jenem Montag am Programm.

Es brach niemand mit mir auf, obwohl der Tag sicher einer der geeignetsten des ganzen Jahres für diese Unternehmung war. Es kam mir auch niemand entgegen (wobei der Wirt von der

Braunschweiger Hütte mir erklärte, dass es üblich ist zu gehen, so wie ich es ging). Die Route würde ICH zweiteilen. In einen Gletscherteil mit einigen versicherten – teils recht ausgesetzten –

Passagen, bis zum Rheinland Pfalz Biwak.

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Der zweite Teil ist geprägt von trockenen – wasserlosen – Blockanhäufungen, die abwechselnd direkt am Grat entlang ab- und wieder aufgestiegen

werden. Ich traf gegen 12.00 Uhr am Biwak ein und freute mich, dass ich (vermeintlich), nun das Gröbste geschafft hatte. Diese Meinung änderte sich später, als ich zurückblickte und wusste,

ich habe einige Km zurückgelegt und man konnte das UFO-förmige Biwak nur mehr erahnen, ich war aber noch lange nicht am Ziel.

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Ewig lange zog sich der Kamm hin, bis endlich ein Hinweis

kam, “zur Braunschweiger Hütte über Franz Auer Steig”, wie konnte es anders sein, über ein letztes Schartl, das erklommen werden musste. Bald war die Hütte in Sicht. Die Freude über

die hoffentlich anwesenden Gleichgesinnten verpuffte aber blitzartig, als ich dort eintraf, und die Menschenmengen sah. Was taten die alle hier? Und, die sahen irgendwie so anders aus,

obwohl sie schöne Rucksäcke und oftmals neue Bergschuhe ihr Eigen nannten. Ich meldete mich an und die Routinefrage: “hasch reserviert” konnte ich nur verneinen. Man steckte mich in

ein 4-Bett Zimmer, keiner der anderen war vor Ort, als ich es bezog. Ich ging wieder nach unten, und setzte mich mit meinem Getränk auf die Terrasse. Es traf erneut ein “Rudel” junger Deutscher

ein. Ich wollte wissen, was die hier alle tun und fragte: “wo kommts ihr denn her?” und wollte so ein Gespräch anfangen. “von unten” war die dümmste Antwort, die mir so ein Dreikäsehoch-Weibchen

geben konnte. Ich war baff und verdutzt, ob der saublöden Ansage. Die Wirtin klärte schließlich auf: “die gehen alle den “E5” – eine Alpenquerung”. Jetzt war mir mehr klar. Und es war kein

einziger “normaler Bergsteiger” zugegen, mit dem ich mich unterhalten konnte. Die buntgemischte Schar an E5lern, waren für meine Begriffe vollkommen unter sich. Und mitten drin: ICH.

total Fehl am Platz. Ich fühlte mich gar nicht wohl, nun noch weniger, da ich wusste, was die Alle hier taten. Beim Abendessen hieß es, zusammenrücken. Rund um mich gesellten sich

lauter Fernwanderer. Ich war früher fertig und hörte mir mehr als eine halbe Stunde an, was diese Menschen bewegte: die Frage, ob sie am nächsten Tag über das Pitztaler Jöchl oder das

Rettenbachjoch gehen sollten. Ersteres “schwierig, kettenversichert, mit Schneeberührung” – zweiteres mit einer Stunde Umweg verbunden. Abwechselnd rieten sie sich dann noch  zu verschiedenen

Varianten, wie Zeit und Weg gespart werden konnte. Durch Einsatz von Liften, Taxis und Öffentlichen. Als ich genug davon hatte, ging ich aufs Zimmer. 19:30 Uhr – es war mir egal. Ich legte mich einfach hin

und wollte nur, dass ich dort schnellstens wieder wegkommen kann. Erstaunlicherweise verging die Nacht schnell und um 5:45 Uhr kralte ich aus den Federn. Frühstück sollte es um 6.30 Uhr geben.

Um 6.05 Uhr saß ich vor der verschlossenen Tür und hoffte, dass diese doch früher aufging, was sie auch tat.

