Pfaffenduet
was eine klare und trockene Nacht für uns Schitourenfanaten ausmachen konnte, sahen wir heute. Es sollte aber nicht die einzige
Überraschung des Tages gewesen sein, mit der wir nicht so gerechnet haben.
Angefangen hat es mit der Tatsache, dass man an jenem Samstag, gleichzeitig Veranstaltungstag des “Stubai-Ultra-
Marathon”, bereits ab 06.00 Uhr früh mit der “3S” bis zum Eisgrat und nach dem Umsteigen bis zur Jochdohle auffahren konnte.
Dies bescherte uns die wohl einmalige Gelegenheit, eine Schitour bereits kurz nach 6.30 Uhr dort zu beginnen, wo man normalerweise
besten Falls um 8.30 Uhr seine Latten anschnallt.
Das Schigebiet zeigte sich in seinem “Sommerkleid” – bedeutet, viele Eisflächen waren
mit Folie abgedeckt. Wir stiefelten Richtung Kapelle und über eine paar Felsblöcke zum Schnee.
Eine pickelhart durchgefrorene Schneedecke
erwartete uns. Verbunden mit den vielen Kraterähnlichen Gebilden, die sich auf Sommerschnee eben bilden, war dies die erste (und einzige
NEGATIVE), Überraschung des Tages. Zum fahren war dieser Schnee nämlich alles andere als fein. Es rumpelte vom Feinsten und von
Schigenuss konnten wir vorerst mal noch nicht sprechen. Angenehm war, dass die geschlossene Schneedecke noch bis hinunter in “das Loch”
reichte, wo wir uns jedoch wegen der genannten harten Oberfläche gar nicht erst die Felle aufzogen, sondern in die Steigeisen schlüpften.
Logistisch gesehen war das eine gute Idee. Stapften wir doch bis zum ersten Gipfel, dem Pfaffenkogel, so hinauf.
Dort oben gönnten wir uns
eine kurze Pause und ernteten die ersten Fahrfreuden des Tages, indem wir 3 große Schleifen in den Schnee zeichneten und in Schussfahrt
Richtung Aufstiegsstapfen in die Zuckerhütl/Pfaffenspur querten.
Dort war flugs wieder in die Eisen gewechselt, bevor wir weiter marschierten.
Bald interessierte uns “das Hütl” nicht mehr und wir folgten der Spur zum wilden Pfaff. Über die Nordseite hatten wir keine Probleme, trotz
hartem Sommerfirns, mit unseren spitzen Patschen hinaufzukommen. Nach dem steilen “Schnapper” freuten wir uns über das unterhalb des
Gipfels gelegene Plateau, errichteten Schidepot und pfitschten, natürlich ohne Eisenschuhe, den bereits sommerlichen Finalpfad hinauf.
Es war windstill, wolkenlos und die Grinser in unseren Gesichtern gingen nicht mehr weg. Nach wenigen Minuten kam ein weiterer Schifreund
daher. Kurz vorher meinte ich noch zu Flex: “bald kimp oaner, den Du kennsch, es gibt ja keinen Tag, wo Du nit oan triffsch”. Kaum gesagt, waren
schon die üblichen Gipfelanständigkeiten ausgetauscht und Flex klärte bald auf, dass er Raimund kennt. Jetzt, wo klar war, wer wer war, verlief
das weitere Gespräch noch inniger. Und wenige Augenblicke danach traf noch Mrs. Stubaier Gletscher ein, Annelies. Wenn vier so große Tourenschifreunde
an einem 29.6. zusammen am Gipfel sitzen, gab es natürlich viel zu erzählen. Irgendwann brachen wir aber doch auf zu unseren Schiern. Mittlerweile
hat es perfekt aufgefirnt, wobei, ein “zu spät” gibt es fast nicht mehr, auf dieser Höhe und zu dieser Jahreszeit. Im idealsten Firn raschelten wir
die Nordseite hinab, schwindelten uns über eine felsige Stelle und sammelten uns am Fuß des berühmten Gegenübers zur Schlussbesprechung.
Die ergab, dass Annelies und Raimund noch aufs Hütl gingen, währen Flexicinho und ich die Abfahrt antraten. In der Schranz Hocke sausten wir
quer hinüber, einer von mehreren Juchizern musste hinaus in die Stubaier Alpen. Ein wenig mussten wir anschieben, bald ging es aber wieder
von alleine und vor dem Joch gingen sich 2 Schwünge aus, als Einstimmung auf weitere Abfahrtsfreuden.
Diese folgten schon bald, auch, wenn es
ein wenig rumpelte, ob der vielen Wasserrinnen. Bis ins Loch hinunter war feinstes Schifahren angesagt.
Das kann man https://youtu.be/UnXGN__sTjk auch hier nachsehen.
oben Hilli in Fahrt
und hier oben Flex – da war FREUDE drin
Dann folgte das unvermeidliche: Auffellen.
Die folgenden ca 350 Hm Gegenanstieg bis zum Pfaffengrat – 3.060 mtr – hatte ich schon schlimmer in Erinnerung. Oben blickten wir dann auf weitere
und mehrere Hundert Höhenmeter perfekte Sommerfirnabfahrt vom Feinsten.
Abermals ließen wir die Schi laufen und ja, es war fast schon mehr
Erregung – gepaart mit unbändiger Freude, dass wir so spät noch so gut unterwegs waren. Unterhalb der Liftstation “Jungfrauenbödele”, auf etwa 2.600 mtr
Seehöhe, waren dann die Sommerwege lange schon schneefrei gemacht worden. Dies erforderte einen Überstieg von der einen zur anderen Seite des freien Weges.
Meiner einer absolvierte das mit Schiern an, Flex zog vor, auszuziehen. Auf der anderen Seite offenbarte uns dann der Blick ins Tal, dass wir fast noch
ohne Unterbrechung (1 x Schi ausziehen MUSSTE sein) bis zur Dresdner Hütte abfahren konnten (!!). Und die letzte Schifahrt für die heurige Saison
war dann auch noch von einer Qualität, die der gemeine Pistenfahrer nicht kennt.
Der Schitourengourmet nennt das: “Pistenfirn”, welcher auf künstlich
beschneiten Abfahrten nach Saisonende zu finden ist und der hauptsächlich der dichteren Schneekonsistenz des Kunstschnees gegenüber Naturschnee
geschuldet ist. Wir hatten noch genug Schmalz in den Beinen, um volle Karacho der heurigen Wintersaison einen würdigen Abschied zu widmen.
Der Schnee spritzte nur so und wieder kamen Jubelschreie über meine Lippen. Nach dem kurzen Übergang zum Finalhang ging es ein letztes Mal zur
Sache und der Blick zurück vermittelte uns für heute und die ganze Saison: “alles richtig gmacht” – jetzt is vorbei, die Schi kommen nun in den Keller.
Für Manchen ohnehin eine komische Ansage, denn es herrscht seit vielen Tagen eine Hitzewelle mit Temperaturen weit über 30° ………..
Heute war ich mit Flex unterwegs, einer jener Wenigen, die auch nie genug vom Schitouren bekommen. Danke Flexi
Giggi, 29.6.2019