 

Dienstag,  17.9.2019

von der Braunschweiger Hütte zur Siegerlandhütte

 

Gipfel:

keine

 

“Tag der Tiere”

“der längste Hatsch der Tour”

“richtig schian wars nit”

 

der Tag begann, wie es zur Hütte und deren Gästen passte. Ich saß mich an einen gedeckten Tisch und wollte in höchstens 10 Minuten meinen Kaffee runterwürgen und 2 Honigbrote essen.

Kaum begonnen, kam einer und mahnte mich mit den Worten: “da ist aber reserviert!!” – ich hatte das Holzstück übersehen, dass dies ausdrückte, und das auf jedem gedeckten Tisch stand.

Für Einzelpersonen, die nicht reserviert hatten, wurde nicht gedeckt. Was konnte ich das auch wissen? Ich setzte mich um und es dauerte dann in Summe KEINE 10 Minuten, bis ich fertig war. Ich wollte

auch keinen Kaffee mehr und kein weiteres Brot. Nur mehr raus hier. Ich schnappte meinen Rucksack und drängte mit den Hüttenpatschen an,  und den Bergschuhen in der Hand,  nach draußen.

Auf der Bank südlich beeilte ich mich, fertig zu werden und brach sofort auf. Am halben Weg zum Pitztaler Jöchl überholte mich eine Gruppe junger Burschen. Aber nur, um oben fleißig Selfies

zu produzieren. Ich ging vorbei, diese “Stelle mit Ketten” (eine seilversicherte Passage) kam, wurde passiert und hinten ging es steil hinab. Auf einem Gletscherrest, bedeckt mit noch 10 cm

Neuschnee. Als ich den ersten Schritt in den steilen Hang setzte, merkte ich, dass sich unter dem Neuschnee wohl Blankeis befindet, weil  ich sehr unsicher stand. Die Bemühung galt daher,

den Abschnitt behutsam abzusteigen, um nicht ab zu rutschen. Die Tritte im Schnee waren hart gepresst und rutschig bis eisig. Vermutlich haben sich dort später Dramen abgespielt…….

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Am Vorabend habe ich noch mit dem Gedanken gespielt, den Bus nach Sölden zu nehmen. Aber während dem Gehen war ich mir plötzlich sicher: ich gehe zu Fuß, keine Schwindelei, keinerlei

Erleichterungen! Auch aus dem Grund nicht, dass ich nicht vielleicht wieder neben einem Fernwanderer sitzen muss.  Es ging vorbei an der Zielarena des Sölden-Saisonauftaktrennens.

Im Steilhang wurde bereits fleißig gearbeitet. Einige Pistengeräte hatten schon damit zu tun, den Hang her zu richten. Schön ist was anderes.

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Meine Wanderung führte entlang der Talabfahrt,

teilweise auf Mountainbikestrecken. Das schönste waren noch die Murmelen, die sich gar nicht von mir stören ließen.

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Bald traf ich in Sölden ein und kaufte genau das, was ich in der Siegerlandhütte

haben wollte, wenn ich dort ankam. 1 Radler, 1 Apfelsaft gespritzt und eine Süßspeise. Sonst befand sich in meiner Proviantdose noch 1 Reis/1 Nudelinstantgericht, 1 Frühstücksmüsli, diverse Riegel

und Mannerschnitten. Verhungert wäre ich also nie. Lediglich das Gewicht des Rucksacks drückte mich nach unten. Zudem war  mir auch bewusst, dass dieser Teil nun der elendig längste der ganzen

Tour werden wird. In Sölden steht die Gehzeit mit 5 Stunden angeschrieben, nach gut einer Stunde wandern kommt wieder ein Schild, da sind es immer noch 5 Stunden…….

Etwa 30 Minuten nach der Fiegls Hütte muss ich mich auf einen großen Stein setzen. Ich nutzte den intakten Handyempfang und lud mir den Wetterbericht herunter. Es blieb immer noch stabil.

Nachdem ich mit schweren Füssen wieder aufstand, setzte ich den Marsch fort. Der Forstweg ging nach der Brücke am Talende in einen Steig über. Flach ging es ewig dahin, dort wurden die

KM des Tages erreicht. Endlich mal konnte man die Hütte sehen, aber, wie immer, wenn man das Ziel sieht: es ist noch lange nicht da! Auf einer Ebene kurz unterhalb traf ich auf einen Siegerländer,

der mir bestätigte, dass der Winterraum offen ist und er selbst dort gerastet hat, nun aber wieder ins Tal will.

Meine Ansage, dass ich oben schlafen werde, hat er verwundert quittiert und zog von

Dannen. Der großzügige Raum hatte mit mir also seinen ersten zahlenden Gast in dieser Saison. Schnell machte ich Feuer und stellte Wasser über, für meinen Fertigreis BALKAN ART.  Nun lohnte

sich auch die Schlepperei, der gspritzte Apfel zuerst,  zischte hinunter, dass es nur so eine Gaude war. Der Radler wollte gut behütet zum Abendessen getrunken werden.

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Später saß ich da, mit vollem

Bauch, kaum zu einer Bewegung fähig. Scheit für Scheit legte ich nach und freute mich, über die warme Bude. Draußen windete es heftig, jeder Ausflug ins Freie ließ mich fröstelnd zurückkehren, direkt

vor den Ofen hin. Als der Tag sein Licht verlor, versuchte ich noch einige zig Minuten, mit der Stirnlampe auf und an, sitzen zu bleiben. Aber meine Augen waren schwer und so legte ich mich auf die Koje

oben, wo noch einige andere Lagerbetten sauber da standen. Mit klopfendem Herzen und (ehrlicherweise) auch ein wenig aufgeregt, schlief ich ein. Um 3.00 Uhr Früh wachte ich auf und schaute aus

dem Fenster. Sternenklar, windstill…..ich döste wieder ein. Dann, um 5:10 Uhr, wachte ich gut ausgeruht auf und schaute erneut nach den Verhältnissen. Diese waren gleich perfekt wie in der Nacht.

So beschloss ich, aufzustehen und die Zeit zu nutzen, bis es hell (genug) war, aufzubrechen. Nicht verraten hatte ich, dass ich am Vorabend schon mit dem Gedanken gespielt hatte, bei guten Bedingungen

die Sonklarspitze zu besteigen. Das zeitige Aufstehen  und die Möglichkeit, früh aufzubrechen, ermöglichten dieses Vorhaben dann…….

 

Mittwoch, 18.9.2019

von der Siegerlandhütte zum Eisgrat

 

Gipfel:

Sonklarspitze, 3.467 mtr

 

“die wildeste Grobblock-Kletterei”

“die kann auch im Sommer was”

“keine Bahn vom Schaufeljoch!!”

 

ich begann den Tag also mit Feuer machen und goss kochendes Wasser in mein Müsli, dass ich ziehen ließ, während ich den Pulverkaffee genoss. Das Haferflockengemisch war anschließend die beste Kraftnahrung, die ich

während der ganzen Runde bekommen konnte. Gleich hinter dem Haus folgte ich den Markierungen. Nach einer Anhöhe wurde es knifflig, ich musste genau schauen, wo die Markierungen zu finden waren.

Diese führten geradewegs in einen Haufen riesiger Blöcke, die es galt, auf zu klettern. Sie lagen aber so zu einander, dass man mit Phantasie immer und immer wieder gut durchkam und sich nach oben arbeiten

konnte. Von den Monsterblöcken leiteten einen die Markierungen direkt auf den Grat, der Richtung “Hohes Eis” führte.

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Hier war die eine und andere recht ausgesetzte Stelle zu meistern. Unterstrichen hat ein

etwas mulmiges Gefühl der  bitterkalte Wind, der am Grat wehte, fast so, um zu sagen: “pass auf Burschi!”.

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Vor dem hohen Eis war wieder normales Gehgelände, bis es eben auf den Firnrücken ging. Nach einer

weiteren Felspassage war der Sattel erreicht, wo man im Winter mit den Schiern ein Stück abrutscht, um zu queren. Ich dachte aber, ich werde den Grat entlang gehen. Das tat ich auch, aber nur, bis zu einer

Stelle, wo sich dieser aufbäumte und ein alpiner IIer längst nicht mehr reichte. Ohne langes Zögern drehte ich um. Ich nahm die Route wie im Winter. Diese hatte den Vorteil, dass in dem windgeschützten

Bereich südlich vom Berg, die Sonne gute Arbeit leistete und mich angenehm wärmte.

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Fast schon im Eilschritt bewegte ich mich hinüber, wissend, dass ich bald am Gipfel sein werde. Kurz vorher drehte ich

nach rechts hinaus, um einen besseren Blick Richtung Freiger und Co zu haben. Dort kam auf die Spur von Süden daher, von dort erhielt der Gipfel in den letzten Tagen einigen Besuch von Müllerhütte und

Becherhaus. Um 9:30 Uhr war ich schon wieder am Weg zurück, ich wollte unbedingt nicht in Zeitrückstand kommen. Die Gletscherbahnen warteten nicht auf mich! Es galt, bis 12.00 Uhr spätestens bei der Siegerlandhütte

zu sein.

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Danach gab es eine Angabe, dass bis zur Hildesheimer Hütte mit 3 Stunden zu rechnen ist. Von dort, würde ich noch 45 Minuten bis zum Schaufeljoch brauchen, von wo ich mit der Gondel ins Tal wollte.

Planankunft bei der Gondel war also etwa 15:45 Uhr. Ich spürte den Druck, dass ich das schaffen musste und gab so gut es ging Gas. Das gelang, bis ich den halben Abstieg von der Sonklarspitze hinter mich gebracht hatte.

Dann schmerzte plötzlich mein linker Oberschenkelmuskel. Sehr sogar. Ich musste hinkend absteigen und marschieren. Was es genau auslöste, kann ich nicht sagen. Immerhin gingen der Sonklartour 5 ausgiebige

Wanderungen voraus, und ich hatte am jeweiligen Abend keinerlei Schmerzen oder Muskelkater. Ich schleppte mich mit den Schmerzen zur Hütte und weiter Richtung “Gamsplatzl”. Dieser Anstieg ist nicht nur

im Winter extrem unnötig, nun konnte ich auch das Sommerlied darüber singen. Auf dem Übergang angekommen erkundete ich die Route. Ich wollte nicht über / bis zur Hildesheimer Hütte gehen, sondern

den ganzen Talkessel, den man üblicherweise als Auffellplatz für Zuckerhütl Touren kennt, umgehen. Das gelang mit einigem Auf- und Ab sogar, ob ich mir in Summe was gespart habe, kann ich nicht mit

Sicherheit sagen.

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Eins jedoch ist klar, dieser Gegenanstieg ist im Sommer vielleicht noch mühsamer, als im Winter. Entlang der Schleppliftspur ging ich in sandigem Gelände nach oben, schließlich traf ich

auf das Gletschereis. Noch weiter oben, im Funpark, richteten zwei Pistengeräte und ein Bagger den Park her. Als ich sah, dass eine der Maschinen an der Winde hing, schwenkte ich um und zog pfeilsgerade

hinauf zum Weg, der zur Bahn aufs Schaufeljoch führt. Als ich wenige Minuten vorher Menschen auf der Aussichtsplattform “Top of Tyrol” gesehen habe, war ich mir absolut sicher: die Bahn fährt!

Da wurde ich aber eines Besseren belehrt, als mich ein Stubaier Urgestein bei der Bahn, die außer Betrieb war, mit den Worten begrüßte: “douu geaht heit nichts, muasch übern Gletscherpfad zum Eisgrat ummen,

aber dou bisch glei unten!! – Pfiati!” Er sah nicht mehr, dass ich blass wurde und meine Zähne zum zweiten Mal während der Runde fest zusammenbeißen musste. Ich humpelte ums Eck und Richtung der nächsten

Station. Zumindest konnte man die vielen Menschen davor sehen, und ich wusste, diese (3S)-Bahn sperrt mir nimmer zu. Um 15:45 Uhr traf ich dort ein. Es galt nur mehr, ins Tal zu schweben, von dort den Bus nach

Innsbruck zu nehmen (der fährt 1h25 Minuten!) und in den Postbus nach Birgitz umzusteigen. Um 18:20 Uhr war es geschafft, ich kam zuhause an.

 

Fazit/Eckdaten:

Aufstiegsmeter ca 11.000

Streckenlänge ca 110 km

Gehzeit: 55 Stunden

für den “911er-Giro” brauchts neben einer guten Motivation enorm viel Liebe zu den Bergen, und ein wenig “Power” – wie beim motorisierten Namensvetter, schadet sicher auch nicht.

 

Hilli, 19.9.2019

(die Muskelschmerzen lassen schon nach….. Smiley)